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Boden-Vanille

© Subbotina Anna - Fotolia.com

Bodenbelag mit Vanille- oder Apfelduft ?

Aufgrund der zunehmenden Zahl von Allergikern (geschätzt 30 % der Bevölkerung) und vor allem Chemikaliensensitiven (5 bis 10%) stehen die unangenehmen Gerüche von Baustoffen wieder im Fokus. Einige Hersteller meinen, sie haben die Lösung: Parfümieren wir den Bodenbelag doch einfach mit Vanille- oder Apfelduft!

Gesetzgeber erwägen sogar künftig bei der Zulassung von Bauprodukten auch Fragen der Geruchsbelastung mit einzubeziehen. Aber auch die Rechtsprechung steht vor der Frage, ob unangenehme Gerüche, unabhängig ob „gesundheitsschädlich“ oder nicht, als Reklamationsgrund anerkannt werden können.

Um bei der vom Institut für Bautechnik geplanten Geruchsprüfung besser abzuschneiden, diskutierten Hersteller offensichtlich ernsthaft den Einsatz von Duftstoffen, um unangenehme Gerüche zu überdecken. Der Vorschlag Verlegewerkstoffe mit Vanille-, Zitrone- oder Apfelduft zu versehen, ist generell fraglich. Denn „Beduftungen“ sind nicht nur für Sensitive oft unerträglich, sondern generell eine zusätzliche Raumluftbelastung. Deren gesundheitliche Unbedenklichkeit sei grundsätzlich in Frage gestellt.

Der Plan der Parfümierung stammt konkret von jenen Herstellern, die zu einem hohen Anteil (nur wenige Ausnahmen) seit Jahren die Weitergabe der eigentlichen Emissionsprüfberichte für eine gesundheitliche Bewertung für die Allergikerberatung verweigern.

Doch glücklicherweise findet sich in den Herstelleraussagen ein Denkfehler:

Denn Gerüche werden bekanntlich durch sogenannte „Lösemittel“ (VOCs7) ausgelöst, deren Emissions-Summenwerte seit langem einen wesentlichen Faktor bei der gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten darstellen. Nicht umsonst werben gerade Bodenbelags-Werkstoffhersteller seit Jahren mit Begriffen „lösemittelfrei“ und „emissionsarm“.
Mit der Zugabe von „Geruchsstoffen“ werden diese Emissionswerte aber natürlich erhöht – anstatt also die Raumluftbelastungen insgesamt zu reduzieren, werden vorhandene Belastungen noch verstärkt.

Leider ist die Idee gar nicht so neu – so wirbt ein Gips-Spachtelmassenhersteller bereits seit Jahren mit seinem „Wandfüller mit Citrusduft“.
Wünschenswert wäre es aber, wenn die Hersteller mehr Zeit und Geld in die Entwicklung „geruchsärmerer“ Produkte setzen würde, anstelle unangenehme Gerüche mit „Parfum“ überdecken zu wollen.

Quelle: Sentinel-Haus Stiftung e.V. / Text: Christina Jung