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Das beständige Gefühl der negative Mittelpunkt im Betrieb zu sein ist nicht schön. ©iStockphoto

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Mobbing in Deutschland

Mobbing am Arbeitsplatz

Sie sitzen oft allein in der Kantine? Ihrer Freundlichkeit wird mit stummen Blicken begegnet? Ihre Aussagen werden permanent verdreht oder falsch widergegeben? Ihre Unterlagen verschwinden auf unerklärliche Weise oder man versucht sogar Sie mit Drohungen einzuschüchtern? Dann zählen Sie höchstwahrscheinlich bereits zu der Gruppe der Mobbingopfer wie inzwischen jeder zehnte deutsche Arbeitnehmer.

Die Grenzen zwischen Rangeleien unter Kollegen und Mobbing sind fließend. Während bei normalen Konflikten der Fokus auf der Sachebene liegt und auf eine konstruktive Lösung zugesteuert wird, ist Mobbing dagegen beziehungsorientiert und destruktiv. Ungelöste Konflikte und Kränkungen wachsen sich zu Hassgefühlen aus. Es besteht ein hierarchisches, auf Konfrontation angelegtes polarisierendes Täter-Opfer-Verhältnis mit Anschuldigungen, Vorwürfen, Unterstellungen, Behauptungen, Rechthaberei und Schuldzuweisungen. Mobber agieren tätertypisch und greifen an. Gemobbte reagieren opfertypisch und fühlen sich dem Mobber hilflos ausgeliefert. Beide Akteure verfangen sich in einer Teufelsspirale, die eine sachliche Auseinandersetzung verhindert.

Ausgelacht! Durch die Kraft der Gruppe ist jeder klein zu kriegen ©iStockphoto

Ausgelacht! Durch die Kraft der Gruppe ist jeder klein zu kriegen ©iStockphoto

Handlungen und Phasen

Mobbing hat viele Gesichter. Seine Formen reichen von Informations- und Kontaktverweigerung, über die Verbreitung übler Gerüchte und verbaler Angriffe auf das Ansehen und die Persönlichkeit bis hin zu Bedrohungen und Ausübung von körperlicher Gewalt. Nach und nach wird dem Gemoppten die Möglichkeit genommen, sinnvoll zu kommunizieren.

Am Anfang steht immer ein ungelöster sachlicher Konflikt, der auf die persönliche Ebene übertragen wird und über einen längeren Zeitraum schrittweise eskaliert. Am Ende steht fast immer die Kündigung oder die langdauernde Krankschreibung.

Ursachen und Folgen

Die Ursachen von Mobbing liegen meistens nicht in der Persönlichkeitsstruktur der Beteiligten und in der Opfer-Täter-Beziehung begründet, sondern sitzen tiefer: in der Struktur der Arbeitswelt beziehungsweise der Firma. Nach neuesten Studien ist in jedem zweiten Mobbing-Fall der Chef der Aggressor - das nennt man „Bossing". Zum klassischen Mobbing unter hierarchisch Gleichgestellten kommt es laut Studien in jedem fünften Fall. Außerdem gibt es das "Staffing" mit Aggressionen von Untergebenen gegen ihren Chef.

Der Chef ist in den meisten Fällen in irgendeiner Weise an den Schikanen beteiligt, entweder geht Mobbing direkt von ihm aus oder er begünstigt es, indem er wegsieht und weghört. Ein Mobbing-Fall kostet das Unternehmen nach Schätzungen zwischen 30.000 und 50.000 Euro pro Jahr. Angesichts von bis zu zwei Millionen Menschen, die jährlich in Deutschland gemobbt werden, verliert die Wirtschaft mehrere Milliarden Euro.

Mobbing macht nachweislich krank. Die psychischen und physischen Folgen von Mobbing sind für das Opfer fatal. Aus Hilflosigkeit, Verzweiflung, Misstrauen und sozialem Rückzug aufgrund der angespannten Situation am Arbeitsplatz entstehen schnell Depressionen, Verfolgungswahn und Angstzustände bis hin zum Suizid, aber auch psychosomatische Störungen  wie Atemnot, Essstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen und Erbrechen.

Prävention und Hilfe

Betroffene sollten nicht darauf hoffen, dass sich die Situation von allein auflöst, sondern Hilfe suchen bei Arbeitnehmervertretungen, Betriebs- und Personalräten, Gewerkschaften und Anwälten. Ebenso müssen Arbeitgeber und Führungskräfte Beschwerden von Betroffenen ernst nehmen, Zeugen anhören, Beweise erheben oder Mobbing-Beauftragte benennen.

Vielen Mobbinghandlungen liegt ein Straftatbestand zugrunde, bei dem man den Mobber anzeigen kann. Unter Umständen kann der Arbeitgeber auf Schadensersatz und Schmerzensgeld angeklagt werden, wenn er trotz der Ersuche um Hilfe nichts gegen das Mobbing unternimmt und damit seiner Fürsorgepflicht nicht nachkommt.

Quellen: spiegel.de, berufsstrategie.de
Text: Oliver Bartsch
Bilder: ©iStockphoto, Titelbild: Depositphotos/AndreyPopov