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Aderlass

Aderlass: Mittelalterliche Methode neu entdeckt

Schon Hildegard von Bingen (1098-1179) wusste: „Sind bei einem Menschen die Gefäße mit Blut gefüllt, so müssen sie von dem schädlichen Schleim und dem durch die Verdauung gelieferten Saft durch einen Einschnitt gereinigt werden.“ Ein mittelalterliches Naturheilverfahren macht sich dies zu Nutze: der Aderlass.

Der moderne Aderlass ist weniger martialisch, aber dennoch wichtig in der Naturheilkunde ©iStockphoto

Der moderne Aderlass ist weniger martialisch, aber dennoch wichtig in der Naturheilkunde ©iStockphoto

 

Im Mittelalter sehr beliebt gehörte diese Methode zur sogenannten Humoraltherapie, die auf Galenus Lehre der vier Körpersäfte (Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle) zurückgeht. Galenus lebte im 2. Jahrhundert nach Christus, doch die ersten Berichte über Heilerfolge der Aderlasstherapie finden sich schon in der frühen indischen Medizin (3000 - 1000 v. Chr.). Auch in den ayurvedischen Heilmethoden kommt Aderlass gelegentlich noch zum Einsatz. Doch was ist diese Methode, die schon vor über 2000 Jahren von Hippokrates angewandt wurde und laut Hildegard von Bingen den Körper „von schädlichem Schleim“ befreien sollte, eigentlich?

Aderlass – Heilverfahren zur Blutreinigung

Bei der Aderlass Durchführung wird den Patienten mittels einer Flügelkanüle Blut aus der Vene in der Ellenbeuge oder am Hals ausgeleitet. Es gibt keine genauen Vorgaben, wie viel Blut genau entnommen werden sollte, also nimmt man ca. 10 – 15 % der Gesamtblutmenge ab, was nicht gerade wenig ist.

Durch das entnommene Blut tritt eine Blutverdünnung durch eiweißarme Flüssigkeit aus dem Zwischenzellgewebe ein. Dies führt angeblich zu einer verbesserten Viskosität und zu einer optimierten Mikrozirkulation, die Kopfschmerzen, Tinnitus oder Bluthochdruck heilen soll.

Durch den kontrollierten Blutverlust bildet der Körper schnell neue Blutkörperchen, die die Selbstheilungskräfte des Körpers und die Aktivierung des Immunsystems anregen sollen.

„Blutspenden“ gegen Bluthochdruck?

Empfohlen wird der Aderlass auch bei Ödemen, Hauterkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Angeblich hilft die Behandlung/Methode zudem präventiv bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und soll so Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen. Aderlass kann aber auch gefährlich sein, zum Beispiel bei Durchblutungsstörungen, Herzrhythmusstörungen oder Blutarmut.

Tatsächlich lässt sich heute nichts von den angeblich therapeutischen Erfolgen des Aderlass wissenschaftlich belegen. Allerhöchstens in so seltenen Fällen wie bei einer übermäßigen Vermehrung von Blutzellen (Polycythaemia Vera) kann die Methode die moderne Behandlung unterstützen.

Quelle: medicalpress / Text: Christina Jung / Bild: iStockphoto