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Nylon aus Zucker: Feiner Stoff aus nachwachsendem Rohstoff
Zucker ist nicht nur zum Naschen da, sondern soll künftig auch als Kleidung getragen werden. So das nachhaltige Forschungsergebnis asiatischer Wissenschaftler aus Singapur, die Nylon aus Zucker und damit aus einem nachwachsenden Rohstoff herstellen können.
Eine neue Methode pflanzlich hergestelltem Nylon könnte die ganze Modebranche revolutionieren. Nicht nur weil hier Zucker eine große Hauptrolle spielt, sondern weil wieder ein großer Schritt in Richtung Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit in die privaten Haushalte gemacht würde.
Um die Tragweite dieser neuen Errungenschaft zu erfassen, lohnt sich ein kurzer Blick auf den Kunststoff Nylon.
Hier handelt es sich um eine aus Polyamid hergestellte Synthesefaser. Eines der ältesten künstlich hergestellten Garne. Nylon ist extrem temperaturbeständig und formbar. Dazu bruchfest und wärmeformbeständig. Jeder trägt es in irgendeiner Form auf seiner Haut. Als Strumpf, Regenbekleidung oder in der Unterwäsche. In Form von Modebekleidung ist Nylon in seiner künstlichen Form nicht ganz unbedenklich, da für den Herstellungsprozess ein aufwendiger Chemie-Cocktail notwendig ist. Dieser besteht unter anderem aus Textilfarbstoffen, die Allergene auslösen können. Außerdem werden Metalle wie Chrom, Nickel oder Kobalt freigesetzt, die ebenfalls allergische Reaktionen auslösen können.
Deutlich weniger CO2
Nylon aus Zucker kann diese Nebenwirkungen komplett ausschalten. Wissenschaftler des A*Star Institute of Bioengineering and Nanotechnology in Singapur haben herausgefunden, wie auf nachhaltige und umweltfreundliche Weise Nylon hergestellt werden kann. Es geht vor allem um den Bestandteil Adipinsäure, der bisher künstlich produziert wird. Dieser Vorgang belastet extrem die Umwelt und benötigt zudem viel Energie und Chemikalien, die auf Erdöl basieren. Dabei werden große Mengen des Treibhausgases Stickstoffoxid freigesetzt.
Die Wissenschaftler aus Singapur haben nun einen neuen Katalysierungsvorgang herausgefunden, um natürliche Adipinsäure zu gewinnen. Jackie Y. Ying, Direktorin des Instituts, beschreibt den neuen Prozess als „einfach, effizient und grün“. Also eine ideale Methode für die industrielle Entwicklung. Wesentlich umweltfreundlicher als die konventionelle Erdöl-Variante, da sie unabhängig ist von fossilen Brennstoffen und deutlich weniger CO2 ausstößt. Dazu kommt noch ein positiver Wirtschaftsfaktor: Zucker ist wesentlich günstiger als Erdöl.
Text: Peter Rensch