Endlich: nachhaltige, fair gehandelte Schuhe!
Die Menschen werden wacher, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Fleisch und Gemüse sollen bio sein. Kaffee und Tee fair gehandelt. Und Kleidung ohne Schadstoffe, hergestellt unter menschenwürdigen Bedingungen. Warum sollte das eigentlich bei Schuhen nicht so sein?
Schuhe kaufen ohne Reue?
Deutschland, 2016. Wer Schuhe kauft, hat die Qual der Wahl. Wir suchen in Einkaufszentren, Fußgängerzonen oder Online-Shops nach dem passenden Paar. Hierbei spielen Preis, Tragekomfort und Aussehen für die meisten Menschen die größte Rolle. Obwohl Konsumenten bei Nahrungsmitteln oder Bekleidung Faktoren wie Nachhaltigkeit, Sozial- oder Umweltverträglichkeit beachten, denken sie bei Schuhen häufig nicht daran.
Was noch trauriger ist: Selbst wer auf den Seiten bekannter Schuhmarken versucht, mehr über die Herstellungsbedingungen herauszufinden, findet keine oder gar falsche Informationen. Anbieter verschweigen bei ihrem Internetauftritt insbesondere asiatische Herstellerländer und warten sogar mit Nachhaltigkeitszertifikaten auf. Dies beweist etwa ein drastischer Bericht der ARD-Sendung PlusMinus vom November 2015.
Video: Schicker Schuh – dreckige Produktionsbedingungen
Quelle: ARD-Mediathek (Video in der ARD-Mediathek verfügbar bis 10.11.2016)
Trauriges Beispiel: Kanpur, Indien
In der nordindischen Lederhochburg Kanpur werden vielfach weder Tierschutz, Umweltschutz noch faire Arbeitsbedingungen beachtet. Vergiftetes Wasser mit 100 verschiedenen Chemikalien, darunter das Schwermetall Chrom, wird in der Industriestadt mit 2,8 Millionen Einwohnern etwa zur Bewässerung von Feldern verwendet. Gerbereien entsorgen ihr Abwasser nicht ordnungsgemäß. Sie stauen es beispielsweise in illegalen Behältern. Bersten diese, führt das zu teils tödlichen Schlammlawinen für die in der Nachbarschaft wohnenden Arbeiter.
Letztere tragen trotz Chemikalien in den Werkstätten und Fabriken keine Schutzkleidung, keine Handschuhe und keinen vorgeschriebenen Atemschutz. Sie bewegen sich teils barfuß in chromverseuchten Werkshallen und schlafen aus Übermüdung zwischen ihren Schichten unmittelbar neben Fässern mit Chemikalien. Obwohl im erwähnten Film sogar fertige Schuhteile mit dem Markennamen der Anbieter gezeigt werden, leugnen diese die Herstellung dort oder lehnen Interviews ab. (Quellen: ARD | Council for Leather Exports, Indien)
Baumwoll-Ernte in Indien. Bildquelle: Fair Deal Trading GmbH
Gibt es Gegenbeispiele für faire, ökologische Schuhherstellung?
Ja, mindestens eines. Die Fair Deal Trading GmbH bietet nachhaltige Sneaker an. CEO Martin Solterbeck und seine Mitarbeiter achten sowohl bei Herstellern wie Händlern auf eine konsequente faire und ökologische Philosophie. Die Bio-Baumwolle für ihre „Ethletic“-Schuhe stammt aus pestizid- und chemikalienfreien Plantagen, die sich wie die geschilderte Lederproduktion ebenfalls in Indien befinden. Sie werden regelmäßig von der unabhängigen Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT überprüft. Diese sichert dauerhaft die Glaubwürdigkeit des Fairtrade-Siegels.
Letzteres beinhaltet strenge Standards in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dabei existiert beispielsweise im Bereich Ökologie eine Liste verbotener Substanzen und der Bio-Anbau wird gefördert. Ökonomische Elemente sind etwa die Leistung einer Fairtrade-Prämie sowie eine Vorfinanzierung. Im sozialen Bereich werden Arbeitsbedingungen der Hersteller unter die Lupe genommen und Kinderarbeit verhindert. Daneben gibt es auch Auszeichnungen: Ethletic erhielt beispielsweise den Fairtrade Award 2016 in der der Kategorie „Manufacturer“.
Kautschuk wird durch das Einritzen der Baumrinde gewonnen. Bildquelle: Fair Deal Trading GmbH
FSC-Zertifizierung und soziale Einstellung
Bei den Ethletic-Modellen wird zudem Naturkautschuk aus Sri Lanka für die Herstellung der Schuhe verwendet. Dessen umwelt- und sozialverträglicher Anbau wird durch ein weiteres Zertifikat gewährleistet, welches für viele nachhaltig ausgerichtete Firmen weltweit hohe Bedeutung besitzt: Das Forest Stewardship Council® (FSC®), ein internationales Zertifizierungssystem für die Waldwirtschaft. Es garantiert eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung. Darunter fallen beispielsweise der Schutz bedrohter Arten, der langfristige Bestand des betrachteten ökologischen Systems (kein Raubbau, keine Monokulturen) sowie die Sicherung der Rechte von dort lebenden Ureinwohnern. Da die Ethletic-Sneaker folglich keine tierischen Bestandteile enthalten, sind sie auch vegan.
Firmenvideo „Making of Karma Chakhs”
Quelle: YouTube-Channel Ethletic TV
Fairer Handel
Die Mitarbeiter bei der Fertigung in Pakistan erhalten von dem Unternehmen faire Löhne sowie im Rahmen der „Talon Fairtrade Welfare Society“ einen Aufschlag von 15 Prozent. Dieses Geld fließt in gemeinschaftliche Projekte, etwa Gesundheitsangebote für die Arbeiter oder die Unterstützung für Mädchenschulen. Das Unternehmen hinter der Marke Ethletic, die Fairdeal Trading GmbH, wurde aufgrund seines Engagements so anerkannter Lieferant des Weltladendachverbands in Deutschland.
„Die Menschen, die für Ethletic arbeiten, sind für uns keine Zahl in der Bilanz oder ein Kostenfaktor. Wir haben diese Menschen kennengelernt. Wir schätzen sie und ihr Können, ihren Einsatz, ihre Geschichte“,
sagt Marc Solterbeck, Geschäftsführer der Fair Deal Trading GmbH. Dies gilt auch für die Händler, welche am Ende der Lieferkette die Schuhe vorrätig haben und sie an Kunden ausliefern.
Lieferanten und Händler: Vertrauen als Basis
So wie die traditionsreiche memo AG aus Greußenheim, einem nachhaltigen Versandhandel, der 2016 sein 25-jähriges Jubiläum feiert. Die Firma betreibt mehrere Online-Shops, die sich an Privatverbraucher und Gewerbekunden gleichermaßen richten. Zur Produktpalette gehören auch die genannten Ethletic-Sneaker und weitere Modelle des fairen Schuh-Anbieters, die Privatkunden im Online-Shop memolife ordern können.
Jan Heinze, als Produktmanager der memo AG zuständig für die Produkte von Fair Deal Trading:
„Unsere Zusammenarbeit mit Fair Deal Trading ist freundschaftlich und familiär! Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Schuhe designorientierte Modeware sind, die am Markt großen Anklang finden. Ethletic hat uns überzeugt, da es der Beweis ist, dass man solche Produkte nachhaltig herstellen kann.“
Ein Beispiel für Ethletic-Sneaker: Der Trainer White Cap Collection, Lo Cut. Bildquelle: Fair Deal Trading GmbH
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Quelle: memo AG, Bild: Fair Deal Trading GmbH, Autor: red
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