Für bessere Arbeitsbedingungen weltweit
Ob Kleidung oder Konsumartikel: Viele Unternehmen fertigen ihre Produkte in Fabriken in Entwicklungs- und Schwellenländern. Arbeitsrechte und Umweltstandards bleiben in diesen Produktionsstätten jedoch leider oft auf der Strecke. Ein Skandal!
Sicherheitsstandards, faire Bezahlung und Mitbestimmungsmöglichkeiten: Solche Arbeitsbedingungen wünschen sich Mitarbeiter, auch in Dritte Welt-Ländern. Die Firma Tchibo geht dieses Thema nun aktiv an und hat das Trainings- und Dialogprogramm WE entwickelt, das für bessere Verhältnisse am Arbeitsplatz sorgt. Die Idee: Manager und Beschäftigte arbeiten in Workshops gemeinsam an Lösungen zur Verbesserung der Bedingungen, die ihnen selbst am wichtigsten sind. Begleitet werden sie dabei von Mitarbeitern und lokalen Trainern.
Hien macht sich stark für bessere Arbeitsbedingungen.
Ecowoman hat bei Mitarbeiterin Hien nachgefragt
Ecowoman hat nun bei der 27-Jährigen Mitarbeiterin Hien nachgefragt und mit ihr über ihre Aufgaben, den Arbeitsschutz und die Zusammenarbeit mit Kollegen sowie Vorgesetzten gesprochen. Hien arbeitet in einer Fabrik in Vietnam, die für das Hamburger Unternehmen produziert. Weltweit gehört sie zu den 320.000 Menschen, die bereits von dem neuen Programm profitieren. Bereits 75 % aller Non Food Produkte des deutschen Konsum- und Einzelhandelsunternehmens stammen aus Fabriken, die an dem Programm teilnehmen.
Heute steht Hien als selbstbewusste Frau mitten im Leben, traut sich aufzustehen, ihre Meinung zu sagen und neue Ideen vorzustellen – doch das war nicht immer so.
Sie arbeiten in einer Holzfabrik in Quy Nhon, Vietnam. Was genau sind dort Ihre Aufgaben?
Ich bediene selbständig eine Schneidemaschine. In unserer Fabrik stellen wir zum Beispiel Möbel oder Küchenware her. Ich sorge dafür, dass alle Werkstoffe für die weitere Verarbeitung sauber und ordentlich getrennt sind. Außerdem wurde ich von meinen Kollegen zur Arbeitnehmervertreterin gewählt.
Hien im Video:
Warum haben Ihre Kollegen gerade Sie ausgewählt?
Meine Kollegen haben mich als Vertreterin gewählt, weil sie mir vertrauen. Ich gebe Ihre Themen an das Management weiter. Dorthin habe ich mittlerweile eine sehr gute Verbindung, auch zu unserer Personalverantwortlichen. Das erleichtert die Zusammenarbeit und das Eintreten für die Interessen meiner Kollegen ungemein.
Welche Rolle spielt das neue Programm dabei?
Während meiner Zeit als Hilfsarbeiterin an der Schneidemaschine hatte ich immer starke Probleme damit, mich meinen Vorgesetzten oder Kollegen richtig mitzuteilen. Ich war sehr schüchtern, weil ich mich ungebildet gefühlt habe. Kritische Themen wurden gar nicht angesprochen, ich habe immer befürchtet vielleicht meinen Job zu verlieren. Durch das WE Programm wurde mir diese Angst aber Stück für Stück genommen.
Wie hat das genau funktioniert?
Eine direkte Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und Managern war bei uns nicht üblich. Dadurch staute sich einiges an Unzufriedenheit und Frustration an. Die eine Seite forderte weniger Arbeitsstunden, die andere mehr Einsatz und Qualität. In den Workshops des Programms lernen beide Gruppen aber, dass sich Dinge nur verändern können, wenn man offen miteinander spricht. Wir lernen dort, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dank dieser Trainings fällt es uns allen einfacher, Wünsche anzusprechen und Konflikte zu aller Zufriedenheit zu bewältigen.
Zum Beispiel?
Wir sind gemeinsam das Thema Arbeitsschutz angegangen. Die Sicherheitsvorkehrungen haben sich seitdem in unserer Fabrik deutlich verbessert: Die Unfallrate ist bereits um 75 Prozent gesunken. Auch das Thema Fluktuation spielte eine wichtige Rolle: Früher kamen rund 30 Prozent aller Mitarbeiter nach ihrem Jahresurlaub einfach nicht mehr zurück. Heute kehren 90 Prozent zurück. Das sagt einiges über die verbesserten Bedingungen aus.
Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Immer noch an der Schneidemaschine?
Ich mag meinen Job sehr, aber würde mich für die Zukunft natürlich gerne noch weiterentwickeln. Außerdem möchte ich gemeinsam mit meinen Kollegen noch mehr in unserer Fabrik verbessern. Momentan steht das Kantinenessen auf unserer Liste. Es schmeckt uns allen nicht sonderlich gut. Aber gemeinsam werden wir auch dieses Problem lösen, da bin ich mir sicher.
Weitere Informationen zum dem Programm finden Sie hier.
Text/bildquelle: Tchibo GmbH/ORCA van Loon Communications ,Autor: goe