Bayer kauft Monsanto: das Ende der ersehnten Agrarwende?
Der Agrarchemie-Konzern Bayer will mit dem Kauf des US-Konkurrenten Monsanto zur weltweiten Nummer eins werden. Die EU-Wettbewerbsbehörde hat nun den Weg dafür frei gemacht, nur die USA müssen noch zustimmen. Doch die Kritik an der Mega-Fusion ist groß.
Statt der bitter nötigen Agrarwende nun das: die EU-Kommission hat dem deutschen Chemiekonzern Bayer die Übernahme des US-Agrar-Riesen Monsanto erlaubt. Monsanto und Bayer gehören zu den weltgrößten Anbietern von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln, der US-Konzern vertreibt unter anderem das umstrittene Pestizid Glyphosat. Schon jetzt sind in einigen Segmenten bis zu 95 Prozent des Saatguts in der Hand von nur fünf Konzernen. Nach der Übernahme sind es nur noch vier: Bayer-Monsanto mit 22.5 Milliarden Euro Jahresumsatz, Sygenta mit 14 Milliarden, Dow Dupont mit 13 und BASF mit knapp sechs Milliarden Euro.
Bayer-Monsanto wird Weltmarktführer
Bayer-Monsanto wäre mit 30 Prozent Weltmarktanteil bei Saatgut und 25 Prozent bei Pestiziden der stärkste Konzern in diesem Oligopol. Außerdem wird Bayer-Monsanto der größte Produzent von gentechnisch verändertem Saatgut werden. Das bedeutet: Die Entscheidung darüber, was auf der ganzen Welt angebaut, verkauft und gegessen wird, liegt weitgehend in der Hand dieses Großkonzerns.
Auflagen für Bayer
Damit der neue Konzern keine zu große Marktmacht bekommt, hat sich Bayer zu umfangreichen Verkäufen in Milliardenhöhe verpflichtet. Dennoch befürchten Umweltschützer und Entwicklungsexperten steigende Preise für Saatgut, Dünger und Pestizide, eine immer geringere Saatgut-Vielfalt (weltweit sind schon mehr als 90% unserer alten Saatgut-Sorten verschwunden), geringere Innovationen im Agrarsektor und eine weitere Industrialisierung der Landwirtschaft mit all ihren dramatischen Folgen. Die geplante Mega-Fusion macht die Lebensmittelerzeugung anfällig und erschwert alternative Ernährungssysteme wie die ökologische Landwirtschaft.
Kritik an der Fusionsentscheidung
Das sagen die Kritiker:
Der NABU: „Diese Entscheidung widerspricht dem Wunsch der Gesellschaft, die sich eine umweltverträglichere, gift- und gentechnikfreie Landwirtschaft wünscht.“
Bündnis90/Die Grünen: „Schon heute teilen sich Konzerne die Märkte in Entwicklungsländern auf, dieser Trend wird sich nun noch verschärfen.“
Brot für die Welt: „Wir sehen es durchaus als Gefährdung der Welternährung an.“
Misereor: „Die EU hat damit versäumt, die Macht der Agrar-Konzerne stärker zu regulieren und die dringend notwendige Ernährungs- und Agrarwende zu unterstützen."
Die Menschenrechtsorganisation FIAN: „Wir befürchten, dass die Kleinproduzenten, die ja nach wie vor für 70 Prozent der Weltbevölkerung die Nahrung herstellen, weiter an den Rand gedrängt werden. Schon heute erschweren in vielen Ländern staatliche Regeln die Eigenproduktion von Saatgut durch Landwirte sowie dessen lokalen Verkauf und Tausch. Der Einfluss der Konzerne, die in dieser Richtung Druck auf die Politik ausüben, nimmt mit Fusionen noch zu.“
Die Initiative "Konzernmacht beschränken" wirft der EU inhaltliche Fehler bei der wettbewerbsrechtlichen Prüfung vor. Die EU habe etwa die Bedeutung vor- und nachgelagerter Produktionsstufen zu unkritisch betrachtet.
Fragwürdiges Verfahren
Auch das Verfahren, das zur Fusionsentscheidung führte, geschah laut der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)“ unter fragwürdigen Umständen: Ihnen wurde gerade einmal fünf Tage Zeit gegeben, um 750 Seiten der Bewertung der Kommission zu lesen und dazu Stellung zu nehmen, wobei alle relevanten Marktdaten und Informationen geschwärzt waren und es keine öffentlich zugänglichen aktuellen Marktdaten gab.
Was können wir tun?
Wenn die Politik versagt, spätestens dann müssen wir als Verbraucher unsere Verantwortung wahrnehmen. Nur eine radikale Wende zur Biolandwirtschaft, die Klima, Boden, Tiere und Wasser schützt, kann die Artenvielfalt und unsere Gesundheit schützen. „Wir müssen wir lokal säen, wenn wir global denken.“ (Franz Alt)
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Quellen: Bilder: Depositphotos/alexeynovikov, 360ber, Text: Meike Riebe