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High-Protein Produkte
Braucht man die teuren Proteinriegel wirklich?

High-Protein: Gesund oder nur ein neuer Trend?

Mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Nährstoffen bleiben wird gesund und aktiv. Dabei sollen nun die neuen High-Protein-Produkte aus dem Supermarkt helfen. Aber was können sie wirklich leisten? 

Brauchen wir High-Protein-Produkte überhaupt?

Proteine sind für unseren Körper überlebenswichtig. Sie versorgen ihn mit Aminosäuren und Stickstoff und mit ihnen werden körpereigener Proteine, Enzyme und Hormone hergestellt. Und auch für den Aufbau von gesunden Muskeln, Knochen und Haut sind sie unverzichtbar. Sie stellen neben Kohlenhydraten und Fetten die wichtigste Nährstoffgruppe für uns dar. Um ausreichend versorgt zu werden, müssen wir sie über die Nahrung aufnehmen.

Eine proteinreiche Ernährung steht aktuell bei vielen Menschen aber auch aus anderen Gründen hoch im Kurs. Sportler schwören darauf, um Muskelmasse aufzubauen. Andere möchten dagegen eine schlanke Linie erreichen und erhoffen sich dadurch den gewünschten Abnehmerfolg. Die hohe Nachfrage nach dem Nährstoff spiegelt sich auch in den Regalen der Supermärkte und Discounter wider: Überall finden sich sogenannte High-Protein-Produkte, die mit einem besonders hohen Eiweißgehalt werben. Dazu gehören auch Lebensmittel, die auf den ersten Blick überhaupt nicht gesund erscheinen, wie Schokoriegel oder Pudding. Aber haben diese Lebensmittel überhaupt einen Effekt auf den Körper oder handelt es sich dabei doch nur wieder um einen neuen Werbetrick?

Das bringt eine eiweißreiche Ernährung

Der Markt für Lebensmittel, die mit Protein angereichert wurden, wächst laut der Gesellschaft für Konsumforschung. Die neuen Produkte werden also begeistert gekauft. Proteine haben als Schlankmacher schließlich auch einen guten Ruf. Sie sind aber auch fast immer deutlich teurer als Lebensmittel ohne den Zusatz. Doch es sieht ganz danach aus, als wäre das meistens pure Geldverschwendung. Die empfohlene Menge an Eiweiß, die jeder Mensch zu sich nehmen sollte, liegt bei 0,8 Gramm am Tag. Damit wird eine gesunde Versorgung des Körpers garantiert. Diese Menge nehmen wir allerdings in der Regel bereits mit der normalen Mischkost auf oder überschreiten sie sogar noch. Also ohne extra darauf zu achten, wie viel Protein unsere Nahrung enthält. Eine Obergrenze, ab der die Proteinzufuhr schädlich ist, gibt es nicht. Trotzdem empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit den täglichen Bedarf nicht um mehr als das doppelte zu überschreiten.

Um überhaupt mit ihrem hohen Proteinanteil beworben werden zu dürfen, müssen die Lebensmittel einen bestimmten Gehalt vorweisen können. Das wird von den Herstellern erreicht, indem zusätzliches Weizen-, Soja-, Erbsen- oder Milcheiweiß zur Rezeptur hinzugefügt wird. Es gibt aber auch Produkte, bei denen Eiweiß in Form von Kollagen enthalten ist. Dieses wird auch aus Schlachtabfällen von Rindern oder Schweinen hergestellt. Bei vielen Produkten, wie zum Beispiel süßen Proteinriegeln, findet sich eine lange Liste an Zusatzstoffen oder Zuckerersatzstoffen. Oft ist es noch ungeklärt, ob diese Stoffe gesundheitsschädlich sein können.

Häufig enthalten die High-Protein-Produkte auch nicht deutlich mehr Eiweiß als das Vergleichsprodukt ohne Zusatz, oft ist das zum Beispiel bei Käse der Fall. Oder Lebensmittel wirken dadurch gesünder, obwohl sie einen hohen Fett- oder Zuckeranteil enthalten.

Machen Proteine wirklich schlank?

Frau mit Proteinshake

Bei Sportlern ist eine Ernährung mit hohem Eiweißanteil schon lange beliebt. Denn diese soll zum Muskelaufbau und somit zur Leistungssteigerung beitragen. In Wirklichkeit wird aber deutlich weniger Protein dafür benötigt, als von vielen angenommen wird. Muskeln bestehen hauptsächlich aus Wasser und nur zu 20 Prozent aus Eiweiß. Der Bedarf, der für sie benötigt wird, lässt sich auch ganz einfach über die normale Ernährung abdecken. Lebensmittel mit Proteinzusatz sind hier somit also vollkommen überflüssig. Es reicht aus, nach dem Training eine von Natur aus eiweißhaltige Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Und auch bei der Gewichtsabnahme reicht Eiweiß allein nicht für den gewünschten Effekt aus. Eine proteinreiche Mahlzeit hält zwar länger satt, aber auf Dauer führt diese Ernährung nicht zu einer nachhaltigen Gewichtsabnahme. Viel wichtiger ist die Menge der Kalorien, die man zu sich nimmt und ein aktiver Lebensstil.

Produkte, die wegen ihres hohen Proteingehalts beworben werden, haben in der Regel also kaum einen positiven Effekt auf Gesundheit und Fitness des Körpers. Es ist nur eine weitere Möglichkeit, überteuerte Produkte zu verkaufen. Deswegen fordert das Portal Lebensmittelklarheit, welches von der Verbraucherzentrale betrieben wird, dass Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt nicht als gesund beworben werden dürfen, nur weil sie vermeintlich einen hohen Proteinanteil enthalten. Außerdem sollen Produkte, die das Wort Protein im Namen enthalten, für den Verbraucher deutlich anzeigen, wie viel davon wirklich enthalten ist.

Was ist die bessere Alternative?

NatuerlicheProteinlieferanten

Lebensmittel, denen zusätzlich Protein zugefügt wurde, sind also überflüssig. Es gibt eine große Auswahl an geeigneten Alternativen, die gesund sind und den Geldbeutel schonen. Bei den natürlichen Proteinlieferanten unterscheidet man zwischen tierischen und pflanzlichen Eiweißquellen. Tierisches Eiweiß hat den Vorteil, dass es vom Aufbau her dem menschlichen Protein sehr ähnelt. Dadurch hat es eine hohe Bioverfügbarkeit. Da bedeutet, dass besonders gut verarbeitet und für die Körperfunktionen genutzt werden kann. Allerdings verfügt es im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln über gesättigte Fettsäuren und Cholesterin, was zu einem höheren Risiko für Herzkreislauferkrankungen führt. Pflanzliche Proteinquellen bringen dieses Risiko nicht mit sich. Zu ihnen gehören verschiedene Getreidesorten wie Reis, Amaranth, Dinkel, Quinoa, Hafer und Hirse oder auch Hülsenfrüchte wie Soja, Bohnen, Linsen oder Erbsen. Auch Raps oder Nüsse sind gute Eiweißlieferanten aus der Natur. Eine ausgewogene Mischung aus tierischem und pflanzlichen Eiweißträgern ist am besten geeignet, um eine ausreichende Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen sicher zu stellen.

Quellen: Verbraucherzentrale, Portal Lebensmittelklarheit, Aok, Foodwatch, Bilder: Depositphotos/unixx.0.gmail.com, tonodiaz, AntonMatyukha, Text: Fatma Cevik