Supermarkt-Boykott – hier schmeckt’s besser!
Pestizide, Herbizide, genormtes Obst- und Gemüse, Saatgutverkehrsgesetz und Monokulturen. Was wir essen, wird von Großkonzernen, wie Bayer und Monsanto bestimmt. Doch für sie zählt nur Optik, Ertrag und Haltbarkeit. Hast du auch genug vom chemiegetränkten Einheitsbrei? Hier erfährst du, wie du selber aktiv werden und deinen Kühlschrank mit Alternativen zur Massenware aus dem Supermarkt füllen kannst.
Selbstversorger
Besonders in Zeiten von Lebensmittel-Skandalen, Flug-Obst und Bio-Gemüse ist das Gärtnern und der Gemüse-Anbau im eigenen Garten im Trend. Wer es schafft sich selbst zu versorgen, ist unabhängig und weiß was auf seinem Teller landet. Doch viele Menschen leben in Städten und haben keinen Zugang zu einem eigenen Garten. Hier bietet sich beispielsweise das Pachten eines Schrebergartens an. Wer jedoch auf langfristige Pachtverträge und die Kleingartenverordnung verzichten will, kann auf „meine-ernte.de“ trotzdem frisches Gemüse ernten. Meine Ernte ist ein junges Projekt, das in über 20 deutschen Städten und quer durch die Republik angeboten wird. Der Garteninteressierte bekommt eine Ackerparzelle für eine Saison und findet dort das gängigste Gemüse, verschiedene Salatsorten und ein paar Blumen fürs Auge. Bereits 20 Sorten saisonales Gemüse – Karotten, Kartoffeln, Mais, Rote Beete oder Kohlrabi – sind professionell gepflanzt und stehen zur Ernte bereit.
Solidarische Landwirtschaft
Bei der Solidarischen Landwirtschaft (kurz Solawi) sind frische Lebensmittel aus der Region garantiert, denn im Rahmen der Solawi werden die Lebensmittel, die ein Hof erwirtschaftet, nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern an die Teilnehmer der Solawi weitergegeben. Im Gegenzug dafür verbinden sich die Teilnehmer langfristig mit dem Hof und finanzieren die jährlichen Hofkosten.
Da bei der Solidarischen Landwirtschaft die ganze Landwirtschaft und nicht nur die einzelnen Lebensmittel finanziert werden, ist sie nicht nur eine tolle Möglichkeit für Menschen, die wissen möchten woher ihre Lebensmittel kommen, sondern auch für die Landwirte, deren Existenz heutzutage von Subventionen, Markt- und Weltmarktpreisen abhängig ist.
www.solidarische-landwirtschaft.org
Saatenvielfalt
Bereits heute sind weltweit mehr als 90 Prozent der Kulturpflanzensorten ausgestorben. Zu verdanken ist das hauptsächlich Biotech-Unternehmen, wie Monsanto, Bayer oder Syngenta. Diese Großkonzerne haben die Patentrechte an bestimmten Saatgut-Sorten und regieren den Saatenmarkt – was sie produzieren wird ausgesäht und landet am Ende in den Supermarktregalen. Dabei setzen sie auf Hochertrag, Optik und Haltbarkeit. Obwohl es hierzulande rund 2.000 Apfelsorten gibt, findet man in Supermärkten gerade einmal sieben davon und das nur mit viel Glück.
Der Anbau alter Sorten lohnt sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht für den Großteil der Landwirte nicht mehr, da ihr Vertrieb teuer und mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden ist. Generell ist der gewerbliche Markt durch das deutsche Saatgutverkehrsgesetz (SaatVerkG) und das EU-weite Sortenschutzrecht stark reguliert. Viele alte Obst- und Gemüsesorten dürfen danach nicht in den Handel gelangen. Nur wenige Vereine und Hobbygärtner haben sich noch dem Erhalt alter Saaten verschrieben, um die Zukunft unserer Lebensmittel zu verteidigen. Wenn du mehr über die Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt erfahren möchtest, kannst du dich beispielsweise der Arbeitsgruppe „Garten naturgemäß“ des BUND anschließen. Viele Vereine bieten auch regelmäßige Saatguttauschbörsen an.
Vereine zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt findest du hier:
- VEN www.nutzpflanzenvielfalt.de
- Dachverband Kulturpflanzen, Nutztiere, Vielfalt e.V. kulturpflanzen-nutztiervielfalt.org
- Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit www.gentechnikfreie-saat.org
- Die Vielfaltsgärtner www.vielfaltsgarten.de
- Interessengemeinschaft Lebendige Vielfalt www.lebendige-vielfalt.org
Regional, saisonal, bio
Wer der Umwelt etwas Gutes tun und das Klima schonen will, der kauft Lebensmittel, die aus der Region kommen, frisch geerntet wurden und nicht mit Pestiziden behandelt sind. Das spart weite Transportwege, lange Lagerzeiten in Kühlhäusern und damit jede Menge CO2.
Im Hofladen, direkt vom Bauernhof, in Reformhäusern oder Bioläden ist die Wahrscheinlichkeit größer, jene Lebensmittel zu finden. Wer bewusst einkauft, unterstützt zudem die kleinen Bauern aus der Region und setzt ein Zeichen gegen die umweltschädliche Massenproduktion.
Viele Städte haben einen sogenannten Einkaufsführer, der dir genau zeigt, wo du regional, saisonal und bio einkaufen kannst.
Urban Gardening
Städtischer Gartenbau erlebt in den letzten Jahren wachsendes Interesse. Mitten in den Städten finden sich plötzlich grüne Oasen, auf denen angebautes Obst und Gemüse gegen Mithilfe zur Verfügung gestellt wird. Die nachhaltige Bewirtschaftung der gärtnerischen Kulturen, die umweltschonende Produktion und ein bewusster Konsum der landwirtschaftlichen Erzeugnisse stehen dabei im Vordergrund. Durch die lokale Nahrungsmittelherstellung können Transportwege (und der Ausstoß von Kohlendioxid) verringert werden.
Aus dem Wunsch heraus, Grünflächen nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit, Biodiversität und urbaner Landwirtschaft zu nutzen und Nahrungsmittel sozial und gerecht zu produzieren, entstand in Andernach die erste „Essbare Stadt“ in Deutschland.
Inzwischen finden sich urbane Gärten in über 60 Städten. Neben Kassel, München und Minden pflegen beispielsweise auch Freiburg, Heidelberg und Halle (Waldgarten) das gemeinsame Gärtnern in der Stadt.
Hier findest du eine Übersicht aller Essbaren Städte in Deutschland:
Mundraub.org
In Deutschland gibt es immer noch eine Reihe wildwachsender Obst- und Beerensorten, die für jedermann zugänglich sind. Damit du weißt, wo die entsprechenden Lebensmittel wachsen, stellt mundraub.org eine Karte zur Verfügung, auf der alle Bäume und Büsche verzeichnet sind. Darüber hinaus organisiert mundraub.org auch Ernte-, Pflanz- und Pflegeaktionen und bietet geführte Entdeckertouren an.
Transition Town
Transition Town (Stadt im Wandel) steht für Aktivismus und Selbstbestimmung. Dabei handelt es sich um Kommunen, die auf einen Wandel der gemeinschaftlichen Werte setzen. Dazu zählen eine Reihe an Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen, wie die Relokalisierung, eine unabhängige Energieversorgung, Reduzierung des CO2-Asstosses, sowie eine eigene Versorgung mit Lebensmitteln. Unter dem Motto „Einfach. Jetzt. Machen“ findet die Transition Town-Bewegung im Austausch mit ähnlichen Organisationen und Initiativen seit knapp zehn Jahren praktische Antworten auf die gegenwärtigen Krisen.
Wenn dir Nachhaltigkeit am Herzen liegt und du mitbestimmen möchtest, was in deiner Stadt passiert, kannst du dich einer der 120 Transition-Town-Bewegungen anschließen.
Slow-Food-Bewegung
Als Gegenbewegung zum Fast-Food, hat sich 1986 der „Slow-Food“-Verein gebildet. Anliegen des Vereins ist es, Genuss und Qualität wieder in den Blickpunkt der Gesellschaft zu rücken. Dabei steht das traditionelle Lebensmittelhandwerk, sowie Regionalität und Saisonalität im Mittelpunkt. Die Bewegung fördert zudem den ökologischen Anbau und sieht sich als Lobby für Biodiversität und der kulinarischen Kultur. Rund 100.000 Menschen gehören dem Slow Food Verein mittlerweile an und planen bei regelmäßigen Treffen unter anderen Projekte und Aktionen, wie „Teller statt Tonne – Aktionstag gegen Lebensmittelverschwendung“, die bereits für viel Aufsehen in der Öffentlichkeit gesorgt haben.
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Quellen:, Bilder: @mundraub.org, @Tammo Ganders_meine ernte, @solidarische-landwirtschaft.org, Text: Meike Riebe