Geld macht vielleicht nicht glücklich. Aber reich.
Frauen geben das Geld lieber aus, sparen und anlegen ist Männersache. Dieses Klischee ist auch heute noch viel zu oft Realität. Doch gerade junge Frauen holen auf und wollen mehr wissen rund um das Thema Finanzen. Martina Bauer von der Österreichischen Volksbank AG ist Gründerin der Initiative «Frau und Geld». Im Gespräch mit ecowoman.de erklärt sie die Ziele der Initiative und die Besonderheiten beim Thema Geld und Zielgruppe Frauen.
Immer noch geben Frauen Geld lieber aus, anstatt zum Beispiel für die Rente privat vorzusorgen. Foto: (c) Fotolia
Sie haben die Initiative Frau und Geld ins Leben gerufen - was waren die Beweggründe dafür?
In nahezu jeder Branche wird Kommunikation bzw. Information rund um Dienstleistungen und Produkte direkt auf die Zielgruppe zugeschnitten. Frauen, Männer, Kinder, Senioren – alle haben unterschiedliche Bedürfnisse und fühlen sich von verschiedenen Kommunikationsstilen angesprochen. Dieser Trend wurde im Finanzbereich in Österreich ignoriert, bis im Jahr 2001 der Grundstein für die Volksbank-Initiative «Frau und Geld» gelegt wurde. Die Idee für «Frau und Geld» reifte auf einer Finanzmesse, wo ich einen Vortrag zu Genderstudien besuchte. Im Rahmen einer Tagung wurde anschließend die Resonanz aus dem österreichischen Volksbankensektor zu einem auf Frauen zugeschnittenen Vertriebskonzept erhoben. Das Feedback war positiv und die Umsetzung begann. Mit der Initiative «Frau und Geld» unterstützt die Volksbank speziell Frauen, damit diese ihre finanzielle Zukunft in die Hand nehmen und aktiv gestalten.
Was sind die Ziele der Initiative?
Ziel von «Frau und Geld» ist es SIE für die Wichtigkeit der eigenen finanziellen Absicherung und Vorsorge zu sensibilisieren, zur erreichen und vor allem in Geldfragen zu beraten. Wir erfinden keine ‚Frauenprodukte‘, sondern schneiden Informationen zum Thema Geldanlage auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zu. Kernstück sind die wichtigen Themen: Risikoabsicherung Pensionsvorsorge Vermögensaufbau Im Mittelpunkt steht das persönliche Beratungsgespräch in der Volksbank. Hauptvoraussetzung für Geldanlage sind Information und Wissen. Es liegt uns viel daran Finanzkenntnisse auch in der Begegnung mit Exponenten der Wirtschaft zu vermitteln, daher haben wir z.B. die österreichweite Infotainmentreihe «ERFRÄULICHE Aussichten» initiiert, die bei den teilnehmenden Frauen großen Anklang fand und findet. Weiteres runden Tipps speziell für Frauen und ihr Geld Veranstaltungen aktuelle Anlageinformationen die Internetseite www.frauundgeld.at das Volksbank- Angebot für Frauen in Österreich ab.
Wie unterscheidet sich das Anlageverhalten von Frauen gegenüber dem der Männer?
Zunehmend wird der Unterschied zwischen den Geschlechtern thematisiert und wissenschaftlich hinterfragt. «Gender Studies» erforschen die geschlechterspezifischen Besonderheiten und gehen nuanciert dem «kleinen» Unterschied –zwischen Frauen und Männern nach. Bei Finanzen zeigen sich in Bezug auf die Ziele bei der Geldanlage keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Aber es gibt Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Zugang zum Thema Geld, nämlich reale (z.B. unterschiedliche Biografien, weniger Lohn oder Pension, längere Lebenserwartung um einige zu nennen) und emotionale Unterschiede (z.B. Risikobewusstsein, Frauen legen mehr Wert auf persönliche Betreuung in Geldangelegenheiten und wünschen sich langfristige, vertrauensvolle Beratung). Statistische Vergleiche in Industrieländern belegen, dass Frauen im Durchschnitt über geringere Anlagesummen verfügen als Männer, aber langfristig mit ihren Veranlagungen erfolgreicher sind. Wenn Frauen Geldanlegen in konkretes Handeln umsetzen stellt sich Erfolg ein!
Ist das Thema Geld noch immer in vielen Partnerschaften reine Männersache?
Geschichtlich betrachtet galt das besonders in Bezug auf das Thema Geld, denn Geld war bis ins 20. Jahrhundert ein Tabuthema für Frauen. Geldgeschäfte waren über 2000 Jahre reine Männersache. Frauen perfektionieren im Haushalt den organisatorischen Umgang mit Geld, Frauen übernahmen aber nicht die strategischen finanziellen Entscheidungen. In den vergangenen 20 Jahren hat im Zuge von gesellschaftlichen Veränderungen die Ablöse des traditionellen Frauenbilds stattgefunden. Dieses Tabu beim Thema Geld wirkt aber noch immer in vielen Frauen- Köpfen – Tradition und Konventionen ändern sich eben sehr langsam. Noch immer überlassen viele Frauen auch Jüngere die Geldanlage dem Partner – oftmals setzen sich Frauen erst im Zuge einer Trennung oder eines Todesfalls mit der Veranlagung auseinander: Hier setzt unsere Initiative an mit der Intention Mut zum und Interesse am Thema Geldanlage zu wecken.
Haben Frauen einen Nachholbedarf in Fragen zu Geld und Vorsorge?
Weiterhin gibt es große Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern. In Österreich verdienen Frauen um 25,5 Prozen weniger als Männer. Dies zeigen Berechnungen der Statistik Austria im «Frauenbericht 2010». Das sind ca. Euro 700,-- pro Monat – die veranlagt über 10 Jahre mit im Schnitt angenommen 2,5 Prozent ergeben unter Berücksichtigung der Kapitalertragssteuer über 90.000 Euro. Die Erwerbseinbindung von Frauen ist zentral für Armutsvermeidung: Rund 60 Prozent der alleinerziehenden Frauen, die nicht erwerbstätig sind, gelten als armutsgefährdet. Bei den Pensionszahlungen sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Österreich noch höher.
Kümmern sich Frauen intensiv genug um die Altersvorsorge?
Leider noch immer nicht. Rund ein Drittel der Frauen sorgen (noch) nicht für die eigene Pension vor bzw. sparen mit zu geringen Beträgen an. Das Bewusstsein für sich selbst vorzusorgen ist in den letzten fünf Jahren jedoch deutlich gestiegen. Das zeigen auch interne Umfragen, die wir durchgeführt haben.
Was raten Sie Frauen grundsätzlich beim Thema Geld?
Martina Bauer. Foto: (c) privat
Wichtig halte ich für Frauen, dass sie sich aktiv um die eigenen Finanzen und Geldanlage kümmern. Informieren und an der persönlichen «finanziellen Allgemeinbildung» arbeiten. Denn Wissen bringt Ertrag, hilft bei finanzwirtschaftlichen Entscheidungen und erweitert den finanziellen Handlungsspielraum, was speziell für Frauen wichtig ist.
Sind Bankberater speziell für das Thema Frau und Geld geschult bzw. sollten Banken ihre Mitarbeiter/innen dafür sensibilisieren?
Rund um das Thema «Frau und Geld» wurden die Volksbanken österreichweit bei diversen internen Veranstaltungen informiert, in erster Linie geht es darum die Mitarbeiter für die Genderthematik zu sensibilisieren und mit best practise –Beispielen erfolgreiche Umsetzungen aufzuzeigen.
Vita Martina Bauer
Martina Bauer lebt in Wien, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Von 1980 bis 1985 studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Zuge ihrer Tätigkeit bei der Österreichischen Volksbanken AG (1986 bis 1990) spezialisierte sich Martina Bauer im Wertpapierbereich auf Anlageberatung und Portfoliomanagement. Von 1990 bis 1998 widmete sie sich – neben der hauptberuflichen Rolle als Mutter – ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Trainerin in der Erwachsenenbildung. Seit 1998 ist sie im Bereich Volksbank Consulting beschäftigt und zuständig für die Beratung und Unterstützung der Volksbanken im Wertpapiergeschäft. Die Aufgabenschwerpunkte von Martina Bauer liegen in der Entwicklung von neuen Beratungsinstrumenten und in der Betreuung diverser Projekte zur Vertriebsunterstützung. Sie ist die Initiatorin von „Frau und Geld” und seit 2001 verantwortlich für die Umsetzung des Beratungs- und Betreuungsschwerpunkts speziell für Frauen. Als nebenberufliche Trainerin schult sie für die Volksbankenakademie den Fachbereich Wertpapiere.
Text: Peter Rensch