Für viele ist die Rendite des Investments der Entscheidungs-Faktor für die Wahl nachhaltigen Anlagen.
Wirtschaftliche Faktoren bei nachhaltigen Anlagen maßgebend
Nachhaltige Anlagen werden oftmals mit ethischen Anliegen in Verbindung gebracht. Für Frederic Methlow, CLO des Schweizer AHVAusgleichsfonds, ist jedoch die reine Wirtschaftlichkeit und bessere Performance wie bei vergleichbaren Invests ausschlaggebend für nachhaltige Investitionen.
«Wir erwarten von nachhaltigen Anlagen eine Überperformance», stellt der Schweizer Frederic Methlow gleich zu Beginn des Gesprächs klar. Nachhaltigkeit darf nicht mit ethischen Prinzipien oder «Gutmenschentum» vermischt werden – dies, so Methlow, wäre schlicht unprofessionell. Dass der AHV Ausgleichsfonds einen substanziellen Teil des Vermögens gemäß Nachhaltigkeits-Kriterien investiert, hat denn auch rein ökonomische und nicht moralische Gründe.
Vorgehensweise bei der Suche von nachhaltigen Anlagen
Der AHVAusgleichsfonds lässt zwei große Aktienmandate nachhaltig managen. Beiden Mandaten sind ein Index (MSCI Nordamerika beziehungsweise MSCI Europa) sowie ein maximaler tracking error von 2 Prozent vorgegeben. Für jedes Mandat ist ein Zweierteam am Werk: ein Berater durchforstet die im Index vertretenen Unternehmen und stellt ein Portfolio aus rund 100 Titeln zusammen, das ein Manager in der Folge umsetzt. Der Advisor geht dabei nach dem «Best In Class»-Ansatz vor: aus jedem Sektor werden diejenigen Titel ausgewählt, die nach Aspekten der Governance sowie gewisser sozialer und ökologischer Grundsätze am besten abschneiden.
Dieses Vorgehen bringt es mit sich, dass Titel aus jedem Sektor gewählt werden – es gibt also keine schwarze Liste, nach der bestimmte Geschäftszweige wie Waffen oder Tabakkonzerne ausgeschlossen werden. Der Grund für diesen Ansatz, unterstreicht Methlow nochmals, liegt in der rein ökonomischen Betrachtungsweise: «Gewisse Faktoren wie Governance-Aspekte werden im aktuellen Marktpreis (noch) nicht widergespiegelt. Längerfristig werden diese Faktoren den Preis aber beeinflussen. Aus diesem Grund versprechen Unternehmen, die entsprechende Vorteile aufweisen, besseres Renditepotenzial als ihre Konkurrenz.»
Die geschilderte Struktur der nachhaltigen Anlagen wurde erst letztes Jahr eingeführt, weshalb es noch zu früh ist für eine Bilanz. Die Erfahrungen mit den zuvor nach Nachhaltigkeitskriterien vergebenen Mandaten haben keinen Anlass gegeben, diesen Anlagestil nicht mehr weiter zu verfolgen, meint Methlow. Der Entscheid des Verwaltungsrats zu den beiden aktuellen Nachhaltigkeitsmandaten war im Übrigen keineswegs unumstritten: «Das Thema polarisiert, es provoziert Positionen», erzählt Methlow.
Auf dem Markt steigt das Angebot an nachhaltigen Anlagen und die Entscheidung immer schwieriger.
Das Thema Nachhaltigkeit hat jedoch bereits einen weiten Weg zurückgelegt, gibt sich Methlow überzeugt: «Es lässt sich mit der Grünen Partei in der Schweiz und auch in Deutschland vergleichen. In den 80er Jahren bildeten die Grünen mit ihren Anliegen die Avantgarde, heute sind sie Mainstream.» Ähnlich wie die Grünen haben daher auch die nachhaltigen Anlagen einen gewissen Profilverlust erlitten. Kriterien, die früher eine Auswahl guter Unternehmen ermöglichten, sind heute Standard geworden. «Vor zehn Jahren machte sich noch kaum eine Firma Gedanken zum Klima, heute sind sogar Schweizer Großbanken CO2-neutral», so Methlow.
Parallel zu dieser Entwicklung werden aber auch immer mehr Informationen zu den einzelnen Unternehmen zugänglich. So wird es zwar einerseits immer schwieriger, die Unternehmen nach Nachhaltigkeitskriterien zu sortieren, dafür stehen immer mehr Informationen zur Verfügung, um eine solche Filterung vorzunehmen. Dadurch werden die Aufgaben des Beraters immer komplexer.
Der Schweizer Methlow ist überzeugt, dass nachhaltige Anlagen eine nachhaltige Entwicklung und keinen kurzlebigen Trend darstellen. Ob nach entsprechenden Kriterien investiert werden soll, will Methlow jedem Investor selbst überlassen. Vor einem warnt er jedoch: «Gefährlich ist es, wenn nachhaltige Anlagen nicht nach Rentabilitätskriterien beurteilt werden. Dies schafft im schlimmsten Falle eine falsche Anreizstruktur.»
Der AHV-Ausgleichsfonds verwaltet ein Vermögen von rund 30 Mrd. Franken, was etwa 23 Mrd. Euro entspricht. Je ein Aktienmandat für Nordamerika und Europa wird nach Nachhaltigkeitskriterien gemanagt. Die entsprechenden Anlagen umfassen rund 5 Mrd. Franken bzw. 3,8 Mrd. Euro. Der AHV Ausgleichsfonds wird von einem Verwaltungsrat überwacht, der sich aus 13 Vertretern der verschiedenen Interessengruppen zusammensetzt. Ausführliche Informationen finden sie unter www.ahvfonds.ch.
Quelle: Schweizer Personalvorsorge: Nachhaltige Investments; Text: Kaspar Hohler
- Anlagen
- Investieren
- Finanzen
- Rendite
- Investment
- Investition