Das "Ampelprinzip" ist intuitiv verständlich. Foto: www.fotolia.de
CO2-Effizienzlabel für PKW
Die meisten kennen es vom Kühlschrank und haben es schätzen gelernt: das Energiesparlabel. Von A+++ bis D reicht die Palette, die Verbrauchern anzeigt, wie sich die Energienutzung auf den Geldbeutel auswirken kann. Beim Auto gab es ein derartiges Effizienz-Kennzeichen bisher nicht. Das ist nun anders, denn im Dezember 2011 trat bundesweit eine Novelle in Kraft, die dem PKW-Besitzer die Orientierung erleichtern soll. Die mit dem Bandwurmbegriff „Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung“ recht steif umschriebene Regelung gibt vor, dass Autos nicht mehr nur anhand absoluter Verbrauchswerte eingeordnet werden, sondern zusätzlich im Vergleich zu anderen Fahrzeugen.
Das Verfahren wurde angelehnt an dasjenige bei Haushaltsgeräten. Und wie das Vorbild auch, wird das PKW-Label anschaulich mit Farben und Buchstaben dargestellt. Das Urteil A+ ist auf der neuen Skala am besten, G am schlechtesten. Grün signalisiert ein umweltfreundliches Auto, rot ein weniger effizientes. So schaltet die „Ampel“ bei einem sparsamen Auto wie einem VW Polo mit 1,2 Dieselmotor auf grün, bei einem Porsche Cayenne auf rot.
Das neue Signet bewertet die CO2-Effizienz auf Grundlage der CO2-Emissionen unter Berücksichtigung der Fahrzeugmasse. Daneben enthält das neue Pkw-Label auch Angaben zum Stromverbrauch, um der Elektromobilität mehr Rechnung zu tragen. Zusätzlich gibt es Angaben zur Jahressteuer und zu den durchschnittlichen Energieträgerkosten (Kraftstoff und Strom), damit Verbraucher langfristige Betriebskosten überschlagen können. Das veränderte Label helfe bei der Kaufentscheidung und sporne Automobilhersteller zu neuen Erfolgen an, sagt der Verband der Automobilindustrie (VDA).
So weit so gut, kann doch jetzt selbst der Techniklaie im Autohaus oder im Internet eine erste Einschätzung zur Nachhaltigkeit seines Wunschwagens treffen. Doch die Novelle der Verordnung stößt nicht nur auf Zustimmung. Der Grund: Die intensive Berücksichtigung der Fahrzeugmasse führt beim „Kühlschrank-Modell“ zu überraschenden und irreführenden Resultaten. So geben nicht die CO2-Emissionen den Ausschlag für die Bewertung und in der Statistik überholen etliche schwere Autos die kleineren und leichteren, obwohl sie wesentlich mehr Abgase verursachen. Ein Beispiel: ein gewichtiger Audi Q 7 mit einem CO2-Ausstoß von 189 Gramm pro Kilometer schneidet besser ab als ein sparsamer Toyota Aygo (105 g/km).
Die Deutsche Umwelthilfe spricht von „Verbrauchertäuschung“, der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht in der Energieverbrauchskennzeichnung eine „Mogelpackung“ und der mächtige Automobilverband ADAC glaubt, dass der Verbraucher verunsichert wird. Selbst Vorwürfe, die Unternehmen würden die Fahrzeuge schwerer machen, um in einem höheren Segment bessere CO2-Noten zu bekommen, stehen im Raum.
Ist die neue Skala also wenig wert und ein mit grün markiertes Auto nicht unbedingt nachhaltig? Zumindest ist die Aussagekraft des Labels eingeschränkt, wenn der Käufer nur blind der Einstufung nach Farbe und Buchstaben vertraut. Es lohnt beim Auto-Check in jedem Fall ein zweiter Blick, denn wer genauer hinsieht, der erhält mehr relevante Werte. Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) hat im Internet im Januar 2012 eine Übersicht als Leitfaden veröffentlicht (www.dat.de), die Daten aller Neufahrzeuge auf dem Markt listet. Fahrzeugmasse, Hubraum, Leistung, Antriebsart, Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß in g/km lassen sich hier auf einen Blick ablesen. Zusätzlich werden die jeweils zehn umweltfreundlichsten Autos einer Kategorie erwähnt. Zumindest bei dieser Hitliste wird deutlich, dass das Effizienz-Label nicht alles auf den Kopf stellt, denn bei den Klassensiegern haben die Kleinwagen dann doch die Nase vorne. Ein Fiat 500 oder ein Toyota Prius Hybrid macht beispielsweise bei den Benzinern das Rennen.
Wer vor dem Autokauf weitere Orientierungshilfen möchte, kann sich zum Beispiel bei VCD oder ADAC informieren. Der VCD empfiehlt seine Auto-Umweltliste und der ADAC verweist auf eine Statistik, in der die seit 2003 selbst getesteten Autos aufgeführt sind (ADAC ecoTest). Nicht nur CO2, auch andere Emissionen wie Partikel und Stickoxide gingen hier in die Benotung ein. Doch ob ADAC, DAT oder Umweltverbände: Letztlich muss der Kunde entscheiden, was ihm wichtig ist, und er hat beim Autokauf weiterhin trotz mancher Hilfe die Qual der Wahl.
Quelle: www.vda.de, www.vcd.org