
Ein bepflanzter Mini, Fahrer in Grün inklusive. Die Garten-Designer und Landschaftsarchitekten auf der Chelsea Flower Show haben Ideen, ihre Schaugärten werden zu Trendsetter der Gartengestaltung. (c) Royal Horticultural Society/RHS/Andy Paradise
100 Jahre Chelsea Flower Show: Eine Messe bestimmt die Gartentrends
Bereits zum hundertsten Mal schaut die Gartenwelt im Mai nach London. Denn dann öffnet die renommierte Chelsea Flower Show ihre Pforten. Dutzende Schaugärten der besten Landschaftsarchitekten der Welt zeigen die neuesten Gartentrends für die sich nicht nur die Queen begeistert und für deren Darstellung sich die britischen Medien fast überschlagen. Ein paar Einblicke.
Vom 21. – 25 Mai ist es wieder soweit. Hundertausende von Gartenfans und Fachleute aus aller Welt strömen in den schicken Londoner Stadtteil Chelsea und bestaunen die neuesten Garten- und Pflanzentrends. Schon Wochen vorher überschlagen sich die Medien mit täglichen Berichterstattungen. Jedes Detail des Aufbaus der Gartenmesse wird festgehalten und kann auch schon Mal Thema Nummer eins in den Hauptnachrichten am Abend sein. „Ein echter Gartenliebhaber muss einmal im Leben die Chelsea Flower Show besucht haben – eine Gartenschau die einfach unglaublich und außergewöhnlich ist und nicht zuletzt „very british“, schreibt die Gartenfachredakteurin Monica Lietzau in Europas größtem Gartenmagazin unlängst.
Die neuesten Trends für Gärtner: Viel Natur hält Einzug in den Gärten
Die Wichtigkeit der Chelsea Flower Show ist immens, nicht nur weil der Besuch der Queen, zahlreicher Mitglieder der Royal Family und Prominenter zum Standardprogramm gehört. Britische wie internationale Gartendesigner, die für ihre Entwürfe mit einer Gold-, Silber- oder Bronzemedaille von einer Fachjury belohnt werden, erlangen unglaubliches Renommee und werden fast zu grünen Helden, die durch zahlreiche Medien gereicht werden und deren Trends auslösende Entwürfe eine Heerschaar an Nachahmern finden.
So wie jene Entwürfe von Sarah Price, 32, eine junge Gartendesignerin, die letztes Jahr eine Goldmedaille für das Design eines Gartens für eine der größten britischen Tageszeitungen erhielt oder Jamie Dunstan, 41, Goldmedaillengewinner 2011 und zweimaliger Silbermedaillengewinner.
Sarah Price studierte ursprünglich Freie Kunst. Die hierbei erlangten Kenntnisse fließen heute in Ihre Gartenentwürfe ein, die ein äußerst unkonventioneller Mix aus Pflanzen, Stein und Wasserläufen sind, eine scheinbar wilde Mischung aus romantischer Natürlichkeit und strenger, architektonischer Geometrie. Sarah Price zeichnet beispielsweise verantwortlich für das Design des Olympiagartens der letzten Olympischen Spiele in London. Der 2013er Entwurf von Dunstan läuft unter dem Motto ‚wie es die Natur beabsichtigt‘. Sein Schaugarten ist ein ganzheitlicher Blick auf die Natur und deren Einfluss auf die Kunst, die Medizin und die Lebensmittelproduktion.

Die Quenn ist regelmäßiger Gast auf der Chelsea Flower Show. Dass auch ein Großteil der royalen Familie vorbeischaut oder Promis erscheinen, unterstreicht die Wichtigkeit dieses weltweit einmaligen Events. (c) RHS/Andy Paradise
Neben den Schaugärten gibt es mehrere Pavillons in denen die spannendsten Pflanzenneuheiten von Züchtern der Insel und aus der ganzen Welt präsentiert werden. Ganz traditionell sind sogar zwei Pflanzenzüchter mit von der Partie, die bereits seit der ersten Chelsea Flower Show 1913 ihre blühenden Schönheiten präsentieren.
2012 war eines der wichtigsten Themen der nachhaltige Umgang mit den natürlichen Ressourcen im Garten. Ganz schön zeitgemäß und alles andere als realitätsfern.
Chelsea Flower Show: Zugang streng limitiert
Doch, die Chancen ein Ticket zu ergattern sind gering, denn die Tickets sind auf täglich 157.000 begrenzt. Die Tickets müssen vorbestellt werden und Schwarzmarkthändler verlangen bis zu 1.000 Euro für eine Eintrittskarte. Noch dazu dürfen an den ersten beiden Tagen der Chelsea Flower Show ausschließlich Mitglieder der Royal „Horticultural Society“, kurz RHS, die Messe besuchen.
Die RHS ist ein britischer Verein, der die jahrhundertealte Gartentradition der Insel einem Weltkulturerbe gleich schützt und fördert. Zugleich ist er Veranstalter dieser, aber auch anderer Gartenmessen im ganzen Königreich. Die RHS hat derzeit 400.000 Mitglieder, was dafür spricht, dass die Briten wirklich ein Volk von passionierten Hobbygärtnern ist. Tipp: Eine Mitgliedschaft bei der RHS kann jeder erwerben. Sie ist für einen Jahresbeitrag von etwa 60 Euro buchbar und beinhaltet freie Eintritte in so manch schönen Landschaftspark und Preisermäßigungen für Gartenmessen. Der eine oder andere Brite erwirbt sogar eine lebenslange Partnerschaft, die bei umgerechnet etwa 1.150 Euro liegt (pro Person und einem Gast). Damit ist man Mitglied in der weltgrößten Gartenvereinigung, die sich sehr für den Erhalt und Förderung alter Gärten und Kulturschätze einsetzt. Mehr Informationen zur Chelsea Flower Show und die RHS auf der Website der Royal Horticultural Society.

Im Gegensatz zu sehr naturnahen Entwürfen und Schaugärten (siehe Bildergalerie) ist dieser Garten ganz offensichtlich dem QR-Code-Trend geschuldet. Technisches wird von der Natur durchdrungen. (c) RHS
Jahrhunderte alte Tradition: Englands Garten- und Landschaftsarchitektur
Schon vor Jahrhunderten war die englische Landschaftsarchitektur stilgebend für ganz Europa. Ein Deutsches Beispiel, welches nach englischer Tradition umgesetzt wurde: Der Englische Garten in Müncehn. Unter den Designern der alten englischen Gartenkunst sind nicht wenige Frauen zu finden, beispielsweise Gertrude Jekyll oder die Schriftstellerin Vita Saeckville-West, deren Garten in Sissinghurst Castle auch heute noch wie ein Gesamtkunstwerk daherkommt.
Gartenshows sind vom Frühjahr bis zum Herbst eine große Attraktion in Großbritannien und die vielen einmaligen, teils jahrhundertealten englischen Parks mit ganzen Rhododendron-Wäldern, mit streng geometrischen Anlagen oder exotischen Bäumen bis an den Horizont sind eine vielbesuchte Attraktion. Zur Chelsea Flower Show und von anderen Shows finden Sie ein paar Impressionen in der Bildergalerie.
Das Video des letztjährigen Gewinner-Schaugartens von Sarah Price:
Quellen: RHS, Daily Telegraph, Text: Jürgen Rösemeier