Energiegenossenschaften schießen wie Margeriten aus dem Boden und leisten der Energiewende Vorschub. Quelle: thinkstock.de
Trend Energiegenossenschaften: Renditestark und gut für Energiewende
Über 8 Billionen Euro an Privatvermögen existieren in Deutschland. Das meiste davon wird zur Bank gebracht. Was damit geschieht ist oft unklar, so kann es in die Waffenindustrie oder in den Bau neuer Atomkraftwerke fließen. Aber es geht auch anders: Wer sein Geld sinnvoll anlegen möchte, kann Mitglied einer Energiegenossenschaft werden und die Energiewende vor Ort unterstützen. Weiterer Vorteil: Man kann bereits mit geringen Beträgen einsteigen.
Energiegenossenschaften sind stark im Kommen. Innerhalb des letzten Jahres hat sich die Zahl an Energiegenossenschaften verdoppelt, seit 2008 sogar vervierfacht. Das fand eine vom Bundesumweltministerium finanzierte Studie des Klaus Novy Instituts heraus.
Gab es im Jahre 2001 66 Energiegenossenschaften bundesweit, so waren es 2011 bereits 586, Tendenz steigend. Am weitesten verbreitet sind diese Unternehmungsformen in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
Den Trend erkannt hat auch das Netzwerk Energiewende Jetzt. Seit 2009 bietet es Fachleuten die Möglichkeit zur Qualifizierung als „Projektentwickler/in für Energiegenossenschaften“ an. Mit diesem Weiterbildungsprogramm treibt das Netzwerk die Entstehung von Bürgerenergiegenossenschaften weiter voran.
Was sind Energiegenossenschaften?
In einer Genossenschaft schließen sich Personen zusammen, die sich gemeinsam wirtschaftlich fördern wollen. Mitglied wird man, indem man Kapital beisteuert, und somit einen Anteil des Betriebs kauft. Jedes Mitglied hat ein Stimmrecht und kann Entscheidungen beeinflussen, unabhängig vom Anteil, den es besitzt. Natürlich können die Mitglieder den Strom der eigenen Genossenschaft beziehen. Es steht jedem frei, sich für den Stromanbieter der Wahl zu entscheiden.
Mitglieder erhalten außerdem für ihren jeweiligen Anteil an der Genossenschaft eine vereinbarte Rendite. Diese kann unterschiedlich ausfallen und schwankt etwa zwischen 3 und 7%.
Genossenschaften sind im Gegensatz zu anderen Unternehmensformen Wertegemeinschaften, die Ziele verfolgen, die über reine Wirtschaftsbetriebe hinausgehen. Dabei stehen Werte wie Selbsthilfe, Sozialverantwortlichkeit, Demokratie und Ehrlichkeit im Mittelpunkt.
Für Energiegenossenschaften bedeutet das, dass sich Bürger und Bürgerinnen organisieren, um lokale Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien umzusetzen. Neben Wind- und Solarenergie oder Biomasse werden seit einiger Zeit auch kommunale Nahwärmenetze, die mit energieeffizienter Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten, genossenschaftlich finanziert.
Energiegenossenschaften: Die Energiewende im Kleinen
Mitglieder treiben durch ihre Förderung erneuerbarer Energien die Energiewende voran. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Gegenwärtig dominiert der Solarstromsektor bei den bestehenden Energiegenossenschaften. Energie in Bürgerhand bedeutet, dass Erneuerbare Energien auch weiterhin stark dezentral bleiben und große Energieversoger den Markt nicht dominieren werden.
Außerdem ist sichtbar, wohin das Geld fließt. Über intransparente Bankgeschäfte, die mit Nahrungsmitteln spekulieren oder Kohlekraftwerke entstehen lassen, muss man sich keine Sorgen machen.
Die Vorteile auf einen Blick:
- ökologische und ethische Geldanlage
- konkrete und transparente Anlageoption
- Mitbestimmung
- Einstieg auch mit niedrigen Beträgen möglich
Wie kann ich mitmachen?
Einen ersten Anlaufpunkt bietet die Datenbank des Netzwerks Energiewende Jetzt. Hier findet sich eine bisher noch unvollständige Liste von fast 300 bundesweit existierenden Energiegenossenschaften. Auch das Energieportal Rheinland-Pfalz informiert über bestehende Bürgergenossenschaften.
„Aber Achtung!“, rät Dr. Burghard Flieger, Genossenschaftsberater von innova eG, „teilweise unterscheiden sich die Ansätze der einzelnen Genossenschaften. Es gibt welche, die kooperieren mit großen Energieunternehmen, da muss jede Person selbst entscheiden, wie weit sie das mitträgt.“
Mitglieder einer Energiegenossenschaft weisen im Durchschnitt, so die Studie des Klaus Novy Instituts, Anteile im Wert von etwa 5000 Euro auf. Aber so viel Geld ist noch lange kein Muss. Auch Personen mit geringem Einkommen können sich beteiligen. Bei einigen Genossenschaften ist man schon mit 50 Euro dabei. In der Regel liegen die Mindestbeträge zwischen 100 und 500 Euro.
Text: Danijela Milosevic