'Lean on Me' ist eines von 200 Kunstwerken, die der 'grüne' Künstler Patrick Dougherty weltweit bereits installierte. Die überdimensionalen Skulpturen stammen aus der Natur und stellen ein Vanitas-Symbol dar, das vor Kraft strotzt und gleichzeitig so vergänglich ist. College of St Benedict & St John University, Collegeville, MN. Photo Credit: Phil Bode
Nachhaltige Kunst fängt Schönheit der Natur und Vergänglichkeit ein
Schlösser, Gespinste, Nester und Höhlen könnten die Vorlagen für diese überdimensionalen Kunstwerke sein, die der weltweit anerkannte Künstler Patrick Dougherty aus einfachen Stöcken formt. Diese Stöcke ergeben, oftmals von der Umgebung beeinflusst, einzigartige Gebilde, die den Betrachter magisch anziehen. So lange, bis die Natur sie sich zurückholt.
‚Stickwork‘ nennt der US-amerikanische Künstler Patrick Dougherty sein Projekt, mit dem er skulpturale Objekte als Symbol für das Vergängliche produziert. Wie der Name ‚Stickwork‘ es andeutet, arbeitet Dougherty ausschließlich mit Stöcken, die er Kunstwerke in XXL-Format zaubert. Mehr als 200 dieser Kunstwerke haben bereits auf allen Kontinenten dieser Welt für eine begrenzte Zeit einem Ort eine gewisse Magie verliehen.
Bei der Arbeit lässt sich der Künstler gerne von Objekten und den natürlichen Gegebenheiten vor Ort inspirieren. Denn Dougherty produziert seine hölzernen Kunstwerke stets vor Ort. Das beeinflusse seine Arbeit von Tag zu Tag. Die Silhouette der Berge im Hintergrund, eine Zeitungsüberschrift am Kiosk oder eine nahegelegene Kapelle haben den Künstler nachhaltig beeinflusst. So wie bei dem über 15 Meter hohen Kunstwerk „Lean on Me“, dessen endgültige Form durch eine kleine Kapelle inspiriert wurde.
Ein weiterer Vorteil des Vorortarbeitens sei es, dass sich Außenstehende Betrachter einbringen und manchmal völlig neu Ansichten des Werkes verleihen. „Sie sehen was ich nicht sehe. Sie sehen Stock-Schlösser, Höhlen, Nester oder architektonische Verrücktheiten. Ich höre Geschichten über den Garten Eden oder Geheimnisse vom ersten Date. Andere berühren das Kunstwerk und sprechen von der Kraft des Windes oder andere Kräfte aus der Welt der Natur“, erklärt Patrick Dougherty seine Vororterlebnisse, die von Nordamerika bis Australien reichen. Erlebnisse, die häufig durch die natürliche Umgebung geprägt werden, deren greifbares Resultat Kunstwerke sind, die seltsame Formen und verborgene Passagen freigeben.
Nachhaltige Kunst aus Stöcken, die sich in allem verfangen
Auf die Frage, warum Dougherty Äste oder Stöcke verwendet, sagt Dougherty „ich nutze es aus, dass Äste sich in allem verfangen, mit dem sie in Berührung kommen. Ich benutze zunächst dickere Äste für das Grundgerüst und dann dünnere, um sie wie gezeichnete Linien in das Werk zu integrieren. Dazwischen füge ich junge Triebe ein, die eine schöne Oberfläche bilden, so als ob sie eine Zeichnung auf einem Blatt Papier sind. Schließlich beseitige ich Fehler mit kleinen, dünnen Ästen.“
Eins mit der Natur und der Umgebung sein - einer der Grundsätze für Patrick Dougherty, die er dem Menschen (wieder) vermitteln will. EIn harmonisches Miteinander, künstlerisch in Szene gesetzt. College of St Benedict & St John University, Collegeville, MN. Photo Credit: Thomas O'Laughlin
Für diese Arbeit benötigt Patrick Dougherty etwa drei Wochen. Die nachhaltigen Holz-Kunstwerke könnten aber nicht ohne interessierte Freiwillige umgesetzt werden. Der Künstler, der schon von klein auf immer gerne „etwas selbst machte“, entschied sich schon früh für die Arbeit mit Ästen und Stöcken, nachdem er andere Kunstwerke mit Lehm, Metall und Holz ausprobiert hatte.
Ein grüner, nachhaltiger Künstler
Warum grüne, nachhaltige Kunst? „‘Grün‘ oder ‚nachhaltig‘ sind zwei knifflige Begriffe. Ich könnte sagen, dass ich ein Umweltaktivist bin, oder in einem Haus lebe, das einen kleinen Fußabdruck verursacht und hauptsächlich aus Recycling-Materialien gebaut ist. Mein Holz stammt zudem aus bewusst gewählten Quellen, von dort wo ein Grünschnitt ansteht oder demnächst der Bulldozer anrollt.
Der eigentliche Grundgedanke der Stickworks ist, neben der Interaktion mit dem Menschen, eine Lösung für die heutige Herausforderung zu liefern, (wieder) eins zu werden mit der Natur und in Harmonie mit Tieren und Pflanzen zu werden, mit denen wir uns diese Erde teilen. ‚Der Menschen gegen die Elemente‘ - Skulpturen aus Ästen und andere Umweltinitiativen helfen vielleicht, dem Gewahr zu werden und auf die Fragilität der Natur hinzuweisen, so der Künstler zu seiner Intention.
Copyright alle Bilder: Stickwork und die angegebenen Fotografen/Institutionen, mehr über Stickwork. Text und Interview: Jürgen Rösemeier