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Fuchs in der Stadt
Wildtiere in den Städten

Werden Wildtiere in der Stadt bald zum Problem?

Eine Begegnung mit Wildschweinen, Füchsen oder Waschbären mitten in der Stadt ist nichts ungewöhnliches mehr. Denn Wildtiere fühlen sich in unseren Städten wohl und breiten sich hier immer mehr aus. Wie müssen wir damit umgehen? 

Immer mehr Tiere flüchten in die Stadt

Wildtiere und Großstädte passen auf den ersten Blick nicht so recht zusammen. In Wirklichkeit breiten sie sich aber immer stärker dort aus. Denn dicht bewohnte Gebiete bieten ihnen viele Vorteile. Hier gibt es in Mülltonnen und Gärten ein großes Futterangebot. In vielen Städte gibt es größere Grünanlagen wie Parks oder Friedhöfe, die inzwischen mehr Vielfalt bieten als die Natur auf dem Land. Denn dort finden sich mittlerweile Monokulturen, bei denen auf großen Feldern nur eine Obst- oder Gemüsesorte angepflanzt wird. Auch in Wäldern herrschen durch die Forstwirtschaft häufig Monokulturen vor, und so müssen etwa Wildschweine nach neuen Lebensräumen suchen. In der Natur finden viele Tiere durch den schädlichen Einfluss von uns Menschen kein ausreichendes Nahrungsangebot mehr vor und müssen nach Alternativen suchen. Viele der Wildtiere sind durchaus anpassungsfähig und haben kein Problem mit dem Lärm oder den vielen Menschen. So werden zum Beispiel Füchse und Wildschweine in unseren Abfällen bei der Futtersuche fündig oder bedienen sich in Gärten und Komposthaufen. Ein weiteres Plus von Städten ist, dass Wildtiere hier normalerweise nicht gejagt werden und der Temperaturunterschied zum Land macht sie als Lebensraum ebenfalls attraktiv. All das führt dazu, dass sich Wildtiere in Stadtgärten oder Brachflächen ansiedeln und langsam schon zum Stadtbild dazugehören.

Wie verhalte ich mich richtig?

Waschbär in der Stadt

In großen Städten gibt es mittlerweile einen erstaunlichen Artenreichtum. In unserer Hauptstadt Berlin kommen beispielsweise zwei Drittel aller deutschen Brutvogelarten vor. Ein Zuhause in der Stadt haben auch Tierarten wie Steinmarder, Waschbären, Wölfe oder Rehe gefunden. Bei diesem engen Zusammenleben von Menschen und Wildtier kann es aber auch schnell zu Problemen kommen. Wildschweine wühlen gerne mühsam angelegte Gemüsebeete im Garten um oder Waschbären und Füchse gelangen durch Katzenklappen in Häuser. Die Wildtiere, die in den Städten leben, sind in der Regel nicht aggressiv oder gefährlich. Und Tollwut existiert in Deutschland nicht mehr, sodass man auch bei Füchsen keine Angst haben muss. Bei einer Begegnung mit Wildtieren wie Waschbären, Füchsen oder Wildschweinen sollte trotzdem nicht versucht werden, sie anzulocken und auf keinen Fall sollte man sie füttern. Sie finden auch so schon genug Futter in der Stadt. Eine direkte Fütterung durch den Menschen würde zum Beispiel beim Waschbären dazu führen, dass die Tiere ihre Fluchtdistanz noch mehr verringern und gar keine Scheu mehr vor uns Menschen haben. Sie würden dadurch bei der Suche nach Nahrung nur aufdringlich werden. Bei einer Begegnung mit Wildtieren reicht es in der Regel vollkommen aus, Ruhe zu bewahren und den Tieren einen Fluchtweg zu bieten.

Wir Menschen sind für diese Entwicklung verantwortlich

Experten gehen davon aus, dass die Zahl von Wildtieren in den Städten wegen ihrer Attraktivität zukünftig sogar noch steigen wird. Für uns Menschen kann das aber auch Vorteile mit sich bringen. Füchse fressen nämlich auch Schädlinge wie Mäuse und Ratten und helfen dabei, dass sie sich nicht ungehindert ausbreiten und vermehren. Damit es beim Zusammenleben von Menschen und Tieren auf engem Raum keine Probleme gibt, sind Bildungsangebote über die Tiere und das richtige Verhalten im Umgang mit ihnen wichtig. Denn die Anpassung der Wildtiere an den Lebensraum Stadt ist ein ganz natürlicher Prozess. Sie gehen einfach nur dorthin, wo ihnen die besten Lebensbedingungen geboten werden. Und die Gründe dafür, weshalb sie in den Städten bessere Bedingungen vorfinden als auf dem Land, liegen fast immer bei uns Menschen.

So kann das Zusammenleben gelingen

Wildhirsch in der Stadt

Die Stadt wird zum neuen Lebensraum von Wildtieren, weil wir Menschen durch Straßenbau, Gewässerregulierung, Flächenversiegelung oder dem Anbau von Monokulturen massiv in die Natur eingreife. Viele der Arten, die sich im urbanen Raum ausgebreitet haben, fallen kaum auf und üben wichtige Aufgaben in unserem Ökosystem aus. Gebiete, die wildtierfreundlich gestaltet werden, können auch dem Menschen einiges bieten. Ein grüner Korridor ist eine schöne Möglichkeit für Wanderungen in der Natur und funktionier gleichzeitig als Freiluftschneise. An renaturierten Ufern können sich Biber, Otter und unterschiedliche Vogelarten wieder ausbreiten und sie sind ebenfalls attraktive Ausflugziele für uns Stadtbewohner. Und durch weniger Autoverkehr werden nicht nur Tiere vor dem Überfahren geschützt. Die Reduzierung von Straßenlärm kommt uns im Alltag ebenfalls zugute.

Quellen: ARD, rnd, BUND, Bilder: Depositphotos/AlgimantasB, kingmaphotos@gmail.com, leungchopan, Text: Fatma Cevik