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Schimmel und Brandgefahr dank Wärmedämmung aus Polystyrol

Der moderne Neubau und der sanierte Altbau werden meist mit einem darauf montierten Wärmeverbundsystem aus Polystyrol gedämmt. Aber das ist alles andere als nachhaltig. Polystyrol benötigt viel Herstellungsenergie und atmet nicht. Jetzt warnt der Verband Privater Bauherren zusätzlich auch noch vor der großen Brandgefahr. Was zu beachten ist und die Alternativen.

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Bauherren, denen Fragen der Nachhaltigkeit und des Brandschutzes wichtig sind und die gleichzeitig beim Brandschutz auf Nummer sicher gehen möchten, sollten sich zunächst mit Alternativen beschäftigen.  Foto: Fotolia

«Der Löwenanteil der Neubauten erreichen die gesetzlich geforderten Energiewerte mit Hilfe einer Vorsatz-schale aus Polystyrol», weiß Reimund Stewen, Vorstandsmitglied des Verbands Privater Bauherren, VPB. «Dieser Wandaufbau ist heute Standard.» Aktuell sind diese Polystyrol-Wärmedämmverbundsysteme arg in den Fokus gerückt und in den Verruf geraten. Der Grund: Sie sind extrem gefährlich, wenn sie einmal Feuer fangen.

Wärmedämmung aus Polystyrol: Wenn sie brennt, dann richtig

«Wenn Polystyrol brennt, dann lodert es nicht, sondern es schwelt großflächig, schmilzt und tropft in großer Breite von der Fassade», erläutert Bausachverständiger Stewen vom VPB. «Diese undurchdringliche Barriere aus flüssigem heißem Material behindert die Feuerwehr beim Löschen und die Bewohner beim Verlassen des brennenden Hauses. Außerdem, und das ist mindestens ebenso problematisch, setzt das brennende Material chemische Verbindungen frei, die Fachleute als extrem giftig einstufen und die Retter, Hausbewohner und Nachbarschaft bedrohen.»

Was kann der private Bauherr tun, um sich davor zu schützen?

Ist Polystyrol einmal als Außendämmung verbaut, dann, so Stewen, kann «der private Bauherr relativ wenig tun, zumal, wenn er beim Schlüsselfertiganbieter kauft. Das ist heute der Normalfall, denn die meisten Kommunen vergeben Baugrund nicht mehr an Privatleute, sondern nur noch an Entwickler», erläutert Bausachverständiger Stewen. «Der Bauträger bietet in der Regel die preiswerteste Lösung an, und die besteht nun einmal aus 17,5 Zentimeter dicken Kalksandsteinmauerwerk mit einer zwölf bis 20 Zentimeter dicken Vorsatzschale aus Polysytrol. Andere Systeme sind nicht vorgesehen. Wenn der Bauherr eine Alternative sucht, muss er individuell planen, und das ist die Ausnahme.» Aber sinnvoll für ein sicheres, nachhaltig gebautes Haus. Zumal Polystyrol noch einige weitere Nachteile hat.

Eine Möglichkeit, so der Rat des VPB-Vorsitzenden ist, Streifen aus Mineralwolle in 10 Zentimeter Dicke oberhalb von Türen und Fenstern in die Polystyrol-Wärmedämmung einzubauen. Dadurch würde das Eindringen von Feuer in die Polystyrol-Dämmung verhindert. Der Fachmann gibt allerdings zu bedenken, dass diese zusätzlichen Bauteile mit Mineralwolle, sind brandschutztechnisch nicht vorgeschrieben. Somit müssen sie vom Fertighausanbieter auch nicht integriert werden, woraufhin sie viele Anbieter weder anbieten noch einbauen. Wird dieser nachhaltige Feuerschutz in Polystyrol gedämmte Fassaden integriert, so müsse der Bauherr mit etwa 5.000 Euro pro Haus an Mehrkosten rechnen.

Auf Polystyrol verzichten: Sicherste und nachhaltigste Alternative

Bauherren, denen Fragen der Nachhaltigkeit und des Brandschutzes wichtig sind und die gleichzeitig beim Brandschutz auf Nummer sicher gehen möchten, sollten sich zunächst mit Alternativen beschäftigen. Die Alternativen arbeiten alle mit einem anderen Wandaufbau. Auch wenn das Wärmedämmverbundsystem aus Polystyrol heute gängig ist, so muss der spätere Hausbesitzer oder der Altbausanierer den Stoff nicht einsetzen.

Die Alternativen stehen in aller Regel in Fragen der umweltfreundlichen Herstellung, bei der Dauerhaftigkeit und der späteren Entsorgung wesentlich besser und damit nachhaltige da, als Polystyrol. Zum Beispiel sind andere Dämmstoffe weniger schnell entflammbar und dünsten keine Gifte aus. Beispiel: Mineralwolle.

Eine andere, nachhaltige Alternative zu Polystyrol ist Perlit. Perlit ist ein aus Vulkangestein gewonnener Dämmstoff, der beispielsweise in Lehmwände integriert oder in spezielle Mauersteine gefüllt werden. Die Kosten für die Dämmlösung mit Perlit ist allerdings etwas kostspieliger.

Polystyrol-Ersatz bei Altbausanierung

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Auch möglich und für den Sanierungsbereich geeignet: Einfach eine zweite Mauerschicht um das Haus ziehen. Das isoliert und ist in aller Regel günstiger, als eine nachträgliche Wärmedämmung mit Polystyrol. Foto: © Fotolia

Auch möglich und für den Sanierungsbereich geeignet: Einfach eine zweite Mauerschicht um das Haus ziehen. Das isoliert und ist in aller Regel günstiger, als eine nachträgliche Wärmedämmung mit Polystyrol. Zudem können Wärmedämmverbundsysteme, also Außendämmungen auch mit Holzweichfaserplatten, Korkplatten, Schilfrohrmatten oder Mineralschaumplatten realisiert werden, rät das Institut für Baubiologie und Ökologie, IBN.

Auf dem Markt vergleichsweise gut etabliert seien Außendämmungen aus Holzweichfaserplatten und Mineralschaumplatten. Alternativ empfiehlt das IBN, dass der Hausbesitzer auch Kanthölzer an der Außenwand befestigen und darauf Holzweichfaserplatten oder Holzwolleleichtbauplatten anbringen kann. Diese werden anschließend verputzt. Zwischen den Kanthölzern kann nahezu jeder Dämmstoff eingebracht werden, also auch Hanf- oder Flachsdämmung, Korkdämmungen, Zellulose oder Sägespäne.

Eine Innenraumdämmung ist eine weitere, sinnvolle Dämmmethode. Zwei Systeme – WEM und Climate Wall - integrieren sogar eine Wandheizung, die fast ausschließlich mit der Vorlauftemperatur einer Solarthermie-Anlage erwärmt werden kann.

Bauherren-Denken: Das Bad ist wichtiger als die Sicherheit

«Wir Bauherrenberater sind immer wieder überrascht, wie wenig viele Bauherren wissen. Sie machen sich Gedanken über die Badausstattung im neuen Haus, über Tapeten, Böden und Türdrücker. Aber die wenigsten informieren sich über Wandaufbauten, gesundheitsbedenkliche Baustoffe oder lebenswichtige Fluchtwege. Auch Brandmelder, in über der Hälfte aller Bundesländer inzwischen gesetzlich vorgeschrieben, fehlen nach wie vor in vielen Neubauten. Angesicht der immensen Summen, die Bauherren in ihre Immobilie investieren, sollten sie sich im Vorfeld gründlich beraten lassen. Beim Kauf eines im Vergleich zur Immobilie ungleich preiswerteren Autos ist das selbstverständlich», gibt Bausachverständiger Stewen zu bedenken.

Doch, es gibt eine Alternative: Pilze sind das neue Plastik und eine Alternative auch zur Polystyroldämmung.Mehr zu der sensationellen Erfindung.

Eine weitere Alternative, die immer beliebter wird, ist das Holzhaus. Mehr dazu im Artikel «Warum ein Holzhaus so energieeffizient und nachhaltig ist.»

Und über die Gefahren von Schimmel im Haus und wie Sie Abhilfe schaffen, lesen sie hier.

Quellen: Verband Privater Bauherren,

IBN

Text: Jürgen Rösemeier