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Chelsea Flower Show 2013: Rückbesinnung auf den Naturgarten

Die englische Gartenkultur prägt seit Jahrhunderten die Landschaftsgestaltung in Europa. Schlicht und formal war sie bis dato. Nun zeigte die überwiegende Mehrheit der Gartendesigner auf der Chelsea Flower Show 2013 einen Rückwärtstrend: Die Wiederbelebung des Naturgartens. (c) Royal Horticultural Society/RHS / Bethany Clarke

Zurück zur Natur

Chelsea Flower Show: Die Rückkehr zum Naturgarten

Für manchen Gartenfreund nicht nur in England ein absolutes Highlight: Die soeben zu Ende gegangene Chelsea Flower Show 2013. Hier werden globale Trends gezeigt, die sich in den nächsten Jahren in vielen Gärten wiederfinden werden. Dieses Jahr war das Thema Umwelt ganz weit vorne in den Showgärten. Neun von 15 Schaugärten widmeten sich Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit.

In den USA ist die ökologisch einwandfreie Garten- und Landschaftsgestaltung schon längst etabliert. Nun scheint diese nachhaltige Betrachtung der eigenen grünen Oase auch in Europa, ja global angekommen zu sein. Wieder könnte man fast sagen und selbst bei den renommiertesten Gartendesignern dieser Welt. Eine ganzheitliche Betrachtung, Recyclingmaterialien oder die Berücksichtigung der heimischen Tierarten standen zur 100-jährigen Jubiläumsschau in Chelsea im Fokus. Bis zum pfiffigen Garten, denn man selbst im Hochsommer nicht gießen muss reichten die nachhaltigen Gartendesigns. Hier eine exklusive Bildergalerie.

Nachhaltige Wasserversorgung

Ein Garten, der nicht gegossen werden muss? Das war die Idee des Landschaftsarchitekten Philip Johnson mit dem diesjährigen ‚Trailfinders Australian Garden‘. Der Gartendesigner hat ein ausgeklügeltes System entwickelt, welches Regenwasser sammelt und damit den Garten versorgt. Ein Naturteich der das Wasser auf ganz natürliche Weise mittels Sand und Kieselsteinen filtert, Wasserfälle inklusive.  Sein Garten auf der Chelsea Flower Show 2013 präsentiert zudem Elemente aus Holz ausdrücklich aus nachhaltiger Forstwirtschaft, alten Leitungsmasten oder solarbetriebene Elektrik.

Ebenfalls dem Hauptthema Wasser war der Dachgarten von Nigel Dunnet gewidmet. Sein Anliegen war es, eine ebenfalls ausschließlich mit Regenwasser gespeiste grüne Oase auf den Dächern unserer Städte zu schaffen, der für Biodiversität genauso steht wie für eine pflegeleichte Grüne Insel im betonierten Großstadtdschungel. „Mit limitiertem Platz auf Straßenebene müssen wir himmelwärts blicken um grüne Flächen zu finden, die es dem Menschen ermöglichen, ihren Kontakt zur Natur zu maximieren. Wir haben ein ‚lebendiges Dach‘ kreiert, das Regenwasser auffängt und filtert, die es der Vegetation erlaubt, das ganze Jahr beispielsweise auf Hochhausdächern zu erblühen“, berichtet der Gartendesigner über seine nachhaltige Gartengestaltung.

Die Wiederbelebung urbaner Brachflächen

Die studierte Künstlerin und mehrfache Preisträgerin bei der Chelsea Flower Show, Kate Gould, präsentierte den ‚Wasteland‘ Garten. Mit diesem Projekt will sie zeigen wie verlassene, unschöne Brachflächen in unseren Großstädten zu einem Ruhepol und Magneten für die Tier- und Pflanzenwelt wie auch für den Menschen werden können. Auch sie verwendete Recyclingmaterialien – alte Stahlbleche oder Altholz – für die grundsätzliche Gestaltung der grünen Oase im urbanen Umfeld.

Chelsea Flower Show 2013: Rückbesinnung auf den Naturgarten

Eine der auf der Chelsea Flower Show 2013 präsentierten und prämierten neuen Pflanzen ist die zweifarbige Iris 'Barbe Noire'.  (c) Royal Horticultural Society/RHS

Heimische Pflanzen sind wieder im Kommen

Was einen Naturgarten im besonderen Maße auszeichnet ist seine Bepflanzung mit heimischen Pflanzenarten. Dass es nicht immer weitgereiste, exotische Pflanzen sein müssen bewies der Preisträger der diesjährigen Chelsea Flower Show Robert Myers. Sein Plädoyer: Nutzt heimische Pflanzen, die der heimischen Tierwelt wie beispielsweise den bedrohten Bienen, Nahrung und Unterschlupf bieten. Es müssen nicht immer exotische Pflanzen im Garten gepflanzt werden, um ornamentale und strukturierende Effekt zu schaffen. Ein Trend, der immer häufiger in den Gärten dieser Welt zu entdecken ist, pro Natur offensichtlich aber rückläufig.

Auch in anderen Gärten wie jenem den die Zeitung Daily Telegraph präsentierte wird sich im besonderen Maße den bedrohten heimischen Pflanzen, Bäumen und Sträuchern gewidmet, die noch dazu der Tierwelt viele Vorteile bringen.

Insgesamt neun der 15 global sehr viel Beachtung findenden Gärten haben somit ein eindeutiges Plädoyer für die Natur abgegeben und damit für die Nachhaltigkeit in der heimischen grünen Oase. Ein Trend der sich gerne weltweit fortsetzen dürfte und wahrscheinlich wird. Denn die Chelsea Flower Show prägt einfach die Garten- und Landschaftsarchitektur.

Die Chelsea Flower Show präsentierte 2013 neben den einmaligen Schaugärten viele weitere Neuheiten rund um das Gärtnern. So wurden beispielsweise die neuesten Blumenstars der renommiertesten Züchter oder die besten Neuheiten in Sachen Gartengeräte präsentiert und prämiert.

Quellen: RHS.co.uk, RBC.com, Text: Jürgen Rösemeier

Chelsea Flower Show 2013: Rückbesinnung auf den Naturgarten

Der 'Brewin Dolphin Garden' des preisgekrönten Gartendesigners Robert Myers setzt auf heimische Pflanzen. Diese sollten wieder vermehrt in unsere Gärten, um den Tieren (Beispiel Bienen) genügend Nahrung und Unterschlupf zu bieten. (c) Royal Horticultural Society / RHS / Neil Hepworth

Chelsea Flower Show 2013: Rückbesinnung auf den Naturgarten

Mit dem Garten 'Teavolution' beweisen die Briten, genauer das Sparsholt College, nicht nur Humor. Der Garten ist eine Hommage an den klassischen 4 o'clock-Tea. (c) Royal Horticultural Society / RHS / Sarah Cattle

Chelsea Flower Show 2013: Rückbesinnung auf den Naturgarten

Einer der neuen Blütenstars war die Lilie 'Sweet Desire. (c) Royal Horticultural Society

Text: Jürgen Rösemeier