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Pullover in rot von der Marke Langrett
Langbrett produziert Eco

Surfers for Nature: Langbrett

LANGBRETT ist längst eine Institution in der heimischen Surf- und Longboard-Szene. Die Produkte der Berliner heben sich dabei nicht nur mit ihren zeitlos-schlichten Designs und der hohen Funktionalität von Gros der Konkurrenz ab sondern punkten auch mit größtmöglicher Nachhaltigkeit in der Produktionskette. Wir haben uns mit Co-Gründer Oliver Spies über das Gestern, Heute und Morgen seiner Firma unterhalten.

Hallo Oliver. Wann wurde Langbrett gegründet, wer steckt dahinter und was ist bis heute passiert?

Langbrett wurde als Mini-Einzelhandel, damals noch unter dem Namen Kwik-Kiosk von meiner Partnerin Annette und mir vor über zehn Jahren in Berlin ins Leben gerufen. 2006 tauchte das erste Mal der Begriff LANGBRETT auf, 2008 folgte dann die erste Markenanmeldung. Damals wie heute ging es darum, eine Alternative zu den bestehenden Massenproduktionen zu schaffen. Wir wollten unseren Freunden und Bekannten die Möglichkeit geben, alternativ und nachhaltig zu konsumieren. Wir haben dabei lange nur einen wirklich kleinen Kreis von Bekannten, Freunden und Freunden von Freunden angesprochen, nicht zuletzt auch weil wir komplett auf Marketing verzichtet haben und auch bewusst keinen Onlineshop installierten. Die Idee war Produkte mit ökologischem, handwerklichem und gestalterischem Anspruch zu entwickeln und zu verkaufen. 
Seitdem ist die Firma dank Partnerschaften mit Marken wie Patagonie und auch LANGBRETT-Filialen in Frankfurt und Düsseldorf gewachsen wobei wir den Spirit der Anfangszeit nie aufgegeben haben. Die Community ist eigentlich wichtiger als je zuvor. Wir planen mit Freunden und Stammkunden gemeinsame Surfreisen und besprechen dabei auch zukünftige Projekte. Vor einem Jahr haben wir unseren langjährigen Freund Alexander Nolte als Partner mit ins Boots geholt. 2015 werden wir uns weiter professionalisieren. Die LANGBRETT-Shops und unsere Kunden können sich dabei nicht nur auf viele neue, nachhaltige und ethisch vertretbare Produkte sondern auch auf eine neue Website freuen. Nach Jahren des Kinderkriegens, Neuordnens und Abwartens sind wir jetzt sicher, dass dies alles nur der Anfang einer größeren Geschichte ist, die wir gerne weitererzählen möchten.

Langbrett legt Wert auf nachhaltige Produkte.

Was macht ihr anders als etablierte Surf- und Skatebrands?

Die surfenden Stadtbewohner aus unserem Bekanntenkreis wollen den Lifestyle nicht, den die großen Surflabels verkaufen. Surfen ist nicht Trash. Beim Surfen und Longboarden geht es darum draußen zu sein und das Wetter und die Natur zu erleben. Nicht nur uns sondern fast allen Surfern die wir kennen geht dieses schrille Klischee einer Surfkultur mit all diesen Hochglanzmagazinen, Contests, Pros und billigen Product-Placements und Special-Features extrem auf den Zeiger. Deshalb kümmern wir uns wieder mehr um eigenen Entwicklungen; große und kleinere Produktserien mit aber auch ohne Surfbezug. Klaro, wir sind Surfer, aber wir surfen halt auch nicht jede Minute unseres Lebens. Unser Ansatz ist allerdings durchaus auf andere Bereiche des täglichen Lebens übertragbar. Es geht um Reduktion der Bedarfsdeckung und den schonenden Umgang mit begrenzten Ressourcen. Unser Ansatz ist hier Produkte zu entwickeln die zeitlos, funktionell und langlebig sind.

Nachhaltigleben

Langbrett Gründer Oliver Spies.

War die Idee nachhaltige Produkte zu entwickeln also von Anfang an Teil eures Label-Selbstverständnisses?

Es ging eigentlich nie um ein Konzept oder ein Label-Selbstverständnis. Wir haben einfach getan, was uns am Herzen lag. Schon 1993 habe ich Kleidung aus Bio-Baumwolle produziert. Damals schien es fast unmöglich, jemanden außerhalb eines Bioladens davon zu überzeugen, pflanzengefärbte und offensichtlich überteuerte Kleidung eines völlig unbekannten Labels zu kaufen. Trotzdem war das für mich der richtige Schritt und so ist das auch heute noch. Wir konsumieren und entwickeln lieber Produkte, deren Vorteil wir selber verstehen und der uns nicht von einer Marketingkampagne mit künstlich erzeugtem Brand-Image eingetrichtert wird.

Ihr setzt euch ja schon seit einer ganzen Weile auch mit dem Thema Recycling auseinander – wie kam es dazu und welche Projekte gab es da bislang?

2015 ist für LANGBRETT das Jahr des Recyclings. Wir wollen vermehrt versuchen, gute, schöne und haltbare Produkte mit minimalem Energie- und Materialaufwand herzustellen. Dabei sind wir zuversichtlich, mit unseren neuen Schuhen einen durchschnittlichen Recycling-Materialanteil von 50 Prozent zu erreichen. Der Erfolg unserer Decken und Kleidung aus Recyclematerial zeigt uns, dass wir mit unserem Anspruch nicht alleine dastehen. Unsere Kunden wollen im Grunde das gleiche wie wir. Das macht es uns einfach.

Für das erwähnte Schuhprojekt sucht ihr über eure Website und über die Facebook-Site nach Korken. Wie werden die Schuhe aussehen und produziert ihr in Eigenregie oder holt ihr euch einen Partner mit ins Boot?

Für kommerzielle Partner sind wir nicht interessant. Wir sind klein und gehen recht kompromisslos vor: Unsere neuen Schuhmodelle sollen nicht durch eingestreute Deko-Flakes den Anschein erwecken, Müll zu beinhalten. Sie werden aufwändig von Hand mit einem hohen Anteil wiederverwertbarer Materialien hergestellt und zwar mit Zutaten, die nicht aus Übersee eingeführt wurden, sondern hier vor Ort gesammelt und zum Recycling verarbeitet werden. Das ist natürlich recht kostenintensiv und die machbaren Mengen sind von vorneherein begrenzt. Unser deutscher Schuhproduzent hat sich bei der Projektpräsentation nur an den Kopf gefasst. Jetzt arbeiten wir halt mit einem portugiesischen Unternehmen zusammen, das sich auf die Produktion biologisch abbaubarer Schuhe spezialisiert hat. Echt wilde Typen und deshalb genau richtig für uns. Zudem haben wir dort den Vorteil, die Firmen zum Zermahlen unserer Korken sowie die Zulieferer aller Zutaten direkt in der Nähe zu haben. Und das Tollste ist: da regelmässig LANGBRETT-Klubmitglieder mit dem Bus zum Surfen nach Portugal fahren, haben wir sogar das Transportproblem gelöst. Jeder nimmt eine Kiste korken, Leder und Stoffe mit und liefert sie dort in der nähe von Peniche ab. Entschädigt werden unsere Spediteure mit den fertigen Produkten. Ökologischer gehts nicht, denke ich.
Was die Schuhe angeht - es wird zwei Modelle mit Recyclingsohlen und einen Hi-Top mit insgesamt mindestens 80% Recyclinganteil geben. Die Schuhe sind dann ab April in unseren Läden erhältlich.

Nachhaltig unterwegs mit Langbrett.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?

Wegen des extrem veränderten Kaufverhaltens unserer Kunden werden wir um die Einführung eines Online-Shops nicht herumkommen. Unser ziel bleibt es, unsere Kunden persönlich im Laden zu beraten. Wer sich aber erst zu hause entschließt, etwas zu kaufen, soll den Weg nicht noch einmal antreten müssen. Wir hoffen, dass dieses Vorhaben gelingt. Sollte die Rücksenderate unseren CO2 Fußabdruck unverantwortlich negativ beeinflussen, werden wir davon wieder Abstand nehmen. Wir sind sehr gespannt. Außerdem werden wir eine Marktneuheit im Longboardbereich liefern - wahrscheinlich gegen Mitte des Jahres - und dann steht auch noch die Eröffnung eines Ladens in Hamburg an. Vorschläge für Ladenlokale sind sehr Willkommen.

Abschließende Worte?

Wir bitten Besucher von Ländern und Regionen ohne funktionierende Müllentsorgung ihren Abfall zu reduzieren, sich um eine fachgerechte Entsorgung zu kümmern und gegebenfalls ihren Kram einfach wieder mitzunehmen. Und von den surfenden Lesern würden wir gerne erfahren ob sie prinzipiell für oder gegen künstliche Wellen sind. Uns interessiert dabei besonders der Aspekt der Energieverschwendung. Ihr könnt uns unter us@langbrett.com erreichen. Vielen Dank für das Interview.

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Info:

Hier geht es zur Homepage von Langbrett

Text- Bildquelle: www.langbrett.com, Interview: Andreas Grüter