Beunruhigend: Auch Rohmilch kann das Zecken-Virus übertragen
Achtung, Zecken! Die winzigen Blutsauger sind extrem unangenehm, übertragen gefährliche Krankheiten wie FSME – und breiten sich immer weiter aus. Doch damit nicht genug der schlechten Nachrichten aus der Forschung: Es wurde ein weiterer Übertragungsweg für Hirnhautentzündung entdeckt.
Jetzt, da das milde Wetter wieder zu entspannten Waldspaziergängen, ausgedehnten Wanderungen und lockeren Joggingrunden im Stadtpark einlädt, steigt die Wahrscheinlichkeit, sich die eine oder andere Zecke einzufangen. Das ist zwar noch lange kein Grund, sich den Spaß am Draußensein verderben zu lassen, sollte aber auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Denn Zeckenbisse sind nicht nur unangenehm, sondern können richtig gefährlich werden.
Zecken sind Überträger von FSME und Borreliose
FSME verläuft in zwei Krankheitsphasen
Zecken sind Überträger zweier Krankheiten, die schwerwiegende Folgen haben können, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden: der Lyme Borreliose und der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), einer auch als Hirnhautentzündung bekannten Viruserkrankung des Zentralen Nervensystems. Erste Symptome ähneln denen einer gewöhnlichen Grippe, einige Tage nach der Infektion kommt es zu hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, auch Übelkeit und Erbrechen können auftreten.
Typisch für FSME ist vor allem ein steifer Nacken, außerdem können neurologische Beschwerden auftreten. In diesem Stadium ist die Krankheit zwar unangenehm, aber nicht ernsthaft bedrohlich. In der Regel klingen die Beschwerden von selbst wieder ab, zu diesem Zeitpunkt lässt sich die FSME noch gar nicht nachweisen. Richtig gefährlich wird es erst in einer zweiten Phase, die bei ungefähr zehn Prozent der Betroffenen nach einer fieberfreien Zeit eintritt und in der es zu Entzündungen der Nerven und des Gehirns kommt. Die Folgen sind Sprachstörungen, Lähmungen und Verhaltensänderungen.
Zecken sind in Deutschland auf dem Vormarsch
Schutz vor dieser gefährlichen Krankheit bietet nur eine Impfung. Und die ist heute wichtiger denn je, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. Nach wie vor treten FSME-Fälle vor allem im Süden von Deutschland, also in Baden-Württemberg und Bayern auf, inzwischen kommt es aber immer häufiger auch weiter im Norden zu Infektionen. Wegen der milden Temperaturen im Winter und Frühling sind die Zecken auf dem Vormarsch und machen sich nach und nach in ganz Deutschland breit.
Darüber hinaus haben Wissenschaftler im letzten Jahr herausgefunden, dass eine neue Zeckenart sich zum Überträger des FSME-Virus entwickelt hat. Immerhin befällt die Auwaldzecke häufiger Tiere als Menschen. Angesichts eines alarmierenden Falls aus dem vergangenen Jahr, der von Forschern der Universität Hohenheim untersucht wurde, ist diese Tatsache allerdings nur wenig ermutigend.
Auch Rohmilch kann FSME übertragen
Nicht nur Zecken übertragen die gefährliche Krankheit
Im Sommer letzten Jahres haben sich ein Vater und sein Sohn mit FSME infiziert, nachdem sie auf einem Biohof frische Ziegenmilch getrunken hatten. Offensichtlich wurde das Tier, von dem die Milch stammte, von einer infizierten Zecke gebissen und das Virus übertrug sich über die Milch auf die beiden Männer. In Osteuropa kommt so etwas offenbar regelmäßig vor, hierzulande wurde vor dem Sommer 2016 allerdings noch kein solcher Fall dokumentiert. FSME-Erreger in Nahrungsmitteln? Das ist eine beunruhigende Vorstellung.
Die Experten wollen die Situation nicht dramatisieren und betonen, trotz intensiver Untersuchungen seien noch viele Fragen offen. Sie raten in jedem Fall zur Impfung, denn die schützt genauso vor der Infektion durch einen Zeckenbiss wie vor der Übertragung des Virus durch Rohmilch oder –käse. Bei pasteurisierten Milchprodukten besteht nach aktuellem Kenntnisstand ohnehin keine Ansteckungsgefahr. Zur Panik besteht trotz aller negativen Entwicklungen also kein Anlass. Denn auch wenn die Zecken auf dem Vormarsch sind: Erstens trägt längst nicht jede von ihnen das FSME-Virus in sich und zweitens bricht die Krankheit nur bei rund einem Drittel aller infizierten Menschen tatsächlich aus. Trotzdem ist gerade in der warmen Jahreszeit Vorsicht geboten – ein Risiko sollte man nicht eingehen!
Zecken übertragen auch Borreliose
Immerhin übertragen die kleinen Blutsauger nicht nur FSME, sondern deutlich häufiger auch die sogenannte Lyme-Borreliose. Und gegen die gibt es keine Impfung, weil es sich um eine bakterielle Erkrankung handelt. Das sind die wichtigsten Unterschiede zwischen beiden Krankheiten:
FSME | Borreliose |
Die Erreger sind Viren. | Die Erreger sind Bakterien. |
Wird von Zecken (Holzbock, Auwaldzecke) und durch Rohmilch übertragen. | Wird von Zecken (Holzbock) übertragen. |
Risikogebiet ist vor allem Süddeutschland, aktuell langsame Ausbreitung in den Norden. | Ansteckungsrisiko besteht in ganz Deutschland. |
In Endemiegebieten sind im Durchschnitt bis zu 3,5 Prozent aller Zecken mit dem Erreger befallen. | Durchschnittlich sind bis zu 20 Prozent aller Zecken mit dem Erreger befallen. |
Pro Jahr gibt es etwa 300 bis 550 gemeldete Neuerkrankungen. | Es infizieren sich schätzungsweise 60.000 Menschen pro Jahr mit Borreliose. |
In der ersten Phase treten grippeähnliche Symptome (Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit) und Nackensteifheit auf; in der zweiten Phase kann es zu Hirnhautentzündung, Gehirnentzündung und Lähmungen kommen. In etwa einem Prozent der Fälle endet die Krankheit tödlich. | Die Krankheit beginnt mit Wanderröte rund um den Zeckenbiss, in der Folge können Gelenkentzündungen, neurologische Veränderungen, Lähmungen und Herzentzündungen auftreten. |
Die Krankheit beginnt mit Wanderröte rund um den Zeckenbiss, in der Folge können Gelenkentzündungen, neurologische Veränderungen, Lähmungen und Herzentzündungen auftreten. | Im Frühstadium kann Borreliose gut mit Antibiotika behandelt werden, später ist der Behandlungserfolg fraglich. |
Die FSME-Impfung schützt vor der Krankheit. Außerdem sollten Zeckenbisse vermieden werden. | Einen Schutz bietet ausschließlich die Vermeidung von Zeckenbissen. |
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Quellen: Universität Hohenheim, Bilder: Depositphotos/digifun, motorlka, Text: Ronja Kieffer
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