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Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Hohenheim sind Zecken bedingt durch den Klimawandel in Deutschland inzwischen beinahe ganzjährig aktiv.
Risikogebiete für Zecken

Zeckeninvasion: Vorsicht, hier sind Zecken besonders aktiv!

Lange Zeit dachte man, dass ein Zeckenbiss nur im Sommer auf einen lauern würde. Vorwiegend in der Natur oder zumindest in ländlichen Gebieten. Eine Studie fand heraus, dass Zecken aufgrund des Klimawandels fast das gesamte Jahr über aktiv sind – auch in städtischen Regionen. Das sind die Zecken-Risikogebiete in Deutschland!

Zeckenbiss: Wenn Zecken an das Blut wollen…

Ihr unangenehmes Aussehen lässt schon Böses ahnen. Zecken sind zwar klein und kommen recht farbenfroh mal mit einem Grünstich, dann wieder in Blutrot daher, doch sie sind alles andere als ein unschuldiges Insekt! Zecken sind im wahrsten Sinne des Wortes Parasiten und Blutsauger, die sich an Wirbeltieren – darunter auch uns Menschen – vergreifen. 900 verschiedene Zeckenarten gibt es und sie lauern fast überall. Obwohl nur millimetergroß, zählen sie in Deutschland zu den gefährlichsten Tieren. Eine Zecke kann mit ihrem Zeckenbiss gefährliche Krankheiten wie Borreliose und FSME übertragen. Wer glaubt, einer Zecke könne einem nur im tiefsten Wald fern ab von Städten begegnen, der irrt. Forscher stellten vor einigen Jahren in einer systematischen Untersuchung etwas Erstaunliches, wie besorgniserregendes fest.

Ergebnisse der großen Zeckenstudie im Stuttgarter Raum

Mit 40 Bewerbern hatte Prof. Dr. Ute Meckenstedt gerechnet, als sie zusammen mit der Uni Hohenheim 2014 Teilnehmer für eine Zeckenstudie suchte. Mehr als 500 Gartenbesitzer im Stuttgarter Raum wollten mitmachen. 100 Gärten wurden schließlich von Meckenstedt und ihrem Team auf ihre Zeckenpopulation untersucht. Das Ziel: herausfinden, wie hoch und vielseitig die Zeckenpopulation in verschiedenen Regionen ist.

Das Ergebnis: in allen untersuchten Gärten lebten Zecken und in 70 Prozent davon gleich mehrere Zeckenarten. Dieser hohe Zeckenbefall war jedoch nicht nur in ländlichen, naturnahen Regionen vorzufinden oder gar verwilderten Gärten. Selbst inmitten der Großstadt konnten in kurzgemähten Rasen und feinsäuberlich geschnittenen Hecken Zecken gefunden werden. Dennoch war die Zeckenanzahl umso höher, je ländlicher das Grundstück lag. Bis zu 800 Tiere wurden stündlich in einzelnen Gärten gefunden. Insgesamt entdeckte man drei verschiedene Zeckenarten in den untersuchten Gärten.

Weitere Ausbreitung der Zecke in Deutschland

Die Erkenntnisse der Studie der Uni Hohenheim

  • Zecken sind bedingt durch den Klimawandel in Deutschland inzwischen beinahe ganzjährig aktiv
  • Zecken breiten sich im Bundesgebiet immer weiter aus, es festes Risikogebiet gibt es nicht
  • Man findet sie nicht mehr nur in Waldgebieten, sondern auch in städtischen Gärten

Ursache für die steigende Verbreitung der Zecke ist die Einschleppung durch Vögel-, Haus- und Wildtiere. Einmal befallen, bilden die Zecken stabile Populationen, die jedoch nicht über den ganzen Garten verbreitet sein müssen, sondern zum Teil auch punktuell an einzelnen Pflanzen zu finden sind.  Zwar sind die Untersuchungen auf den Raum Stuttgart beschränkt, die Forscherin geht jedoch davon aus, dass sich die Ergebnisse auch auf andere deutsche Städte übertragen lassen

FSME Risikogebiete Deutschland

Rot: Definierte FSME-Risikogebiete nach Robert Koch-Institug; Gelb: Landkreise mit vereinzelt auftretenden FSME-Erkrankungen, die jedoch nicht der Definition für ein FSME-Risikogebiet nach Robert-Koch-Insitut entsprechen

Viele Regionen Süddeutschlands sind FSME-Risikogebiet

Sie fragen sich, wo Sie am häufigsten einen Zeckenbiss erwarten müssen? Ein regelrechter Hotspot für die von Zecken ausgelöste gefährlichste Erkrankung, die FSME, bildet der Süden von Deutschland. 90 Prozent der FSME-Fälle – der Frühsommer-Meningoenzephalitis – treten in Baden-Württemberg und Bayern auf.

Aber auch der südöstlichste Teil von Thüringen und Gegenden in Mittelhessen, Saarland, Rheinlandpfalz und Sachsen zählen zu den besonders gefährdeten Regionen. Laut einer im April 2017 veröffentlichten Studie des Robert Koch Institutes gibt es in Deutschland 146 Kreise, die als FSME - Risikogebiete deklariert werden.

FSME Deutschland

FSME-Risikogebiete in Deutschland (Basis: FSME-Erkrankungen in den Jahren 2002 bis 2015, die dem RKI übermittelt wurden, n = 3.818; Stand: 20. April 2016)

Neu an der Infektionsrate in den vergangenen Jahren ist die Tatsache, dass sich auch Menschen außerhalb der bekannten Zeckengebiete infizierten, so etwa in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Auch die Bandbreite der übertragenen Krankheiten ist wohl weitaus größer als bisher angenommen. Neben FSME und Borreliose können Zecken demnach weitere Viren, Bakterien und Parasiten übertragen, unter ihnen den Erreger des Q-Fiebers und der Hasenpest.

Mit dieser Krankheit ist keineswegs zu spaßen, folgende Zecken Symptome können durch FSME ausgelöst werden:

  • Unwiederbringliche Zerstörung von Gehirnzellen
  • Stimmungsschwankungen
  • Muskellähmungen
  • Epileptische Anfälle
  • Kopfschmerzen
  • Erbrechen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Atemlähmung

Genauso vielseitig wie die Symptome kann auch die Behandlung der FSME verlaufen. Das primäre Ziel besteht darin, den Körper bei seinem Kampf gegen die Erreger zu unterstützen. Es gilt, Beschwerden zu lindern und Langzeitschäden zu verhindern.

Borreliose: die häufigste von Zecken übertragene Krankheit in Deutschland

Neben der seltener auftretenden aber umso gefährlicheren FSME ist Borreliose die wohl bekannteste Krankheit, die durch einen Zeckenbiss ausgelöst werden kann. Der Erreger ist ein Bakterium namens Borrelia burgdoferi, das im Darm der Zecke lebt. Allein in Deutschland erkranken jährlich zehntausende Menschen an Borreliose. Die Symptome sind so vielseitiger Natur, dass sie oft nur schwer zuzuordnen sind. Charakteristisch ist jedoch die sogenannte Wanderröte – eine ringförmige Hautrötung, die einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich rum um die Einstichstelle beobachtet werden kann.

Soweit bisher bekannt, besteht die einzige Ansteckungsgefahr durch einen Zeckenbiss, nicht etwa durch andere an Borreliose erkrankte Mitmenschen. Bis die Borrelien vom Darm der Zecke in das Blut des Menschen gelangen, muss die Zecke einige Stunden lang Blut saugen. Je schneller Sie eine Zecke also entdecken und entfernen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie nicht an Borreliose erkranken.

Ein tückischer Aspekt der Borreliose ist, dass man sich vielfach infizieren und mehrere Borreliosen in verschiedenen Stadien gleichzeitig in sich tragen kann. Zwischen fünf und 35 Prozent aller Zecken tragen Borrelien in sich. Die Wahrscheinlichkeit, sich durch einen Zeckenbiss mit Borreliose zu infizieren liegt bei 1,5 bis 6 Prozent. Allerdings erkrankt nicht jeder Mensch, der Borrelien in sich trägt, automatisch auch an Borreliose. Oft gelingt es dem Körper die Bakterien in Schach zu halten, sodass keine Beschwerden auftauchen und die Infektion folgenlos ausheilt. Die Borreliose bricht lediglich bei 0,5 bis 1,5 Prozent der von einer Zecke mit Borrelien gebissenen Menschen aus.

Im Gegensatz zur komplexen Behandlung von FSME lässt sich Borreliose in der Regel gut behandeln. Vor allem im Frühstadium genügen oft herkömmlich verabreichte Antibiotika. Kommt es jedoch zu chronischen Symptomen nach einem Zeckenbiss, müssen die Antibiotika durch mehrwöchige Infusionen verabreicht werden.

Zeckenzeit: fast das gesamte Jahr ist Hauptsaison

Inzwischen sind Zecken fast ganzjährig aktiv, was an den zunehmend milderen Wintern liegt. Sie treiben allgemein betrachtet von Februar bis in den Dezember hinein ihr Unwesen. Ihre Hauptzeit beginnt im März beziehungsweise April und endet bereits im Oktober, spätestens im November. 

Dabei ist die Saison aufgrund niedrigerer Temperaturen in Gebirgslagen in der Regel kürzer. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Zecken ab 10 Grad Celsius aktiv werden. Sobald an zwei bis drei aufeinanderfolgenden Tagen diese Temperatur erreicht ist, kann man ihnen bereits begegnen.

Aufgrund von Klimaveränderungen ist zukünftig nicht auszuschließen, dass sogar Zeckenarten aus fernen Ländern in Deutschland überleben könnten, wenn sie am Ende einer Reise versehentlich eingeführt werden. Beispiele für hier bisher nicht verbreitete Zeckenarten sind die Braune Hundezecke, die das Mittelmeerfleckfieber auslöst oder die Hyalomma marginatum Zecke, die das Krim-Kongo-Fieber verursacht.

In diesen Gebieten halten sich Zecken besonders gerne auf

Abgesehen davon, dass für Zecken die Temperatur der wichtigste Faktor ist um (über-)leben zu können, bevorzugen sie – wie die meisten anderen Tiere auch – bestimmte Orte, an denen sie sich besonders gerne aufhalten. Dies bedeutet nicht, dass Sie diese Plätze künftig meiden müssen. Es gilt lediglich, besonders aufmerksam zu sein und regelmäßig den Körper nach den Zecken abzusuchen.

An folgenden Orten halten sich Zecken vermehrt auf:

  • Laubwald oder Mischwald
  • Waldrand
  • Waldlichtungen
  • auf nicht zu trockenen Brachflächen mit Gräsern, Büschen und jungen Bäumen
  • Parks
  • Gärten
  • Friedhöfe
  • Sträucher
  • hohe Gräser
  • Farne

Wenig bis gar nicht findet man Zecken hingegen an den folgenden Orten:

  • Trockene Nadelwälder
  • In Gärten mit sehr kurz geschnittenem Rasen
  • In der Sonne stark ausgesetzten Flächen

Zecken mögen es nicht gerne warm und trocken, sie bevorzugen ein feuchtes Klima.

Konsequenz aus diesen Erkenntnissen muss eine erhöhte Sensibilität in Bezug auf Zeckenbefall, sowie ein konsequenter Schutz vor Zecken sein. Wir müssen akzeptieren, dass Zecken in Zukunft nicht vollständig vermieden werden können und lernen, mit ihnen zu leben.

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Quelle:Uni Hohenheim, Bilder: depositphotos/Kalcutta/Erik_Karits, zecken.de, Text: Anna-Lena Kraft