Flugangst - woher kommt sie und was hilft dagegen?
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ sang einst Reinhard Mey in seinem zeitlosen Ohrwurm. 35 Prozent der Deutschen sehen das allerdings ganz anders. Für sie hört die Freiheit spätestens dann auf, wenn sie das Flugzeug betreten.
15 Prozent der Deutschen leiden unter einer starken Aviophobie, wie die Flugangst eigentlich heißt. Weitere 20 Prozent empfinden das Fliegen als eine unangenehme Situation.
Oft tritt die Angst ganz plötzlich auf, auch wenn man schon mehrere Flüge hinter sich gebracht hat. Meist fühlen sich die Betroffenen schon viele Tage vor dem Flug unwohl. Bei manchen geht die Angst sogar so weit, dass sie gar nicht mehr fliegen oder sich mit Beruhigungsmitteln betäuben. Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Schweißausbrüche, Übelkeit, Schockstarre oder Weinen treten zu Tage und irgendwann kommt die Frage auf, warum man sich das Ganze überhaupt noch antut?
Auch wenn man schon mehrere Flüge hinter sich gebracht hat, kann die Angst ganz plötzlich auftreten
Was steckt dahinter?
Es gibt unzählige Theorien, was hinter dieser Aviophobie steckt. Allen voran steht die unzulässige Aufklärung darüber, wie sicher ein Flugzeug aus technischer Perspektive ist, meteorologisches Grundwissen und eine Erklärung darüber, warum ein so durchsichtiges und leichtes Medium wie Luft ein so schweres Transportmittel tragen kann.
Natürlich können auch individuelle schlechte Erfahrungen, wie etwa schwere Turbulenzen oder eine Notlandung dahinter stehen. Vielleicht haben Sie aber auch einen Katastrophenbericht in den Medien über einen Absturz oder eine Flugzeugentführung gesehen?
Es gibt jedoch noch mindestens eine weitere Möglichkeit, die vor allem aus psychologischer Perspektive die Angst ausgelöst haben könnte: Verhaltenstherapeuten sehen den Grund in einer auf den ersten Blick gar nicht mit dem Fliegen in Verbindung stehenden Situation, die kurz vor dem Flug geschehen ist. Diese Gefühle werden unterbewusst auf den nächsten Flug übertragen, der letztlich noch so ruhig sein kann und für Sie zum Höllenflug wird.
Was Sie aktiv dagegen tun können
Glücklicherweise gibt es sehr viele Möglichkeiten, die Aviophobie zu behandeln. Der erste Schritt ist eine gründliche Aufklärung über die Technik, das Wetter, die Berufsausbildung zum Piloten oder zur Flugbegleiterin. Wissen schafft Vertrauen. Wenn Sie die Geräusche des Flugzeuges zuordnen können, wissen, warum es über hohen Bergen ruckelt, bleibt weniger Raum für Grübeln und emotionale Negativspiralen, die oft von körperlichen Symptomen geplagt sind.
Die Volkshochschule, Flughäfen oder Fluggesellschaften bieten unterschiedlich ausführliche Seminare an, in denen Sie all das lernen können. Manche davon enden mit einem kurzen Probeflug, in dem Sie das gelernte Wissen anwenden können. Auch kleine Entspannungstechniken wie das fokussierte Ein-und Ausatmen oder eine bewusste Wahrnehmung des Flugzeuges als sichere Hülle vor der Luft mit festem, tragendem Boden, können hilfreich sein.
Sitzt die Problematik tiefer, bietet sich eine verhaltenstherapeutische Therapie an, bei der in der Regel mit Konfrontation gearbeitet wird. In verschiedenen Etappen nähern Sie sich Ihrer Problematik an - oft mit Hilfe von Wachhypnose.
Behandeln Sie Ihre Flugangst, damit Sie entspannt in den Urlaub fliegen können
Was auch immer bei Ihnen der Grund dafür ist: Gehen Sie das Problem an, lassen Sie sich eine der schönsten Freizeitbeschäftigungen nicht von irrationalen Ängsten verbieten. Das Flugzeug ist nach wie vor das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel der Welt. Sie müssen das Fliegen nicht lieben, wenn es stark ruckelt, darf das durchaus als unangenehm empfunden werden. Aber akzeptieren Sie es, hören Sie auf zu bewerten und lassen Sie sich darauf ein.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/dimaberkut, diego_cervo, olly18, Text: Jasmine Barendt