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Ausmisten befreit
Endlich frei vom Überfluss

Ausmisten befreit – doch wohin mit den Sachen?

Viel zu oft ist der Kleiderschrank bis oben hin voll mit Kleidungsstücken, die wir viel zu selten oder gar nicht tragen. Also wird es Zeit, auszumisten und sich von dem Ballast zu befreien. Doch was tun mit den vielen Sachen? 

Wohin mit unserem Überfluss?

In vielen deutschen Haushalten quellen die Kleiderschränke mit sogenannten „Schrankleichen“ über, also Kleidung die gekauft aber nur selten getragen wurden und seitdem unnötig Platz einnimmt. Und wenn wir ganz ehrlich zu uns sind, tragen wir ja meistens doch nur eine kleine Auswahl von Lieblingsteilen. Trotzdem verlocken vor allem die Fast Fashion Schnäppchen der Modeketten immer wieder dazu spontan und unüberlegt neue Textilien mitzunehmen. Und Zuhause versinken wir dann in Dingen, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Das kann auf Dauer zur echten Belastung werden.

Durch gründliches Ausmisten kann neuer Platz geschaffen werden, um sich endlich von altem zu befreien, auch wenn es zuerst vielleicht schwer fällt sich zu trennen. Oft werden die Sachen, die man nicht behalten möchte, gespendet, etwa in Kleidercontainern. Aber was passiert eigentlich mit ihnen? Kommen Sie wirklich bei Bedürftigen an, wie es oft den Anschein hat?

Spende für den guten Zweck oder doch problematisch?

Kleiderspende

Ein Großteil unserer aussortierten Kleidung wird nicht etwa in Deutschland an Menschen mit geringem Einkommen abgegeben, sondern ins Ausland exportiert und dort als Secondhand Ware weiterverkauft. Doch die Bewohner der Exportländer profitieren nicht nur von der günstigen Kleidung, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint. Vor allem der Export in afrikanische Länder schadet der dortigen Textilindustrie. Eigene Kleidung herzustellen, lohnt sich dort einfach nicht, wenn Unmengen an billiger gebrauchter Kleidung aus Europa zur Verfügung stehen. Und das, obwohl dort Rohstoffe wie Baumwolle hergestellt werden und mit einer vorhandenen Industrie eigentlich auch vor Ort verarbeitet werden könnten. Doch preislich könnte lokal produzierte Kleidung nicht mit der Secondhand Ware mithalten. Um die eigene Produktion zu fördern, haben sich deswegen Länder wie Nigeria, Äthiopien und Südafrika inzwischen für einen Verbot vom Import unserer Spenden entschieden.

Polyester ist hauptsächlich der Grund dafür, wieso Secondhand Kleidung in anderen Ländern so günstig weiterverkauft werden kann. Aus der preiswerten Kunstfaser bestehen inzwischen ganze 60 % unserer Kleidung. Doch der niedrige Preis hat Konsequenzen, da Polyester aus nicht erneuerbarem Erdöl hergestellt wird. Bei seiner Produktion entsteht beinahe dreimal so viel CO2 im Vergleich zur Herstellung von Baumwolle. Außerdem gelangen die synthetischen Mikrofasern der Kleidung aus Polyester durch den Waschvorgang in unseren Gewässern. Dort gelangen sie in den Nahrungskreislauf von Meerestieren und schaden schließlich der Gesundheit als auch der Umwelt.

Ein Teil der gebrauchten Kleidung wird recycelt, zum Beispiel um Putzlappen herzustellen. Das klingt zwar erst mal sinnvoll, aber auch in dieser Form werden sie nur eine kurze Zeit benutzt und enden schließlich doch als Abfall.

Das passiert mit unserer ausgemisteten Kleidung

Seit den neunziger Jahren ist die Menge an Altkleiderspenden bei uns in Deutschland um 20 % gestiegen, vermutlich liegt das an dem Siegeszug der Fast Fashion. Modeketten bringen wöchentlich neue Kollektionen heraus, die von Kunden gekauft, aber nur kurz getragen werden. So kommen hierzulande jährlich etwa eine Millionen Tonnen an Altkleidern zustande, viel zu viel, um von sozialen Einrichtungen an Bedürftige verteilt zu werden. Doch Container ist nicht gleich Container. Es gibt hier Unterschiede zwischen Sammelcontainern und denen von gemeinnützigen Organisationen. Letztere investieren den Erlös, der durch die Spenden erzielt werden kann, in soziale Projekte. Die Kleidung aus den Sammelcontainern geht dagegen meist an gewerbliche Textilverwerter. Für diejenigen, die eine Spende abgeben wollen, ist es dabei nicht immer ganz einfach zu erkennen, zu welcher Art die Container gehören. So mieten gewerbliche Sammler beispielsweise häufig die Logos von gemeinnützigen Organisationen, einen Teil der Einnahmen durch die Spenden geht zwar dann auch an diese Organisation, die Sammlung bleibt aber dennoch gewerblicher Natur. Leider gibt es auch illegal aufgestellte Container, die über keine Genehmigung verfügen und bei denen es rein um den eigenen Profit geht.

Die Kleidung aus der Altkleidersammlung kommt in der Regel bei Verwertungsfirmen an. Dort wird sie mühevoller Handarbeit sortiert, es gibt dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Artikeln und Qualitätsstufen. Nur 2 bis 4 % der Spenden sind in so gutem Zustand, dass sie in Deutschland oder den westeuropäischen Nachbarländern als Secondhand Ware verkauft werden und hier in neue Kleiderschränke einziehen. Trotz der geringen Menge wird durch sie der meiste Umsatz erzielt. 40 % der Kleidung wird exportiert, etwa nach Osteuropa oder Afrika, 10 % sind nicht brauchbar und enden als Abfall. Der Rest der Spenden kann recycelt und zu Putzlappen oder Dämmstoffen weiterverarbeitet werden. Die Verwertung der Kleidung aus minderwertiger Qualität lohnt sich allerdings für die Verwertungsfirmen aus wirtschaftlicher Sicht kaum, sodass immer mehr von ihnen in Niedriglohnländern abwandern müssen. Am besten wäre die Weiterverarbeitung in Garne und Stoffe zur Herstellung neuer Kleidung. Dies findet jedoch kaum statt, da diese Methode zu aufwendig ist.

Alternativen zum übertriebenen Konsum

Minimalistischer Kleiderschrank

Das Tragen von Secondhand Kleidung ist grundsätzlich eine gute Möglichkeit, um nicht zur Neuanfertigung von Kleidung beizutragen und somit wichtige Ressourcen einzusparen. Kleiderspenden bringen in der enormen Menge, die aktuell durch unseren Konsum zustande kommt, aber nicht nur Gutes mit sich. Es gibt inzwischen so viel Secondhand Kleidung, meist in geringer Qualität, dass sie gar nicht mehr sinnvoll weiterverwendet werden kann. Um dem entgegenzuwirken, ist es die beste Methode, sich vor jedem Kauf eines neuen Kleidungsstückes folgende Fragen ehrlich zu beantworten:

 Brauche ich das wirklich?

 Wie oft werde ich es tragen und wird es mir auch in zwei Jahren noch gut gefallen?

Je länger und öfter man die Kleidung, die man bereits besitzt, trägt, desto weniger Neues wird konsumiert. So kann ein Überfluss an Kleidung verhindert werden.

Teile, die nicht mehr passen, können selbst mit einer Nähmaschine und ein wenig Know-how geändert oder zum Schneider in der Nähe gebracht werden. Dort freut man sich über die Aufträge und dem Kleidungsstück wird neues Leben verliehen. Entspricht ein Kleidungsstück nicht mehr dem eigenen Geschmack, lohnt es sich auch kreativ zu werden und ihm durch Upcycling ein neues Aussehen zu verleihen. Das Internet ist voll von Inspirationen und Anleitungen. Wenn doch einmal ausgemistet wird, bieten sich auch lokale Kleiderkammern an. Dort bekommen Menschen in der Region Hilfe durch Sachspenden oder der Erlös, der durch die Kleidung zustande kommt, wird direkt für soziale Projekte oder karitative Organisationen in der eigenen Gemeinde genutzt. Wenn doch die Container für Spenden genutzt werden, sollte darauf geachtet werden, dass sie zu seriösen Sammlern gehören. Erkennen lässt sich dies durch Siegel wie dem von FAIRwertung, dem DZI-Spendensiegel und BVSE Qualitätssiegel Textilsammlung.

Quellen: Greenpeace, dw.com, fairwertung.de, Verbraucherzentrale, Bilder: Depositphotos/AndreyPopov, halfpoint, maximleshkovich, Text: Fatma Cevik