Betrug am Kunden: Kunstfell eigentlich oft Echtpelz
Wer Echtpelz trägt, der unterstützt damit ein blutiges Geschäft. Aber auch, wer nein zu Echtpelz sagt, der wird häufig hinters Licht geführt: Im Test zeigt sich, dass Echtpelz häufig als Kunstfell gekennzeichnet wird. Je billiger das Produkt, desto fehlerhafter!
Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit sieht man sie wieder auf der Straße: Mäntel mit Pelzanteil, Mützen mit Fellbommel und Taschen mit Pelzbesatz. Dass dabei in vielen vermeintlichen Kunstpelzen echte Tierfelle stecken, ist vielen Kunden nicht klar. Denn auch, wer auf echten Pelz verzichtet, um Tierquälerei ein Ende zu machen, geht wegen falscher Kennzeichnungen der Textilbranche auf den Leim. Je billiger ein Produkt ist, desto häufiger sind die Angaben fehlerhaft. Zu diesem Ergebnis kam eine Recherche der Tierschützer von Vier Pfoten und dem Deutschen Tierschutzbund.
Echtpelz oder Kunstpelz?
Um Kunstpelz von Echtpelz zu unterscheiden, sollten sich Verbraucher auf die Kennzeichnungen der Hersteller verlassen können. Nur so wird es möglich, dem tierquälerischen Handel mit Pelz als Ware ein Ende zu machen. Demnach sollte wenigstens ersichtlich sein, um welche Tierart es sich handelt, woher sie kommt und auf welche Weise sie gehalten und getötet wurde. Allein mit diesen Infos versorgt, würden vermutlich viele Kunden die Finger vom Echtpelz lassen. Doch eine solche Ettiketierungspflicht ist schon seit langer Zeit überfällig. Hinzu kommt, dass sich echtes und künstliches Fell heutzutage kaum noch voneinander unterscheiden lassen. Kunstfell wird in seiner Qualität dem Echtpelz immer ähnlicher und durch die immer günstiger werdenden Produktionskosten im asiatischen Raum ähneln sich auch die Preise immer stärker aneinander an.
Haufenweise Kleidungsstücke werden nicht richtig gekennzeichnet und geben Echtpelz für Kunstfell aus.
Hälfte der getesteten Kleidung falsch gekennzeichnet
Im Herbst 2016 haben der Deutsche Tierschutzbund gemeinsam mit Vier Pfoten rund 87 Kleidungsstücke in 49 Geschäften aus Hamburg, Köln, Berlin, Augsburg und München getestet. Das Ergebnis: Über 50 Prozent waren nicht gemäß der EU-Textilkennzeichnungsverordnung gekennzeichnet. Auf den Etiketten fehlte jegliche Information dazu, dass tierische Bestandteile enthalten sein können. Eine transparente und verbraucherfreundliche Kundenbehandlung sieht anders aus. In der Schweiz werden etwa die jeweiligen Tierarten mit dem korrekten Artnamen, dem Herkunftsland und die Art der Pelzgewinnung im Etikett genannt. Die getesteten Produkte bewegten sich in einem Preisrahmen von sehr günstig bis luxuriös und stammen aus Boutiquen, Straßenständen, bekannten nationalen und internationalen Modeketten, Kaufhäusern sowie Luxuslabels. Die Angabe „100 Prozent Acryl“ ist Betrug am Kunden, wenn der Bommel einer Mütze aus Echtpelz besteht.
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Quellen: Deutscher Tierschutzbund e.V., Vier Pfoten, Bilder: Depositphotos/photo25th, EugenePartyzan, Text: ib