Gegen den Trend: Ungebremstes Wachstum von Öko-Aktien
In Deutschland werden immer mehr Fonds mit nachhaltigen Anlagen und steigenden Einlagen registriert. Alleine 354 Fonds mit mehr als 34 Mrd. Euro Investitionssumme wurden 2010 notiert. Mehr zu Wachstum und Bedeutung nachhaltiger Investitionen erfahren Sie hier.
Das Investitionsvolumen nachhaltiger Anlagen steigt kontinuierlich an.
Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit im Anlagemarkt ist ungebrochen. Kein Wunder, da sechs bis zehn Prozent Rendite für die deutschen Anleger normal sind. Das Interesse an solchen Anlagen und das stetige Wachstum zeigen die aktuellen Informationen des Sustainable Business Institute (SBI) zum aktuellen Angebot an Publikumsfonds im deutschsprachigen Raum. Demnach waren 2010 34 Mrd. Euro in 354 Fonds angelegt, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben und nach sozialen, ethischen und vor allem ökologischen Kriterien agieren. Im Jahr zuvor waren es lediglich 313 nachhaltige Fonds und 30 Mrd. Euro Invest.
Ein etwas genauerer Blick auf die neuesten Zahlen zeigt Folgendes: Die überwiegende Mehrheit wurde 2010 mit 212 nachhaltigen Aktienfonds gezählt, mit einer Investitionssumme von 23,2 Mrd. Euro. Diese würden sich aber deutlich voneinander unterscheiden, da sie eine große Bandbreite von einem internationalen bis regionalen Focus aufweisen. Dagegen gab es 46 nachhaltige Rentenfonds 2010 in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einer Investitionssumme von 5,4 Mrd. Euro, 67 Mischfonds und 15 Dachfonds mit 4,4 Mrd. bzw. 156 Mio. Euro Investitionssumme. Die Performance war recht breit gefächert. So lagen die verschiedenen Aktienfonds zwischen einem plus von 68 % und einem minus von 24 % im letzten Jahr. Am wenigsten Differenz bei geringster Performance gab es bei Rentenfonds mit einem plus von 13 % und einem minus von 3 %.
Doch nicht nur Privatpersonen setzten und setzen auf die nachhaltige Geldanlage. Denn auch bei Großanlegern wie Banken und Versicherungen sind nachhaltige Investments im Trend. Drei Viertel der Großanleger gaben laut Union Investment, die Fondgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, bei einer Befragung an, dass sie nachhaltige Geldanlagen wählen, um das Risikomanagement zu optimieren. Und noch über 40 Prozent nannten als Grund für die Wahl nachhaltiger Geldanlagen, dass sie bessere Renditeerwartungen mit diesem Angebot verbinden (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Quelle: OnValues, Sustainable Investments in Switzerland 2009
Nachhaltige Anlagen: Immenser Zuwachs in den letzten Jahren.
Ein Blick über die Schweizer Grenze bestätigt den Trend. Die von der Schweizer Strategieberatung OnValues in 2007 zum ersten Mal durchgeführte Erhebung zu themenspezifischen Anlagen nimmt das Interesse von Investoren für bestimmte nachhaltige Themen und Sektoren wie Wasser, Erneuerbare Energien und Klimawandel genauer unter die Lupe. In dieser Untersuchung sind allerdings auch Anlagen erfasst, die nicht auf einer Nachhaltigkeitsprüfung beruhen. Gemäß der Studie sind bereits über 16 Mrd. Euro in solche Zukunftsthemen investiert. Als wichtige Wachstumsthemen wurden von den befragten Experten die Bereiche Emerging Markets, Energieeffizienz, Recycling oder Demografie genannt. Die mehrheitlich als Alpha-Generatoren oder als Satelliten eingesetzten Themenportfolios haben in den letzten Jahren im Bereich der nachhaltigen Anlagen auch den größten Teil der Neuinvestitionen in nachhaltige Anlagen an sich gezogen.
Mit der erfreulichen Entwicklung im Bereich nachhaltiger Anlagen stehen Deutschland, Österreich und die Schweiz bei weitem nicht alleine da. Auch im übrigen Europa sind starke Wachstumsraten zu verzeichnen. Und in den USA , wo der Anteil nachhaltiger Anlagen an den Gesamtanlagen mit 11 Prozent schon wesentlich größer ist als in Europa, ist das Anlagevolumen in den vergangenen zwei Jahren nochmals um 18 Prozent gewachsen, während der Gesamtmarkt weniger als 3 Prozent zugelegt hat.
Weltweit ungebrochenes Interesse an nachhaltigen Investments
Verschiedene Kundenbefragungen zeigen, dass nicht mit einem raschen Abflauen dieses Marktwachstums zu rechnen ist. Gemäß dem «World Wealth Report» von Merrill Lynch und Capgemini, der das Anlegerverhalten von HN WI (High Networth Individuals) untersucht, legen 10 Prozent dieser Superreichen heute schon nachhaltig an und investieren dabei rund 9 Prozent ihres Vermögens basierend auf Umwelt- oder Sozialkriterien – Tendenz steigend. In einer Investorenbefragung der Hamburger Börse gaben mehr als 50 Prozent der Befragten an, Nachhaltigkeitsaspekte bei Anlagen berücksichtigen zu wollen. Im Zuge der weltweiten Entwicklung in diesem Bereich haben sich die weltweit größten institutionellen Investoren in Initiativen für nachhaltige Anlageformen organisiert und Regelwerke auf die Beine gestellt. So haben sich seit April 2006 schon mehr als 300 Investoren mit einem Gesamtanlagevolumen von über 13 Bio. US-Dollar der «Principles for Responsible Investment»-Initiative der UNO-Organisationen UN Global Compact und UNE P Finance Initiative angeschlossen. Die Teilnehmer verpflichten sich, Kriterien bezüglich Umwelt, Soziales und Corporate Governance aktiv in die Analyse und den Anlage-Entscheidungsprozess mit einzubeziehen sowie die Stimmrechte aktiv im Sinne der Nachhaltigkeit auszuüben. Es wird erwartet, dass sich diese neuen Standards in Zukunft auf breiter Front durchsetzen werden.
Einen Beitrag zum steigenden Interesse an nachhaltigen Anlagen leisten auch wissenschaftliche Studien, die darauf hindeuten, dass nachhaltige Anlagen absolut konkurrenzfähig sind. Die UNE P Finance Initiative präsentierte im vergangenen Herbst zu dieser Fragestellung eine umfassende Übersicht von wissenschaftlichen Studien zum Thema «Performance und Nachhaltigkeit». Von 20 Reports kamen zehn zum Schluss, dass sich die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit positiv auf die finanzielle Performance auswirkt, sieben fanden einen neutralen und nur gerade drei einen negativen Zusammenhang.
Quelle: Schweizerische Personalvorsorge; OnValues, Sustainable Investments in Switzerland 2009, Sustainable Business Institute (SBI)/www.nachhaltiges-investment.org