CDU fordert Pflichternährungsberatung für vegane Schwangere
Der Fall des italienischen Kleinkindes, das aufgrund von veganer Ernährung fast gestorben sein soll, sorgt weltweit für Empörung. Auch die Politik nimmt den Fall als Anlass und mischt sich mit ein: Eine Pflichternährungsberatung für vegan lebende Schwangere in Deutschland soll her. Doch was ist dran an dem Skandal und wie gefährlich leben Veganer wirklich?
Seit einigen Tagen kursiert in der Presse die Story, dass ein Kleinkind aus Italien aufgrund von veganer Ernährung fast verhungert wäre.
Behörden nahmen den Großeltern das vegan ernährte Kind weg und brachten es in ein Krankenhaus, wo es dank einer Notoperation gerettet werden konnte, berichtete die italienische Zeitung „The Local“ vergangene Woche. Ein hoher Mangel an Mineralstoffen führten bei dem Einjährigen zu massivem Untergewicht. Ein Herzfehler verschlimmerte den Zustand des Kindes außerdem. Angeblich sei klar, dass das Kind einer strikten veganen Ernährungsweise unterzogen wurde, die für sein Alter nicht angemessen sei.
Story erfunden
Noch ehe rauskam, dass der Skandal mit der veganen Ernährung von der italienischen Presse erfunden wurde, um hohe Auflagen zu erzielen, stürzten sich weitere Medien auf die Geschichte und feuerten los. Allen voran die Bildzeitung, die in den letzten Tagen gleich mehrfach über Veganismus und Kinderernährung berichtete.
Sogar die Politik – von dem erfundenen Skandal erschüttert – zog sofort einen Plan aus der Tasche: Eine Ernährungs-Pflichtberatung für vegane Schwangere soll es nun geben, die mit Hilfe von Frauenärzten, Hausärzten und Hebammen durchgeführt wird. Damit soll auf die Risiken für das ungeborene Kind sowie für vegan ernährte Kinder hingewiesen werden. „Vegan leben während der Schwangerschaft ist nicht gesund, sondern mitunter gefährlich“, sagt die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann.
Gefahr durch Mineralstoffmangel
Die Meinungen der Experten gehen bei dem Thema „vegane Ernährung während der Schwangerschaft“ weit auseinander. Während die einen meinen, sich vegan zu ernähren sei per se ungesund, sagen die anderen, dass eine vegane Ernährung kein Problem darstellt, solange man wisse, worauf es ankommt.
Die Supplementierung von Folsäure und Magnesium wird jeder Schwangeren empfohlen, um das Risiko eines offenen Rückens bei Neugeborenen zu minimieren und vorzeitigen Wehen vorzubeugen.
Einige Experten meinen jedoch, veganen Schwangeren fehle es zudem an Eiweiß, Calcium, Eisen, Jod, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Vitamin B12. Dabei verfügen viele pflanzliche Lebensmittel über höhere Mineralstoffquellen als tierische. Linsen haben beispielsweise einen vielfach höheren Protein- und Eisengehalt als Lachs und Schweinefleisch. Und pflanzliche Milch ist eine größere Calciumquelle als Kuhmilch.
Pflanzliche Alternativen zu tierischen Lebensmitteln
Anstelle von Milch, Fleisch und Fisch gibt es also eine ganze Reihe pflanzlicher Lebensmittel, die den Bedarf an Proteinen decken. Dazu gehören alle Arten von Getreide, Hülsenfrüchten, Samen und Nüssen.
Der Bedarf an Calcium lässt sich beispielsweise mit Grünkohl, Feigen und Brokkoli decken. Eisen kommt in Spinat, Leinsamen, Amaranth, Linsen und Haferflocken vor. Jod findet man in Algen und Jodsalz. Omega-3-Fettsäuren kommen vor allem in Lein-, Walnuss- und Rapsöl vor.
Ein Vitamin D-Mangel lässt sich durch maßvolles Sonnenbaden vorbeugen.
Wer sich gesund und abwechslungsreich ernährt und weiß, wo er welche Nährstoffe findet, braucht sich vor einem Mineralienmangel also nicht zu fürchten. Anders sieht es jedoch mit Vitamin B12 aus.
Fleischesser leiden häufiger unter Vitamin B12- Mangel
Vitamin B12 ist ein Vitamin, das nur von Bakterien gebildet werden kann. Tierisches Vitamin B12 stammt aus dem Verdauungstrakt der Tiere. Der menschliche Darm ist ebenfalls in der Lage, Vitamin B12 herzustellen, solange seine Nahrung genug Kobalt enthält. Zudem enthalten Pflanzen Spuren von Vitamin B12, die von Bodenbakterien gebildet und von den Pflanzen aufgenommen werden. Tiere, die diese Pflanzen fressen, nehmen Vitamin B12 also zusätzlich zu sich. Da in der modernen Masttierhaltung aber schon lange nicht mehr mit frischem Gras gefüttert wird, würden selbst Masttiere unter einem Vitamin B12-Mangel leiden, würde man ihnen das Vitamin nicht zufüttern.
„Die meisten Vitamin-B12-Mangelpatienten sind Fleischesser“, sagt Thomas Klein, Autor des Buches „Volkskrankheit Vitamin-B12-Mangel“. „Fleisch enthält zwar Vitamin B12, aber die übliche fleischreiche gutbürgerliche Kost schädigt aufgrund der Übersäuerung bei vielen Menschen langfristig die Magen- und Darmschleimhäute, sodass das in der Nahrung befindliche Vitamin B12 früher oder später nicht mehr aufgenommen werden kann. Dann nützt es auch nichts, große Mengen an Fleisch und Fisch zu essen, an Käse, Quark oder Eiern. Auch ist es vergeblich, Vitamin-B12-Präparate zu schlucken, wenn die Aufnahme blockiert ist“, so Klein.
Die Supplementierung von Vitamin B12 kann demnach für Fleischesser genauso sinnvoll wie für Vegetarier und Veganer sein.
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