1. Home
  2.  › Familie
  3.  › Stillen
Mutter- oder Menschenmilch?
Genderwahnsinn

Wird Muttermilch jetzt auch verboten?

Gendersternchen, Binnen-I oder Gender-Gap: Gendergerechte Sprache spaltet die Geister. Die einen sind genervt, andere halten sie für unumgänglich. Zwei Krankenhäuser wollen nun geschlechtsneutrale Begriffe einführen. Worte wie Vater, Mutter, stillen oder Muttermilch sollen ersetzt werden.

Menschenmilch statt Muttermilch: So lautete der radikale Vorstoß zweier Universitätskliniken in Großbritannien. Das Personal der Krankenhäuser und insbesondere auf den Geburtsstationen soll künftig auf gendergerechte Sprache achten – damit auch transsexuelle und nicht-binäre Personen sich wohl und zugehörig fühlen. Doch was hat es genau damit auf sich?

Menschenmilch statt Muttermilch: Vorstoß entfacht Gender-Debatte neu

Die Debatte um gendergerechte Sprache ist nicht neu – mal findet sie weniger Beachtung, mal mehr. In Deutschland hatte zuletzt unter anderem ein Tweet von Friedrich Merz die Diskussion ins Rollen gebracht. Der CDU-Politiker hatte sich in dem Twitter-Post über gendergerechte Sprache lustig gemacht, indem er schrieb: „Grüne und Grüninnen? Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Mutterland? […] Wer gibt diesen #Gender-Leuten eigentlich das Recht, einseitig unsere Sprache zu verändern?“

Parteikollege Christoph Ploß hatte dem noch eins draufgesetzt und ein Verbot von Gendersprache in staatlichen Institutionen gefordert. Eine Befragung im Auftrag der „Welt am Sonntag“ hatte ergeben, dass sich in Deutschland 65 Prozent der Bevölkerung gegen eine sprachliche Anpassung ausspricht, die unterschiedliche Geschlechter berücksichtigen soll.

Geschlechtsneutrale Sprache: Darf man bald nicht mehr Muttermilch sagen?

In Großbritannien geht die Diskussion um die gendergerechte Sprache in eine andere Richtung – zumindest, wenn man sich den Erlass aus dem britischen Gesundheitswesen ansieht. Der Vorstand der Unikliniken von Brighton und Sussex hatte bereits im Februar in einer Mitteilung bekannt gegeben, eine geschlechtsspezifische Sprachpolitik einführen zu wollen.

Neben der Sprache der Frau solle auch eine geschlechtsneutrale Sprache verwendet werden. Man wolle damit der Ausgrenzung von transsexuellen und nicht-binären Mitmenschen ein Ende setzen. Die Vorschläge, die im Rahmen der Änderungen insbesondere auf der Entbindungsstation eingeführt werden, dürften bei manchen für Entsetzen sorgen.

Menschenmilch, Brustfütterung oder gebärendes Elternteil: So sieht die gendergerechte Sprache aus

In den neuen geschlechterneutralen Richtlinien der Krankenhäuser sind auch einige Vorschläge zu finden: So sollen schwangere Personen nicht mehr länger einfach nur mit Frau oder Mutter angesprochen werden, sondern mit „gebärendem Elternteil“. „Co-Elternteil“ ist Vater vorzuziehen.

Anstelle von Stillen solle das Personal das Wort „Brustfütterung“ verwenden und Muttermilch solle durch die neutralen Begriffe „Brustmilch“, „Menschenmilch“ oder „Milch vom stillenden Elternteil“ ersetzt werden. Die neuen Worte wurden nach Angaben der Klinik gemeinsam mit nicht-binären Trans-Eltern entwickelt.

Menschenmilch: Gendergerechte Sprache soll inklusiv sein und Diskriminierung beenden

Die neue Wortwahl solle inklusiv sein und insbesondere transsexuelle oder nicht-binäre Menschen ansprechen, die ein Baby bekommen. Das Krankenhauspersonal, also Ärzte und Ärztinnen, Krankenschwestern und Pfleger sowie Hebammen, wurden aufgefordert, ab sofort die geschlechtsneutralen Begriffe zu verwenden.

Aber auch in den Broschüren, Briefen und E-Mails der Kliniken solle die neue Sprache zu finden sein. Das geht aus einem Schreiben des Klinikvorstandes hervor, aus dem das britische News-Portal „Metro“ zitiert. In der Mitteilung heißt es außerdem:

„Die Geschlechtsidentität kann eine Quelle von Unterdrückung und gesundheitlicher Ungleichheit sein. Wir verwenden die Wörter „Frauen“ und „Menschen“ bewusst zusammen, um deutlich zu machen, dass wir uns dafür einsetzen, gesundheitliche Ungleichheiten für alle, die unsere Dienste nutzen, anzugehen.“

Menschenmilch statt Muttermilch verwenden – aber mit einer Ausnahme

So knallhart die neuen Richtlinien auch klingen, so viele Ausnahmen lassen sich auch zu. Dem Klinikpersonal steht es gewissermaßen frei, auch weiterhin „Mutter“ und „Vater“ zu verwenden – allerdings solle vorab ausgeschlossen werden, dass keine Trans-Person anwesend ist.

Mutter- oder Menschenmilch?

Auch Cis-Personen, also Frauen und Männer, die sich mit dem von außen zugeschriebenem Geschlecht auch identifizieren, dürfen weiter regulär benannt werden. Die Angestellten der Krankenhäuser sollen im Individualfall entscheiden und „eine für die Person sinnvolle und angemessene Terminologie verwenden“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Brustfütterung und Menschenmilch: Krankenschwester äußert sich zu Richtlinien

Eine leitende Krankenschwester des britischen Klinikums äußerte sich gegenüber dem Portal Metro zu geschlechtsneutralen Begriffen. Sie sagte: „Wir wissen, dass die überwiegende Mehrheit unserer Patienten Frauen sind und wir ändern nicht die Sprache, mit der sie sich wohlfühlen.“

Und weiter: „Was wir tun, ist die Sprache, die wir verwenden, zu erweitern, um sie so inklusiv wie möglich zu gestalten und sicherzustellen, dass Menschen, die sich möglicherweise auf andere Weise identifizieren, unsere Dienste als zugänglich empfinden.“

Geschlechtsneutrale Sprache: Ernstzunehmender Vorschlag oder nur Schall und Rauch?

Was zunächst nach einem radikalen Diskurs aussieht, ist mitunter am Ende nicht mehr als ein gut gemeinter Hinweis. Und von denen gab es schon viele – auch in Deutschland. So zum Beispiel der Vorschlag von Lann Hornscheidt, Professorin an der Berliner Humboldt-Universität.

Sie wollte eine geschlechtsneutrale x-Endung einführen, um dem Zwang zu entgehen, sich einem Geschlecht zuzuordnen. Aus Professor und Professorin wäre dann Professx geworden.

Mutter- oder Menschenmilch?

Es bleibt abzuwarten, ob sich Menschenmilch am Ende durchsetzt oder ob sich die geschlechtsneutral-angepassten Begriffe bald schon wieder in Luft auflösen – wie so häufig in dieser Diskussion.

Quelle: red, Bild: Depositphotos: t.tomsickova, ArturVerkhovetskiy, belchonock, Autorin: Lisa Bender