©BUND, Jörg Farys
Ilse Aigner über Agrardemo in Berlin
Die Agrardemonstration “Wir haben es satt” war ein großer Erfolg. Am Samstag zogen laut Angaben des BUND 25.000 Demonstranten zum Bundeskanzleramt. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner nannte die Kritik der Demonstranten an Tierfabriken, Antibiotika und den Marktregeln jedoch „abwegig“ und präsentierte fragwürdige Argumente.
Zu Beginn der weltweit größten Landwirtschaftsmesse, der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin, forderten 25.000 Menschen eine grundsätzliche Reform der Agrarpolitik. Unter dem Motto „Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!“ protestierten Bauern, Imker und Verbraucher gemeinsam gegen eine immer stärkere Industrialisierung der Landwirtschaft, für mehr Natur- und Umweltschutz und für eine Verbesserung der Situation der Bauern.
Bürger und Bauern fordern gleichermaßen Veränderungen
"Die Politik geht den Weg der Liberalisierung, den Weg der Vernichtung bäuerlicher Betriebe weltweit. Das breite Bündnis mit dem wir hier heute stehen, ist der Beweis, dass unsere Forderungen nach Marktregeln und einer Umgestaltung der Agrarpolitik in der Gesellschaft angekommen sind. Nur wenn Bauern und Bürger zusammen für eine Reform der Agrarpolitik stehen, können wir unsere Bauernhöfe erhalten und erreichen, dass wir endlich unter fairen Bedingungen gesunde Lebensmittel erzeugen können“, erklärte Johanna Böse-Hartje vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter.
Bundesagrarministerin Aigner versteht die Aufregung nicht
Während Tausende Bürger vom Berliner Hauptbahnhof durchs Regierungsviertel zum Bundestag zogen, konnte eine die ganze Aufregung so gar nicht verstehen. Bundelandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sagte der top agrar-Online gegenüber, dass Sie die Kritik für abwegig halte. „ Wer eine Agrarwende fordert, muss sehen, was Deutschland hier schon geleistet hat. Wir sind bei der Ökologisierung der Landwirtschaft weiter als die meisten Staaten Europas“, führte die CSU-Politikerin weiter aus. Denn Deutschland ist eines von nur zwei EU-Ländern, das ab 2014 einheitliche Hektarprämien vergibt, um eine nachhaltige Bewirtschaftung und nicht die Produktion zu fördern.
Der Banner spricht eine deutliche Sprache, viele Bürger und Bauern sind unzufrieden mit der Aignerschen Agrarpolitik. ©BUND, Jörg Farys
Globale Zusammenhänge, Frau Aigner?
Allerdings sprach Aigner sich im Vorfeld der Demo für eine Vergrößerung der heimischen Fleischproduktion aus, um den Hunger in Entwicklungsländern zu stoppen. Doch ihre Aussage ist viel abwegiger, als jeder Protest gegen Massentierhaltung, Umweltverschmutzung und Antibiotikaeinsatz bei Masttieren, denn damit sich unsere Schweine schön fett fressen können werden weltweit Regenwälder in Entwicklungsländern für Soja-Monokulturen abgeholzt. „Die Hungernden in den Entwicklungsländern brauchen aber kein deutsches Schweinefleisch, sondern Zugang zu Land und Wasser, um selbst Grundnahrungsmittel zu erzeugen“, sagte BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning. Frau Aigner habe sich offensichtlich nie mit den globalen Zusammenhängen der Agrarpolitik befasst, kritisierte auch BUND Vorsitzender Hubert Weiger in der taz.
Da bleibt nur zu hoffen, dass unsere Bundeslandwirtschaftsministerin die weltweiten Verflechtungen der Agrarindustrie etwas weitsichtiger betrachtet und deutsche Bauern endlich stärker in ihren Bemühungen um eine tiergerechte Haltung und umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützt.
Quelle: BUND e.V., Jörg Farys, top agrar-Online, taz / Text: Marie A. Wagner
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