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Die Mutter aller Pedelecs ist nachhaltig

Elektro-Fahrräder, beziehungsweise Pedelecs auf Neudeutsch sind in aller Münder. Aktuell befasst sich Verkehrsminister Ramsauer intensiv mit dem Thema in Hinsicht auf erlaubte Höchstgeschwindigkeiten und Helmpflicht bis hin zu Moppedkennzeichen. Dabei gab es das im Grunde schon mal, besonders in den Achtziger Jahren in Deutschland sehr hipp. Gebaut aber seit 1946!

Sie hatten in den 80ern Ihre Sturm-und-Drang-Periode? Wollten unbedingt anders sein und trotzdem irgendwo dazu gehören? Mobil sein, und das am besten auf nur zwei Rädern? Und das auch noch relativ umweltverträglich, individuell und vergleichsweise preisgünstig mit dem Hauch von Öko und Alternativ? Dann waren Sie zu einhundert Prozent auf einem Vélosolex unterwegs! Zumindest auf einem geliehenen, wenn es für ein eigenes nicht gereicht hat. Wer heute eins hat, behalten! Die steigen im Wert!

Zweitakt-Fahne anstatt Elektrosurren

Der Gesetzgeber hat die Vélosolex als Mofa eingestuft. Daher hat es am Heck gefälligst ein kleines Versicherungskennzeichen zu tragen, dessen Schriftfarbe sich von Jahr zu Jahr ändert. Assekuranzbeitrag bezahlt oder nicht bezahlt lautet die Botschaft für die mobile Exekutive. Einer der beiden Firmengründer des Vergaserherstellers Solex war Marcel Mennesson, der Erfinder der Vélosolex. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Fahrrad Fortbewegungsmittel Nummer Eins. Das musste doch leichter gehen!

Radfahren für Kerle mit strammen Waden

Heraus kam ein vergleichsweise schweres Fahrrad in der Optik der klassischen Hollandräder. Zwar kann man noch heute mit der Vélosolex auch „nur“ Rad fahren, doch ist dann das Vorankommen eine eher schweißtreibende Angelegenheit. Das Teil ist schwer und bergauf scheint das Schieben dann die bessere Alternative zu sein. Im Gegensatz zu den modernen, elektrisch betriebenen Pedelecs wird die Vélosolex von einem Zweitaktmotor angetrieben, der konkurrenzlos wenige 1,4 Liter verbraucht.

Auf Vélosolex folgte das eSolex

Zweitaktern hat der Gesetzgeber in Deutschland jedoch den – aus Umweltsicht sicher nicht unkorrekt – Garaus verpasst. Neuzulassungen sind heute so gut wie unmöglich. Bereits zugelassene Vélosolex sind daher gesuchte Sammlerstücke und lassen so manche modernen Pedelecs auf dem Zweiradparkplatz eher alt aussehen. Ungedrosselt sind bis zu 35 km/h möglich. Wenn’s nass wird, kann es bei der auf dem Vorderrad liegenden Reibrolle aber zum Durchrutschen kommen. 2005 brachte die Pariser Cible-Gruppe, die die Namensrechte für Vélosolex besitzt, das elektrische eSolex auf den Markt.

Text: Michael Gartner