Diese Mischung aus Flugzeug und Zeppelin soll einen rein elektrischen Flugbetrieb ohne Sprit ermöglichen. Foto: Bauhaus Luftfahrt
Elektroflugzeuge oder fliegen wir bald ohne Sprit?
Wenn es um das Wissenschaftsnetzwerk Bauhaus Luftfahrt e. V., ja. Denn die Entwicklung des Flugverkehrs mündet ganz offensichtlich in einem Crash-Szenario. Mehr und mehr Menschen fliegen, aber die Öl-Ressourcen schrumpfen. Die Lösung: Fliegen ohne Sprit und mit Elektro-Triebwerken. Lärmfreiheit inklusive.
Die Außenhülle ist transparent und lässt die Passagiere in die Tiefe blicken bei der Landung nach einem innerdeutschen Flug. Wie bei einem Vogel wölben sich die Enden der Tragflächen gen Boden und das Beste ist: Kein Tropfen Sprit wurde verbraucht. Denn 2040 wird dieser nicht mehr nötig sein für den Flug von Hamburg nach München. So oder so ähnlich stellt sich Bauhaus Luftfahrt, ein Netzwerk aus anerkannten Wissenschaftlern den Kurzstreckenflug der Zukunft vor. Er funktioniert einem rein elektrischen Antrieb.
Corin Gologan, einer der Münchener Forscher bei Bauhaus Luftfahrt, arbeitet tagtäglich an dem Flugzeug der Zukunft. Er entwickelt Maschinen, die in spätestens zwei Jahrzehnten den Luftverkehr revolutionieren und damit retten sollen. Denn gegen Mitte des Jahrhunderts werden die Klimaschutzgesetze so hohe Anforderungen setzen und das Öl wird definitiv knapp sein. «Mit unseren bekannten Konzepten können wir die Herausforderungen nicht lösen», sagt Gologan zu der sich seit den 1960er Jahren nicht verändertem Antriebskonzept. Werden die Flugzeuge größer, so werden die Antriebe stärker. Mehr hat sich in den letzten 50 Jahren im Flugzeugbau nicht getan.
Die Forscher von Bauhaus Luftfahrt arbeiten gleich an mehreren Konzepten. Da ist das Hybrid-Luftschiff, das wirkt wie eine Mischung aus Zeppelin und Computermaus und rein elektrisch angetrieben wird. Oder der «Claire Liner» mit seiner besonderen Flügelform und innen liegenden Kerntriebwerken, die um ein Vielfaches effizienter und sparsamer sein sollen als die heutigen Turbomotoren.
Der Claire Liner mit völlig neuer Flügeltechnik und ein um ein vielfaches sparsameres Triebwerk als die heutigen Turbomotoren. Foto: Bauhaus Luftfahrt
Gologan und seine 50 Kollegen werden in München für derlei Visionen über die Flugzeuge der Zukunft bezahlt. Sie sind Teil einer in Deutschland wohl einmaligen Forschungseinrichtung. Ingenieure und Informatiker, Soziologen und Geografen arbeiten bei Bauhaus Luftfahrt am Luftverkehr der Zukunft. Das Projekt wird gefördert vom Freistaat Bayern, dem Airbus-Mutterkonzern EADS, dem Triebwerksbauer MTU sowie dem Zulieferer Liebherr. Die Wissenschaftler sollen das Undenkbare denken und nutzbar machen, «disruptive Technologien» erforschen, wie es im Industrie-Jargon heißt. Lediglich mit neuen, «mit radikalen Konzepten», sei das heutige Problem der umweltschädigenden Luftfahrt zu lösen sagt Mirko Hornung, der gemeinsam mit Anita Lineisen das Bauhaus Luftfahrt leitet. Letztlich wolle man ein Technologie-Radar für die Branche und damit eine Schnittstelle zwischen Grundlagen- und Anwendungsforschung, so Lineisen.
Quelle: Handelsblatt, Text: Jürgen Rösemeier
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