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Frau lässt Ticket von Zugbegleiter kontrollieren
Klimafreundliche Mobilität

Was kann das neue 9€-Ticket für den Klimaschutz leisten?

Überall schießen die Preise in die Höhe und immer mehr Menschen fragen sich „Wie soll ich das alles bezahlen?“ Dabei soll jetzt das neue 9€-Ticket helfen. Aus diesen Gründen könnte das auch für den Klimaschutz wichtig sein.

Ständig neue Preiserhöhungen: Wie sollen wir noch über die Runden kommen?

Die Preiserhöhungen der letzten Zeit, die vor allem auch durch den Ukraine-Krieg verursacht werden, bekommen wir in Deutschland überall zu spüren. Im Supermarkt werden die Lebensmittel immer teurer und auch an der Zapfsäule ärgern sich viele Autofahrer über noch nie da gewesene Spritpreise. Gerade wer nur ein kleines Budget zur Verfügung hat, überlegt sich momentan genau, wofür das Geld ausgegeben werden kann. Schließlich muss die Familie trotzdem ernährt werden und auch auf den Weg zur Arbeit kann nicht einfach verzichtet werden. Der Bundesregierung ist bewusst, welchen finanziellen Belastungen die Bürger aktuell ausgesetzt sind. Um ihnen zu helfen, wurde an einem Entlastungspaket gearbeitet. Dazu gehört auch das bundesweit gültige 9€-Ticket.

Was bringt mir das neue 9€-Ticket?

Frau Pendler

Von Juni bis August wird das 9€-Ticket gültig sein. Es soll vor allem die Berufspendler entlasten. Das neue Ticket kann dann deutschlandweit in Bussen und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Nicht dazu gehören allerdings ICEs, ICs, ECs sowie Flixzüge- und Busse. Die Kosten für das Ticket übernimmt der Bund, aber an der genauen Umsetzung des Tickets wird derzeit noch gearbeitet, die Verkehrsunternehmen bemühen sich um eine Umstellung der Vertriebswege. In Planung ist aktuell eine Online-Plattform, über die sich das Ticket dann unkompliziert digital buchen lassen soll. Aber auch über die klassischen Wege wie Automaten oder Ticketschalter wird es erhältlich sein. Auch Kunden mit einem Ticket-Abo werden durch die Neuerung profitieren. Denn die Kosten für Abos werden durch die Verkehrsunternehmen ebenfalls auf 9 Euro reduziert oder der Differenzbetrag wird in den folgenden Monaten ausgeglichen. Alle Vorteile des Abos bleiben dabei trotz Preissenkung erhalten. Für Semestertickets oder Jobtickets wird ebenfalls an einer Erstattung für die drei Monate gearbeitet. So viele Vorteile das Ticket für uns Bürger auch hat, es steht auch in der Kritik. Von dem Ticket haben Menschen auf dem Land, die wegen einer schlechten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr auf ein Auto angewiesen sind, vermutlich wenig. Außerdem befürchten viele eine Überlastung der Verkehrsmittel, wenn sie plötzlich viel stärker genutzt werden als zuvor. Gerade da das Ticket in den Sommermonaten zur typischen Urlaubszeit gültig sein wird, scheint das in beliebten Urlaubsregionen nicht unwahrscheinlich zu sein.

Zwar geht es bei dem 9€-Ticket in erster Linie um eine finanzielle Entlastung, aber diese Neuerung könnte auch für das Thema Klimaschutz relevant sein. Es wird bereits damit gerechnet, dass viele Menschen die Vorteile des Tickets in Anspruch nehmen werden und in dem Gültigkeitszeitraum teilweise oder vollständig vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Und genau das fordern Klimaschützer schon seit Langem. Kann das Ticket also die dringend benötigte Wende zur klimafreundlichen Mobilität einläuten?

So kann das neue Ticket gegen den Klimakiller Auto helfen

Nahverkehr Berlin

Der Verkehrssektor ist damit nach der Energiewirtschaft und der Industrie der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasen, schuld sind vor allem Autos. Der Pkw-Verkehr ist in Deutschland für die Entstehung von 100 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich und zukünftig wird er vermutlich noch deutlich zunehmen. Dabei wäre es im Sinne des Kilmaschutzes eigentlich viel besser, wenn mehr von uns auf Bus & Bahn oder das Fahrrad umsteigen würden. Um das zu erreichen, muss der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und attraktiver gemacht werden. Das kann auch das 9€-Ticket jetzt schon bewirken. Denn die drastische Preissenkung macht den öffentlichen Verkehr auch für diejenigen attraktiv, die sonst eher auf die Mobilität mit dem Auto setzten. Immerhin können sie durch die hohen Spritpreise jede Menge Geld sparen. Wen jeder Auto- oder Motorradfahrer in diesen drei Monaten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren könnte, würden ganze 21.3 Tonnen CO2 eingespart werden. Auch wenn es sich dabei nur um eine kurzfristige Senkung der Fahrtkosten handelt, könnte das ja immerhin schon ein Anfang sein, mit dem der ein oder andere Autofahrer sich davon überzeugen lässt, dass Bus und Bahn doch keine so schlechten Alternativen sind. Während der Corona-Pandemie wurde bereits deutlich sichtbar, was mit weniger Autos auf der Straße erreicht werden kann. Weltweit blieben viele Menschen zu Hause und der Weg zur Arbeit mit dem Auto fiel aufgrund von Homeoffice weg. Das führte zu viel weniger Verkehr auf den Straßen und vielerorts zu einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität. Langfristig könnte es Hoffnung geben, dass das Fahren mit Bus und Bahn attraktiver wird. Seit 2021 stockt die Bundesregierung die Bundesmittel für den öffentlichen Nahverkehr auf eine Millionen Euro jährlich auf. Mit diesem Geld soll unter anderem das Nahverkehrsnetz ausgebaut werden. Das ist vor allem in ländlichen Regionen dringend nötig, hie sind die Bewohner meist immer noch auf ein Auto angewiesen, da einfach viel zu wenig Busse fahren. Außerdem sollen Busse mit elektrischem, wasserstoffbasiertem oder Biogas-Antrieb gefördert werden.

Natürlich wird die vorübergehende Preissenkung nicht die endgültige Lösung für das Problem der klimaschädlichen Mobilität sein, aber das 9€-Ticket kann zeigen, was möglich ist und zu einem Umdenken in Sachen klimafreundlicher Mobilität beitragen. Viel Aufmerksamkeit für das Thema öffentlicher Nahverkehr schafft es auf jeden Fall jetzt schon.

Quellen: Bund, Bundeszentrale für Digitalisierung und Verkehr, bundesregierung.de, mdr.de, Bilder: Depositphotos/lightpoet, pikselstock, Boarding2now, Text: Fatma Cevik