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Nachhaltig Reisen mit Flugzeug, Auto und Bahn
Nachhaltig Reisen

Nachhaltig Reisen mit Flugzeug, Auto und Bahn

Fliegen ist umwelt- und klimaschädlich. Wer nicht auf den Trip mit dem Flugzeug in die Ferien verzichten will, kann seinen ökologischen Fußabdruck mit einer CO2-Kompensation klimaneutral gestalten. Reisen innerhalb von Europa sollten mit Auto oder Zug geschehen. Das dauert  länger, ist aber ökologischer.

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Nachhaltig reisen: Bei jeder Reise das umweltfreundlichste Transportmittel nutzen.

Ab in den Urlaub und dem Alltag entfliehen. Für viele ist eine Flugreise der Inbegriff grenzenloser Freiheit und gehört für einen gelungenen Urlaub einfach dazu. Per Flugzeug legt man große Distanzen in sehr kurzer Zeit zurück – und Fliegen wird, auch dank Konkurrenzdruck auf dem Airline-Markt, immer billiger. Doch bei vielen fliegt auch das schlechte Gewissen mit. Jeder weiß um den Klimawandel. Ist man sich doch inzwischen bewusst, dass der große Treibstoffverbrauch des Luftverkehrs mit einer enormen Belastung für Klima und Umwelt verbunden ist. Allerdings noch zu wenig, meint der Schweizer Mobilitätsexperte der Hochschule Luzern, Roger Sonderegger: «Der Unterschied zwischen Bewusstsein und Handeln bei ökologischen Fragen ist beim Reisen besonders offensichtlich.»

Fliegen schadet dem Klima: CO2-Ausstoß immens

Moderne Flugzeuge verbrauchen im Schnitt etwa drei Liter Kerosin pro Passagier auf 100 Kilometer. Die Menge des verbrannten Treibstoffs hängt von der Flughöhe, dem Wetter, der Aerodynamik, der Flugzeuggröße und der Zuladung des Flugzeugs ab. Die Flugzeuge erzeugen in hohen Luftschichten Kondensstreifen, die das Sonnenlicht auf die Erde nahezu ungehindert durchlassen, jedoch die Wärmeabstrahlung der Erde ins Weltall behindern. Das führt dazu, dass die Wirkung des CO2-Ausstoß von Flugzeugen auf unser Klima um den Faktor 2 bis 4 erhöht wird. Wer sogar Business-Class fliegt, schadet dem Klima nochmals um 40 Prozent mehr. Denn: Mehr Platz bedeutet weniger Passagiere und damit mehr CO2-Ausstoß pro Passagier.

Ein Überseeflug leistet einen beträchtlichen Beitrag zum persönlichen CO2-Fußabdruck. Ein Hin- und Rückflug von Frankfurt nach New York verursacht beispielsweise fast vier Tonnen CO2. Das ist ein Drittel des Jahresgesamtvolumens an CO2-Produktion eines durchschnittlichen Bundesbürger. Und was unternimmt die Flugindustrie, um die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren? iM Mai 2011 stelle die Lufthansa Ihren Nahchhaltigkeits-Berit «Balance 2011» vor. Darin erklärt die Lufthansa, dass sie den niedrigsten Treibstoff-Verbrauch in der Konzengeschichte erzielte. Lediglich 4,2 Liter Kerosion auf 100 Kilometer verbrauchte die komplette Flugzeug-Flotte im Jahr 2010. Grund hierfür ist die kontinuierliche Modernisierung der Flugzeug-Flotte. Dadurch werden immer leichtere und leistungsoptimierte Flieger eingeführt, die die proportional gesehen immer mehr Passagiere aufnehmen können. Der letztes Jahr eingeführte Airbus A 380 beispielsweise benötigt lediglich 3,8 Kilometer pro 100 Kilometer und Passagier. Ein Wert, von dem die meisten Berufspendler nur träumen können.


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Flüge ins Ausland - von Mallorca bis Malediven - nach wie vor bei Deutschen sehr beliebt..

Wer nicht nur auf die langfristige Arbeit der Airlines setzt und die Klimawirkung seiner Reise «neutralisieren» möchte, kann den CO2-Ausstoß seiner Flugreise an einem anderen Ort kompensieren, indem er CO2-einsparende, klimaschonende Projekte unterstützt. Denn allein nach der Weltwirtschaftskrise nahm der weltweite Tourismus um 6,7 Prozent laut Angaben der UNO-Welttourismusorganisation zu. In Zahlen sind das weltweit 955 Millionen Urlauber, die eine Urlaubs-Reise ins Ausland tätigten. Und Deutschland hat hieran einen beträchtlichen Anteil. hält sie mit ihren Ausgaben für das grenzüberschreitende Reisen einen Marktanteil von 1,4 Prozent. Würde ein entsprechender Anteil an den Treibhausgas-Emissionen kompensiert, so wären das 21 Millionen Tonnen, schätzt das Non-Profit-Onlineportal für nachhaltiges Reisen. Eine große Menge, die inzwischen einige Anbieter kompensieren helfen, wie die Hamburger Greenmiles-Initiative, die Berliner atmosfair gGmbH oder die Schweizer Non-Profit-Stiftung myclimate.

Und das geht so: Man geht meist auf die Seite eines der Anbieter und gibt Start- und Zielort oder Distanz in einen Emissionsrechner ein und erhält den entsprechende Kompensationsbetrag angezeigt. Auf der Strecke von Frankfurt nach Barcelona beispielsweise beträgt gemäss myclimate der CO2-Ausstoß mit dem Flugzeug 640 Kilogramm und mit dem Auto nur gut die Hälfte mit 350 Kilogramm. atmosfair investiert wiederum in Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern, welche Treibhausgas-Emissionen reduzieren, indem klimabelastende, fossile Energiequellen durch erneuerbare Energie ersetzt oder energieeffiziente Technologien gefördert werden. Für die Strecke Frankfurt Barcelona ist es somit möglich, bereits einen Flug mit 16 Euro bei atmosfair zu kompensieren, bei myclimate diese Strecke mit dem Auto mit knapp 9 Euro. Über den geleisteten Geldbetrag erhält man dann ein CO2-Zertifikat. Angesichts der Tatsache, dass das die Hälfte des Preises eines Billigfluges ist, sollte sich jeder Gedanken darüber machen, inwieweit dessen Preis nachhaltig berechnet wurde.

Langsam Reisen: So schonen Sie die Umwelt

In diesem Frühjahr hat die Stiftung die erste Millionen Tonne CO2 kompensiert. Bei atmosfair finden Interessenten Reiseveranstalter und Reisebüros, die bei jeder Reise in die Kompensation des CO2-Ausstoß investieren. Gerade bei unvermeidlichen Fernreisen oder Urlaubsreisen ist das Prinzip ideal. Bei Kurz- und Wochenendtrips innerhalb Europas lohnt sich immer ein Vergleich, ob man umweltfreundlicher mit dem Auto, dem Flugzeug oder mit dem Zug reist. Ob und wann auch über größere Distanzen eine Busreise oder Kreuzfahrt in Frage kommt, muss jeder für sich entscheiden. Ökologisch reisen heißt in den meisten Fällen langsamer reisen – aber eben auch bewußter. Tempo 120 bei der Autofahrt ist beispielsweise ideal für den Verbrauch und damit mit dem wenigsten CO2-Ausstoß verbunden. Aber auch andere Spritspar-Tipps helfen, den Spritverbrauch noch zu reduzieren. Bis zu 20 Prozent.

Angebot an CO2-Kompensations-Projekten:

Die Berechnung der CO2-Emission ist bei allen Anbietern unterschiedlich, da die Anbieter unterschiedliche Berechnungsformeln verwenden. Auch der Preis pro Tonne CO2-Emission ist unterschiedlich, da der Preis unter anderem von den durchgeführten Projekten abhängt.

Öko-Reiseplaner:

Text: Martina Gyger und Jürgen Rösemeier, Bild: Depositphotos/ImageSource, unguryanu