Zwei junge Frauen reisen per Pferd von Berlin nach Spanien
Deborah und Julia sind zwei junge Frauen aus Berlin, die das Stadtleben satthaben. Zusammen mit drei Pferden und einem Hund beschließen sie von Niedersachsen bis nach Spanien zu reiten. Es sollte das größte Abenteuer ihres Lebens werden.
„Diese Reit-Tour soll für mich ein Weg sein, um mich wieder zu finden und um mir klar zu werden, was ich alles im Leben schaffen möchte“, schreibt die 23-jährige Deborah in ihrem Blog „reittour-spanien.de“
Deborah und ihre Freundin Julia haben schon früh gemerkt, dass ihnen das Stadtleben nicht liegt: „Es geht nur noch um Geld, um Schnelllebigkeit und darum, sich kaputt zu arbeiten. Das erfüllt uns einfach nicht. Es geht uns nicht darum, nie wieder zu arbeiten und auf Kosten anderer zu leben. Wir möchten lediglich zeigen, dass es auch anders gehen kann. Man hat nur dieses Leben und vergeudet wertvolle Zeit damit, nach immer mehr und Größerem zu streben. Nie ist man angekommen oder endlos glücklich. Einige Jahrzehnte geht das so und dann verlässt man die liebe Erde auch schon wieder. Wer entscheidet, dass unser Leben nur aus Arbeit und Geld bestehen sollte?!“
Es war nicht immer einfach…
Als Deborah 15 Jahre alt war, trennen sich ihre Eltern. Für das Mädchen brach eine Welt zusammen und mitten im Schulstress musste Deborah ihr Leben neu sortieren: „Ich lebte von nun an alleine. Das hieß viel alleine schaffen: meinen Haushalt, den alten Familienhund versorgen, die Schule schaffen und mir Gedanken machen, was nach der Schule passieren soll.“ Um über die Runden zu kommen, arbeitete Deborah morgens vor der Schule beim Bäcker. Danach fing sie Ausbildungen an, die sie aus Geldmangel immer wieder abbrechen musste. So rutschte sie bereits mit 15 Jahren in die Schuldenfalle und musste Hartz4 beziehen. Eine unglückliche Beziehung und die schwere Krankheit ihrer Mutter erschwerten ihr Leben zusätzlich: Deborah war traurig, übergewichtig und kurz davor Diabetes zu bekommen. Es musste sich etwas ändern! Im Jahr 2015 nahm die junge Frau zehn Kilo ab und beschloss: „Ich möchte zurück in die Natur, Abenteuer erleben, die Welt sehen und meine Seele heilen!“ Die Idee für die Reit-Tour nach Spanien war geboren.
Auf ins Abenteuer!
Gemeinsam mit ihrer Freundin Julia, die sich sehr gut mit Pferden auskennt, der Stute Terri, Wallach Brando, Wallach Rehatyno und Hündin Layka machte sich Deborah im Juli letzten Jahres von Aschaffenburg in Niedersachsen auf nach Lorca in Spanien. 1900 Kilometer per Pferd sollten zurückgelegt werden. „Wir haben unseren Weg zum Ziel gemacht und lassen uns nicht abhalten“, schreibt Deborah.
Getreu dem Bibelvers: „Wer bittet, dem wird gegeben, wer suchet, der findet…“, erhielten die jungen Frauen, wie aus dem Nichts, zwei Pferde und viele Sach- und Geldspenden aus dem Familien- und Freundeskreis.
Nun konnte das Abenteuer beginnen. Wildcamping, gesunde Ernährung, Verzicht und körperliche Entgiftung standen dabei auf dem Plan der beiden Frauen.
Die Reise
Ausgerüstet mit zwei Reitpferden, einem Gepäckpferd, Zelt, Schlafsäcken, Isomatten, Kochgeschirr, Hufkratzer, Putzzeug für die Pferde, einen Erste Hilfe Koffer, Hundefutter und einem Weidezaun machten sich die beiden Freundinnen und Hündin Layka also auf nach Spanien.
Die Route wurde nicht lange geplant und nur mit Hilfe von Google Maps kurz eingezeichnet. Wahrscheinlich war das auch gut so, denn bereits am ersten Tag realisierten die beiden: Pläne machen nützt nichts, es kommt sowieso wie es kommen soll.
Etwa 8 Stunden war das Gespann jeden Tag unterwegs und wenn das Tagesziel erreicht war, fing die Arbeit für die jungen Frauen erst richtig an: einen Weideplatz mit saftiger Wiese in der Nähe eines Bachlaufs finden, Koppel abstecken, Pferde absatteln, Zelt aufbauen, Feuerholz sammeln, Lagerfeuer machen, Essen suchen und zubereiten, waschen und schlafen.
Zwar kamen die jungen Frauen auch regelmäßig an Bauernhöfen vorbei, auf denen sie zu einem Essen, einer Dusche oder einem Schlafplatz eingeladen wurden, doch am liebsten verbrachten sie die Nacht unter freiem Himmel.
Mutig und angstfrei
Angst hatten die beiden nicht: „Viel Angst wird uns auch eingeredet, außerdem hatten wir einen Wachhund und drei Pferde dabei. Es passiert nichts, wenn du nicht daran denkst“, sagt Deborah. Acht Monate lang waren die Freundinnen zusammen unterwegs, bis sich ihre Wege in Frankreich, aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen, trennten. Da alleine weiterreiten zu gefährlich gewesen wäre, beschloss Deborah die Tour abzubrechen. Doch nicht ohne Happy-End: Die Berlinerin verliebte sich unterwegs in einen Spanier und zog kurzerhand mit Pferd und Hund nach Spanien. Jetzt weiß sie, wie schön die Welt sein kann: „Mein Leben ist von negativ zu 100% positiv übergegangen. Die Reise war die beste Entscheidung meines Lebens.“
Deborah im Interview:
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Quellen: Deborah Hempel, reittour-spanien.de, Bilder: Deborah Hempel, Text: Meike Riebe
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