Nicht nur die 1977 eingeschleppte Varroamilbe wird für ganze Bienenvölker zur ernsthaften Gefahr. Ein Verlust der Bienen hat heute schon essentielle Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion. (c) Thinkstockphotos
Einfache Formel: Verschwinden die Bienen, verschwindet der Mensch
Überall sind sie zu finden, von den Tropen bis in den kühlen Norden. Mehr als 2.000 Arten von Bienen gibt es auf der Welt, alleine 500 in Deutschland, doch ihr Bestand ist sehr bedroht und massenhaftes Bienensterben macht Forscher mehr als besorgt. Die fleißigen Bestäuber sind essentiell für einen gesunden Kreislauf der Natur. Alleine zwei Drittel der Nahrungsmittel entstehen nur durch die Arbeit der kleinen Insekten.
In Großbritannien gibt es in weiten Teilen die zu den Bienen zählenden Hummeln nicht mehr, kalifornische Mandelzüchter bekommen ihre Plantagen wegen Bienenmangel nicht mehr bestäubt und alleine im europäischen Winter 2009/2010 sind, je nach Region, 7 – 30 Prozent der Bienenvölker gestorben, gab die International Bee Research Association, kurz IBRA, bekannt, die internationale Vereinigung der Bienenforscher. Mit steigender Tendenz wie die Zahlen der vorherigen Jahre bestätigen. In einigen Regionen, Beispiel das kanadische Nova Scotia, liegen die Zahlen noch höher und bei bis zu 40 %.
Grund genug, dass vom 3. bis 7. September 400 Bienenforscher aus 50 Nationen zu einem internationalen Kongress der europäischen Gesellschaft für Bienenforschung, kurz EURBEE, an der Universität von Halle zusammenkamen und das besorgniserregende Thema diskutierten.
Parasiten wie die 1977, durch einen Bienenimport zu Forschungszwecken, aus Asien eingeschleppte Varroamilbe, aber auch Krankheiten sowie ein starker Rückgang der Imker selbst, seien die Hauptgründe für den Bienenmangel allerorten. „Alleine zwischen 1990 und heute sank die Zahl der deutschen, meist Hobby-Imker, von zwei auf nunmehr eine Million“, so der Präsident der europäischen Gesellschaft für Bienenforschung (European Society for Bee Research), Robin Moritz. Doch die nur 1,6 Millimeter großen Parasiten sind die größte Bedrohung für die Bienenvölker und bereits gegen zwei Mittel, die die Varroamilbe abtöten, sind die Parasiten immun, berichtet das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium, das United States Department of Agriculture.
Auch in Osteuropa sei das Imkersterben dramatisch und bedrohe den Fortbestand der kleinen Honigproduzenten. Denn die ehemals staatlich geförderte Imkerei ist heute nicht mehr wirtschaftlich.
Ein weiterer, bedeutender Einfluss auf Bienenpopulationen ist die Klimaerwärmung. Insbesondere in kälteren Breitengraden, aber auch in den Bergen, haben sich Bienen auf einen kühlen Lebensraum spezialisiert. Wird es wärmer wie aktuell, dann wandern wärmeliebende Bienenarten dort ein und eine Nahrungsknappheit entsteht. Nahrungsknappheit ist ohnehin ein wichtiges Thema. Denn, schaut man sich die heutigen Gärten oder Felder sowie die schwindende Zahl an Streuobstwiesen an, so sieht der Betrachter auch hier, dass die zurückgehende Nahrungsvielfalt in unserer aufgeräumten Natur weiteres Gefahrenpotenzial birgt.
Imker kämpfen meist mit stumpfen Waffen gegen das Bienensterben. Forscher auf der ganzen Welt sind emsig dabei, Gegenmaßnahmen auch gegen die Varroamilbe zu finden. (c) Scott Bauer/ United States Department of Agriculture
Für das ökologische Gleichgewicht hätte es nach Ansicht der Bienenforscher fatale Folgen, wenn es nicht gelänge, die Bienenbestände zu halten und zu vermehren. So klein die Insekten sind, durch ihre Bestäubung sind sie letztlich für zwei Drittel der Nahrungsmittel entscheidend verantwortlich.
Gegen das Bienensterben: Das kann getan werden und wird getan
Heimische Blumen, Stauden und Sträucher zu pflanzen hilft den Bienenvölkern immens. Hierzu gehören Flieder, Bartblume und viele Sommerblüher, die den emsigen Insekten viel Nahrung bieten.
Bienen in die Stadt: Mehr und mehr im Trend ist die Anschaffung eines Bienenvolkes bei Urban-Gardening-Projekten. Dass dies nachhaltige Auswirkungen hat zeigen beispielsweise die Erfolge der Food from the Sky-Initiative in London und viele andere Großstadt-Gemüsegärten in den USA. Auch ein ab 2013 eröffnetes Urban Gardening-Projekt, das Berliner himmelbeet, hat die Installation eines Bienenvolkes mitten in Berlin geplant. Selbst in einigen skandinavischen Ländern sind Bienenvölker inmitten der Stadt keine Seltenheit mehr.
Warum ein starkes Werben für giftiges Roundup verwerflich ist
Derzeit wird für das Unkrautmittel Roundup in nahezu allen Baumärkten geworben. Der von der Firma Mosanto angepriesene Wildkräuter-Vernichter ist laut einer Untersuchung der Plattform Earth Open Source jedoch so gefährlich, dass es sogar das Erbgut bei Mensch und Tier verändern kann. Pikanterweise sollen laut ORF-Bericht die EU-Kontrollorgane von der Gefährlichkeit des enthaltenen Giftstoffes Glyphosat seit Jahren gewusst haben, jedoch erst, auch aufgrund der Ermittlungen der Plattform, 2015 Untersuchungen einleiten. Diese könnten dann erst 2030 abgeschlossen sein.
Roundup vernichtet letztlich jede Pflanze und schadet damit auch Ernährung der Bienen, dort wo es eingesetzt wird. Pikanterweise ist Mosanto auch der weltgrößte Hersteller von Saatgut. Dessen gentechnisch verändertes Saatgut für Getreide, Mais oder Soja, sind jedoch so gezüchtet, dass die Pflanzen resistent gegen den Giftstoff in Roundup sind. Ein Appell an alle Hobbygärtner, Gemeindeverantwortlichen oder Gebäudemanager: Verzichten Sie auf Roundup und verwenden Sie mechanische Mittel, um sogenanntes Unkraut aus Gärten, von Fußgängerwegen oder anderen Orten, wo Wildwuchs das ordentliche deutsche Auge stört.
Quellen: US Department of Agriculture, Universität Halle, International Bee Research Association, Text: Jürgen Rösemeier
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