Zufallserfindung: Gold kann nun umweltfreundlich abgebaut werden
Nicht erst durch das jahrelange Hoch des Goldpreises wird der Abbau des Edelmetalls mehr und mehr ausgebaut. Doch der Goldabbau ist so schädlich wie keine andere Industrie, denn alleine hunderttausende von Tonnen hochgiftiges Cyanid werden jährlich zur Goldgewinnung benötigt und gelangen in die Natur. Das kann sich nun durch eine Zufallsentdeckung schlagartig ändern.
Allenfalls faires Gold wird heute umweltfreundlich gewonnen. Doch es gibt Hoffnung für eine der umweltschädlichsten Industrien. Denn eine Zufallserfindung macht den Goldabbau umweltfreundlich. © Thinkstock
Soeben haben Forscher der Chicagoer Northwestern University eine wahre Zufallsentdeckung gemacht, die die umweltschädliche Goldgewinnung wesentlich verbessern könnte. Die Goldgewinnung ist im Bergbau nur möglich durch gewisse Reagenzien, die allesamt mehr oder weniger giftig sind. Sie schaden massiv der Umwelt und die Personen, die mit dem Abbau beschäftigt sind leiden meist unter erheblichen gesundheitlichen Problemen. Auf der ursprünglichen Suche nach einem Speichermedium beispielsweise für Gase oder Moleküle, machten die Forscher nun eine Entdeckung. Der Postdoktorant Zhichiang Liu des Forschungslabors mixte sogenannte Alpha-Cyclodextrine, eine Art Zucker, der auf simpler Maisstärke basiert, mit einem gelösten Goldsalz, Aurat genannt.
Die Verhüttung von Gold so ökologisch wie nie zuvor durch die Struktur eines natürlichen Stärkefragments ©iStockphoto
Bereits bei Zimmertemperatur wurden bei diesem Versuch Gold und Salz voneinander getrennt. Das Gold nahm eine nadelförmige Struktur an in Nanogröße an. „So haben wir umweltschädliche Reagenzien durch billige, noch dazu umweltfreundliche Materialien ersetzt“, freut sich Sir Fraser Stoddart vom Kuratorium der Universität. Auch wenn der Erfinder zunächst so gar nicht begeistert war. „Anfangs war ich sehr enttäuscht, dass ich in meinen Experimenten keine Würfel (mikroskopisch klein, angedacht als Speichermedium, Anm. d. Red.) entstanden sind. Doch als ich das völlig neue Ergebnis sah, die Entstehung dieser nadelförmigen Struktur, war ich schon etwas aufgeregt. Ich wollte es nun genauer wissen, aus was diese bestehen.“ Es war reines Gold. „Die Natur hat sich anders entschieden“, sagte Stoddart, der die Ergebnisse nun zusammen mit Liu veröffentlichte.
Und Liu forschte weiter, nahm verschiedene Glukoseeinheiten und testete diese auf ihre Leistungsfähigkeit. Alpha-Cyclodextrin, ein Stärkefragment, das sich aus sechs Glukoseeinheiten zusammensetzt, war die ideale Reagenz, um Gold von anderen Verbindungen umweltfreundlich zu lösen.
Das Nebenprodukt der Aufspaltung seien lediglich alkalische Salze, die unter Umweltgesichtspunkten unbedenklich seien. Mehr noch: Die neue Methode, um letztlich grünes Gold zu fördern sei sogar effektiver, wie die konventionelle, sehr giftige Methode mittels Cyanid.
Die Einsatzmöglichkeiten seien zudem sehr vielfältig. So könne die Stärke sogar genutzt werden, um beispielsweise aus Elektronikschrott das darin verwendete Gold schonend, einfach und umweltfreundlich zu gewinnen. Damit werde die neue Methode nicht nur für den Goldabbau, sondern auch für den Bereich des Recyclings eine nachhaltige Alternative.
Cyanid und die wohl umweltschädlichste Industrie
Die vielen giftigen Stoffe, die zur Goldgewinnung benötigt werden, gelangen zum überwiegenden Teil völlig ungehindert in die Natur, verseuchen Flüsse oder das Grundwasser. Tagtäglich, tonnenweise. Um die Relationen zu verstehen: Etwa 20 Tonnen Giftstoffe sind im Schnitt nötig, um so viel Gold zu gewinnen, der für einen simplen Ehering nötig ist.
Die Zufallserfindung der findigen Forscher kann diese dramatische Umweltbelastung in Zukunft entscheidend ändern. Daneben gibt es schon lange grünes, fair gewonnenes und gehandeltes Gold, das noch dazu kaum teurer als das konventionell Gewonnene ist.
Quellen: www.northwestern.edu, Text: Jürgen Rösemeier
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