Ist die Handystrahlung Schuld am massenhaften Bienensterben?
Imker erleben immer öfter, dass Bienenvölker ihre Behausungen verlassen und nicht mehr zurückkehren. Sie sind der Überzeugung, dass der Grund dafür in der Handystrahlung liegt. Ist der Elektrosmog wirklich schuld am massenhaften Bienensterben? Falls ja, könnte das bald gravierende Auswirkungen auf unsere Nutzpflanzen haben. Experten sind sich unschlüssig, doch ein Verdacht verhärtet sich.
Seit dem 18. November 2016 gilt die EU-Verordnung, dass Arbeitgeber ihre Mitarbeiter vor Elektrosmog schützen müssen. Nur wenige Monate zuvor wurde eine Studie von der Universität Wien veröffentlicht, welche zu dem Schluss gekommen ist, dass Elektrosmog von digitalen Geräten (Handy, WLAN, Bildschirmen, Funktelefonen usw.) nicht nur die DNA bricht und damit Krebs erzeugen kann, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten wie Denkvermögen, Entscheidungssicherheit, Konzentrationsvermögen deutlich senkt. Diese Tatsache bewegt derzeit Arbeitgeber, Behörden und Schulen nach Lösungen zu suchen. Aber auch an Imkern geht das Problem mit dem Elektrosmog nicht spurlos vorbei.
Vor allem in Gegenden wo Sendemasten und Antennen stehen, beobachten Imker ein zunehmend gestörtes Verhalten bei den Bienen
Was haben Imker mit Elektrosmog zu tun?
Immer mehr Imker berichten über ein seltsames Phänomen: Arbeiter-Bienen kehren nicht mehr in den Bienenstock zurück, worauf die Königin mitsamt der Brut zugrunde geht. Die Wissenschaft hat für diese Erscheinung mittlerweile einen Namen: „Colony Collapse Disorder“ (CCD), was eine bisher unerklärte Störung im Verhalten der Bienen beschreibt. Und immer mehr Imker sind sich sicher: der Grund für das massenhafte Bienensterben liegt in der flächendeckenden Bestrahlung mit Mobilfunk.
Stress für die Bienen
Ein Bienenvolk ist ein perfekt durchorganisiertes und von kollektiver Intelligenz geprägtes System. Vor allem in Gegenden wo Sendemasten und Antennen stehen, beobachten Imker ein zunehmend gestörtes Verhalten bei den Bienen. Durch die Strahlung werden sie in ihrer Aufgabenteilung gestört und geschwächt – so dass ihr ausgeklügeltes System durcheinandergerät. Das bedeutet Dauerstress für die Bienen, die dadurch auch anfälliger auf Krankheiten und Parasiten reagieren können.
Negative Auswirkungen von Elektrosmog belegt?
Ein Experiment aus der Schweiz, bei dem Handys direkt in Bienenkästen platziert wurden, hat zwar gezeigt, dass die Tiere durchaus Magnetfelder wahrnehmen können - ein negativer oder schädlicher Effekt konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Anders sieht es bei Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin unter Mitarbeit von Wissenschaftlern des Department Cellular Neurobiology, Schwann – Schleiden Centre for Molecular Cell Biology, Göttingen aus. Sie halten die flächendeckende Bestrahlung mit Mobilfunk für einen wichtigen Faktor des Bienensterbens.
In Laborversuchen haben sie das Verhalten der Bienen in künstlich aufgebauten elektrischen Feldern untersucht und gefilmt. Die Versuche zeigen, dass die Bienen in ihrer Behausung schon bei 50 – Hertz Wechselfeldern mit Feldstärken von 110 Volt pro Meter sehr unruhig werden. Bei weit höheren Feldstärken erhöht sich die Temperatur im jeweiligen Volk stark. Ihr Verteidigungsverhalten, das die Natur bei ihnen gegen Fremde entwickelt hat, beginnt sich gegen die eigenen Individuen zu kehren. Sie erkennen sich nicht mehr und stechen sich gegenseitig ab, auch die Königin kann davon betroffen sein. Nach einigen Tagen reißen sie ihre Brut aus den Zellen. Neue Brut wird nicht mehr angelegt. Honig und Pollen werden verbraucht und nicht mehr eingetragen. Dann verkleben sie das Einflugloch mit Propolis, um den vermeintlichen „Feind “ auszuschließen. Schließlich stirbt das ganze Volk wegen Überhitzung.
Das ausgeklügelte System der Bienen gerät durch Elektrosmog durcheinander
Auswirkungen sind schon lange bekannt
Und bereits im April 2006 bestätigte das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft die negativen Auswirkungen der elektromagnetischen Strahlung auf Bienen. Hier heißt es:
"Wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass sich niederfrequente elektromagnetische Felder negativ auf Bienen auswirken können." (...)Studien ergeben, dass Bienen in starken elektrischen Feldern von über 4 Kilovolt/m, z.B. unmittelbar unter einer 380 kV Hochspannungsleitung, weniger Honig produzieren, bzw. eine erhöhte Mortalität aufweisen. (Der Grenzwert zum Schutz der Menschen vor Einwirkung durch diese Felder liegt bei 5 kV/m).“
Lobby der Netzbetreiber ist mächtig
Dass diejenigen Studien, die die negativen Auswirkungen des Elektrosmogs belegen, bis heute weder anerkannt, noch allgemein bekannt sind, zeigt wie mächtig die Lobby der Netzbetreiber ist. Letztlich würde eine anerkannte Schädlichkeit zu drastischen Verkaufseinbußen und flächendeckenden Umstrukturierungen führen.
Wer sich gegen die Strahlung schützen will, muss also selbst aktiv werden. Einige Imker haben deshalb spezielle Bienenkästen angeschafft, die mit Kupfer und Aluminium verkleidet sind und die Strahlung abschirmen sollen.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/ahavelaar, Sarema, konstsem, Antonio-S, Text: Meike Riebe
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