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Westliche Flachlandgorillas
Seltene Flachlandgorillas

Todesstrafe für Gorillas: Selbst im Zoo sind sie nicht sicher

In europäischen Zoos leben inzwischen 463 Flachlandgorillas. Eigentlich sollte man meinen, das sei eine gute Neuigkeit, denn in freier Wildbahn gehören sie zu den gefährdeten Tierarten. Doch auch in hier wird ihr Leben bedroht. 

Artenschutz? Von wegen!

Durch Krankheiten und Wilderei ging die Population der in Freiheit lebenden Gorillas in den letzten 25 Jahren um 60 Prozent zurück. Zoos argumentieren immer wieder damit, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten, wenn sie für ihre unnatürliche Haltung der Tiere in der Kritik stehen. Doch wie nun durch einen Artikel der englischen Zeitung „The Guardian“ bekannt wurde, planen einige Zoos die Tötung der männlichen Gorillas. Diese Information wurde aus einem internen Dokument des europäischen Zoo-Dachverbandes EAZA entnommen.

Westlicher Flachlandgorilla

Westlicher Flachlandgorilla

Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei der Tierrechtsorganisation PETA, erklärt wieso: „Westliche Flachlandgorillas leben in Haremsgruppen, bestehend aus einem dominanten Gorilla-Mann und mehreren Gorilla-Frauen sowie ihrem gemeinsamen Nachwuchs. Männliche Gorilla-Nachkommen in zoologischen Einrichtungen unterzubringen, gestaltet sich deshalb oftmals schwierig.“ Der Platz in vielen Zoos reicht für eine artgerechte Haltung der Tiere kaum aus.

In rein aus Männchen bestehenden Gruppen käme es schnell zu Gewalt unter den Tieren und in gemischten Gruppen kommt es zur unkontrollierten Fortpflanzung zwischen Männchen und Weibchen. Doch auch für den daraus entstehenden Nachwuchs gibt es nicht ausreichend Platz. Aus diesem Grund werden männliche Gorillas oft in Isolation gehalten. Sie müssen ein einsames Dasein fristen, worunter die sozialen Tiere sehr leiden. Um das Problem mit den männlichen Gorillas zu lösen, denken die Zoos über die Tötung der Affen als Option nach. Dies ist in vielen europäischen Zoos traurigerweise gängige Praxis und läuft unter dem harmlos wirkenden Begriff des Populationsmanagements. Dahinter steckt aber die Tötung gesunder Tiere, etwa um nur das vermeintlich beste genetische Material zu erhalten oder schlicht und einfach aus Platzmangel. Diese Maßnahmen werden von den Zoos nicht immer öffentlich gemacht und sind daher vielen nicht bekannt. Der Dachverband EAZA rechnet mit unglaublichen 3000-5000 Tötungen vollkommen gesunder Tiere jedes Jahr. Dr. Yvonne Würz kritisiert dieses Vorgehen gemeinsam mit PETA scharf: „Diese Überlegungen zeigen einmal mehr, dass die Zucht und Gefangenschaft von Menschenaffen in zoologischen Einrichtungen nichts mit Artenschutz zu tun hat. Sie ist nur ein Vorwand, um die Tiere zur Schau stellen zu können und damit Geld zu verdienen.“

Es gibt keinen Weg in die Freiheit

Gorilla im Dschungel

Als Laie sollte man meinen, dass die Auswilderung der Tiere eine geeignete Lösung wäre. Die Zoos hätten wieder mehr Platz und die Tiere könnten in Freiheit weiterleben. Doch das Leben in Gefangenschaft der Zoos geht an den Gorillas leider nicht spurlos vorbei: „Auswilderungen sind so gut wie unmöglich, da es nicht genügend Lebensraum gibt und die im Zoo geborenen, oft verhaltensgestörten Tiere kaum in der Lage wären, eigenständig in der Natur zu überleben.“, so die Biologin Würz. Außerdem tragen die Gorillas durch ihren engen Kontakt zum Menschen Krankheitserreger in sich, mit denen ihre wilden Artgenossen noch nie in Kontakt gekommen sind. Bei einer Übertragung würden viele wilde Gorillas, die sowieso schon gefährdet sind, vermutlich sterben. Eine Möglichkeit zur Auswilderung unter idealen Bedingungen existiert demnach kaum.

Anstatt den Artenschutz durch den Schutz der Lebensräume der in Freiheit lebenden Affen zu unterstützen, wird jedes Jahr viel Geld in Zoos gesteckt. Aber dort müssen sie unter unnatürlichen Bedingungen leben und sterben schlimmstenfalls einen sinnlosen Tod.

Die Tötung der Gorillas kann aber unmöglich eine geeignete Lösung sein. Sie haben es sich schließlich nicht ausgesucht, in Zoos heranzuwachsen. Sie sind eng mit dem Menschen verwandte soziale, empfindsame Wesen, die nicht einfach wie überschüssige Ware behandelt werden dürfen. Sie müssen darunter leiden, dass die Einrichtungen, in denen sie in Gefangenschaft aufwachsen müssen, nicht in der Lage sind, für eine artgerechte Haltung zu sorgen. Unter dem Deckmantel des Artenschutzes rechtfertigen sich Zoos für ihr Handeln, unter dem de Tiere dann leiden müssen. Dr. Yvonne Würz sieht die Lösung des Problems in der Boykottierung der Einrichtungen: „PETA wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Zucht und Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos schnellstmöglich beendet wird. Wir bitten außerdem alle Menschen, zoologische Einrichtungen und deren lebensverachtende Praktiken nicht mit Eintrittsgeldern zu finanzieren.“

Quelle: PETA, The Guardian, Bilder: Depositphotos/mikelane45, wrangel, mzuuzu, Text: Fatma Cevik