Ein Leben ohne Müll - eine inspirierende Geschichte
Ein Leben ohne Müll, geht das überhaupt? Das hat Olga Witt sich noch vor gar nicht allzu langer Zeit auch gefragt. Heute bloggt sie über Müllvermeidung, hält Vorträge und hat einen eigenen Unverpackt-Laden. Bei ecowoman erzählt sie ihre Geschichte.
Wer kennt das nicht: Man möchte im Supermarkt das „gute“ Biogemüse wählen und muss feststellen, dass es noch stärker in Plastik verpackt ist als das gespritzte und überdüngte konventionelle Gemüse. Was für eine Absurdität! Mitnichten – denn das Gemüse wird eingepackt, damit es unterschieden werden kann und nicht vom belasteten Gemüse „kontaminiert“ wird. Und da das Biogemüse immer noch in der Unterzahl ist, macht das sogar Sinn – na toll. An genau diesem Punkt war ich vor knapp vier Jahren angekommen. Ich wollte mich bewusster und ökologischer ernähren und dann das! Die Lösung fiel mir eher zufällig in die Hände, als ich über den Begriff „Zero Waste“ stolperte. Null Müll? Geht das? Wieso nicht? Wann ist es eigentlich normal geworden, Müll zu hinterlassen und jemand anderen dafür verantwortlich zu machen, ihn zu beseitigen? Keinen Müll mehr hinterlassen klingt super. Das will ich auch!
»Zero-Waste« Aktivisitn Olga Witt
Ich lebte auf Kosten Anderer und wollte genauso hip sein wie der Rest
Gedacht, getan. Ab diesem Moment änderte sich für mich alles und aus einem anfänglichen Versuch wurde schnell eine Lebenseinstellung. Denn warum mich das Thema Müll von Anfang an so ansprach, wurde mir erst auf meinem Weg Richtung Null Müll klar. Ich lebte auf Kosten Anderer, auf Kosten der Menschen in den Entwicklungsländern, auf Kosten der Natur und auf Kosten meiner bis dato noch nicht mal geplanten Kinder. Ohne dass es mir bewusst war, schädigte ich meine Umwelt mit jeder einzelnen Konsumentscheidung.
Ich fühlte mich nicht schlecht, da ich sehr geschickt die Augen verschloss vor all dem, was ich eigentlich hätte wissen können. Ich fühlte mich aber auch nicht sonderlich gut. Rückblickend lebte ich in einer Blase aus Arbeit als Mittel zum Zweck, um mir Dinge leisten zu können, die mich kurzfristig befriedigten. Der stetigen Suche nach neuen Outfits, schicken Einrichtungsgegenständen, fernen Orte zum Bereisen und Abhaken auf der Landkarte, um genauso hip zu sein wie mein Umfeld. Es war nie genug, es musste immer etwas Neues her. Nach 40 Wochenstunden Geldverdienen und ständigem darüber Nachdenken, wie ich es am besten in „Bling Bling“ verwandeln könnte, war mein Kopf voll – kein Platz mehr für Gedanken des Zweifels.
Meine Zeit ist zu wertvoll, als sie vor dem Spiegel zu verbringen
Das Streben an sich habe ich immer noch inne und es scheint mir zu dem innersten Drang von uns Menschen zu gehören. Allerdings strebe ich nicht mehr nach Gütern, sondern nach der Utopie einer perfekten Welt. Eine Welt, in der wir Menschen nicht auf Kosten der Natur, sondern mit der Natur leben, in der wir nichts verschwenden, sondern in einen Kreislauf bringen, in der weniger Äußerlichkeiten zählen als Inhalte, in der die Stadt uns Menschen gehört und nicht unseren Autos, in der Politik wirklich das vorantreibt, was sie immer propagiert und nicht nur den Lobbyisten hörig ist – und so könnte ich stundenlang weiter machen.
Olga Witt's Buch: »Ein Leben ohne Müll«
Früher hatte ich keine Zeit, mich zu engagieren, heute ist mir die Zeit zu wertvoll, als sie vorm Spiegel oder Kleiderschrank zu verbringen. Wäre Steve Jobs je so erfolgreich geworden, wenn er sich mehr als einmal Gedanken über seine Garderobe gemacht hätte? Nicht, dass hier jemand auf die Idee käme, ich hätte ein I-Phone. Aber ich habe den Zero Waste Onlineshop gegründet, Kölns ersten Unverpackt-Laden eröffnet, ein Baby bekommen und ein Buch herausgebracht – alles in einem Jahr. Und das, obwohl ich mit Stoffwindeln wickele und das Waschmittel dafür auch noch selber herstelle. Ich bin nicht besonders – ich schaue nur kein Fern mehr.
Es geht immer weiter – wir dürfen nur nicht stehen bleiben
Was hat das alles mit „Zero Waste“ zu tun? Erst durch meinen Weg der konsequenten Reduzierung auf das Wesentliche, begann ich neu nachzudenken über gelernte Verhaltensmuster und tiefsitzende Glaubenssätze. Ist wirklich alles richtig, nur weil es unsere Eltern erzählen, weil es die Werbung in Endlosschleife auf unsere Festplatten brennt oder gar weil wir es immer so gemacht haben? Hätten wir dann jemals die Sklaverei abgeschafft oder aufgehört, unsere Kinder zu schlagen? Wirklicher Fortschritt geschieht nur, wenn wir nicht aufhören zu denken.
Die Autorin: Olga Witt, 33, lebt mit ihrem Mann Gregor, seinen drei Töchtern und ihrem gemeinsamen Sohn in Köln. Sie studierte Architektur, hängte ihren Beruf aber vorerst an den Nagel, um sich ganz dem Thema Müllvermeidung zu widmen. Sie bloggt auf zerowastelifestyle.de, ist Mitgründerin von Tante Olga - Kölns 1. Unverpackt Laden und hält Workshops und Vorträge. Nun ist ihr Buch erschienen: „Ein Leben ohne Müll - Mein Weg mit Zero Waste“.
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Quellen: Bilder: Olga Witt, Depositphotos/Fotografiche, Text: Olga Witt
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