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Heilpflanzen aus dem Garten
Heilpflanzen

Heilpflanzen aus dem Garten: Tipps zur richtigen Anwendung

Pflanzen werden schon seit Jahrhunderten eingesetzt, um alle möglichen Beschwerden zu lindern: Schmerzen, Atemwegsprobleme, Verdauungs- oder Schlafstörungen sind nur ein kleiner Auszug der Liste! Praktischerweise wachsen viele wertvolle Heilpflanzen direkt vor der Haustür. Hier erfährst du, wie du einige der natürlichen Heilmittel aus dem Garten anwenden kannst.

Brennnessel

Zugegeben, aus Versehen hineinstolpern macht keinen Spaß. Klug eingesetzt, sind Brennnesseln dafür aber umso hilfreicher, denn sie wirken entzündungshemmend und senken den Blutdruck. Die Brennnessel fördert außerdem Durchblutung, Stoffwechsel und Harndrang. Das hilft bei…

  • Harnwegserkrankungen wie z.B. Blasenentzündung

  • Rheuma

  • Gicht

  • Hautproblemen

  • Verdauungsproblemen

Bei der Anwendung gilt: Sowohl der Kochtopf als auch der Mixer zerstören die Härchen, welche das unangenehme Brennen verursachen. Frische Brennnesselblätter kannst du also einfach mit Spinat, Minze etc. zum grünen Smoothie zerkleinern oder in sehr wenig Wasser dämpfen.

Für Brennnesseltee sollten die Blätter zuerst getrocknet werden. Dann kannst du sie zwischen den Fingern zerreiben und 2 Teelöffel Pulver mit etwa 150 ml Wasser zum Kochen bringen. Nach 10 Minuten seihst du den Tee ab und kannst bis zu 4 Tassen pro Tag davon trinken.

Fenchel

Fenchel

Diese Heilpflanze beruhigt den Magen, indem sie krampflösend und antibakteriell wirkt. Auch der Blutdruck wird gesenkt, die Verdauung gefördert und Schleim gelöst. Das verschafft deutlich Linderung bei…

  • Magen-Darm-Beschwerden wie z.B. Krämpfen, Blähungen, Koliken

  • Leichten Menstruationsbeschwerden (Unterleibskrämpfen)

  • Erkältungsbedingtem Husten

Praktischerweise lassen sich viele Bestandteile von Fenchel zu Heilungszwecken nutzen. 1 Teelöffel Samen auf 300 ml Wasser ergibt nach zehnminütiger Ziehzeit einen Tee, von dem du täglich mehrere Tassen trinken kannst. Alternativ eignet sich Fencheltee, um bei Halsschmerzen dreimal pro Tag damit zu gurgeln. Fenchelblätter schmecken auch roh im Salat.

Kamille

Auch wenn Kamillentee nicht jedermanns Sache sein mag, seine heilsame Wirkung lässt sich doch nicht abstreiten. Die Kamillenblüte wirkt beruhigend auf Körper und Geist, hemmt Entzündungen, fördert die Wundheilung und löst Krämpfe. Der beruhigende Effekt ist sehr praktisch bei…

  • Magenbeschwerden

  • Schlecht heilenden Wunden

  • Schlafstörungen

  • Juckender (Kopf-)Haut

Kamillen pflückst du am besten a m dritten bis fünften Tag nach der Blüte und trocknest die Blüten anschließend. Kamillentee entsteht aus etwa einem Teelöffel Kamillenblüten und 200-300 ml Wasser. Die Mischung lässt du für ca. 5 Minuten ziehen und trinkst dann bis zu 4 Tassen am Tag.

Du kannst den Kamillentee bei Magenproblemen wie z.B. einem Infekt oder Gastritis trinken, aber ihn auch als aufhellende Spülung für die Haare verwenden. Sogar bei frisch gestochenen, empfindlichen Piercings kann die Kamillenkur helfen. Und bei Heuschnupfen bzw. verstopfter Nase lohnt es sich, einige Minuten mit dem Tee zu inhalieren.

Löwenzahn

Löwenzahn ist Unkraut? Definitiv nicht, denn die Pflanze kann Husten und Kopfschmerzen mindern, die Wundheilung fördern, Stoffwechsel, Verdauung und Durchblutung anregen und den Harndrang steigern. Das kommt sehr gelegen bei…

  • Verdauungsbeschwerden

  • Hartnäckigen Kopf- und Magenschmerzen

  • Schmerzhaften Harnwegsinfekten

Ein Löwenzahntee ist denkbar einfach zuzubereiten: 1-2 Teelöffel der pulverisierten Blätter ziehen für einige Minuten in 250 ml Wasser. Allerdings solltest du davon nicht mehr als 3 Tassen pro Tag trinken und nach maximal 6 Wochen auch mal eine Pause einlegen. Vorsicht bei der Ernte: Löwenzahnsaft verursacht auf der Kleidung unschöne braune Flecken!

Pfefferminze

Pfefferminze

Ein weiterer Alleskönner unter den Heilpflanzen ist die Pfefferminze.: Sie wirkt ebenfalls antibakteriell, verdauungsfördernd und krampflösend und kann diverse Schmerzen lindern. Pfefferminze verschafft unter anderem Erleichterung bei…

  • Appetitlosigkeit

  • anhaltenden Schlafstörungen

  • Übelkeit und Blähungen

  • Sodbrennen

  • Menstruationskrämpfen

  • Mundgeruch

Bei Kopfschmerzen wird oft empfohlen, einige Tropfen Minzöl in die Schläfen zu massieren. Wer es in der Herstellung weniger kompliziert mag, lässt einfach frische, zerkleinerte Pfefferminzblätter für 10 Minuten in heißem Wasser ziehen.

Alternativ wirkt ein Minz-Vollbad wahre Beruhigungswunder: 250-500 g Pfefferminzblätter werden mit 2-3 Litern Wasser aufgegossen und dieser Zusatz zum restlichen Badewasser gegeben. Und für die Haut kann aus einer Tasse Haferflocken, einem Esslöffel Sonnenblumenkernen und einem Teelöffel Minze ein Peeling hergestellt werden. Dazu werden einfach alle Zutaten püriert und einige Teelöffel der Masse mit etwas Wasser zu einer Paste verrührt.

Salbei

Salbeiblätter

Salbeiblätter gehören ebenfalls zu den heilsamen Klassikern im Garten. Sie sind adstringierend, das bedeutet, dass sie die Bildung einer Schutzschicht über Wunden oder Schleimhäuten verursachen. Dadurch fördern sie die Entzündungsheilung. Weiterhin wirkt Salbei antibakteriell, krampflösend und schweißhemmend. Die Heilpflanze hilft bei…

  • Appetitlosigkeit

  • Magen-Darm-Problemen

  • Entzündungen im Hals- und Rachenbereich

  • Starkem Schwitzen

Der Alleskönner ist – wenig überraschend – wieder Tee: Aus einem Teelöffel getrockneten Salbeiblättern und 250 ml Wasser wird nach 10 Minuten Ziehzeit eine Flüssigkeit, die du trinken kannst. Mit Salbeitee kannst du aber auch gurgeln oder Achseln und Füße damit waschen, um starke Schweißbildung zu mindern. Eine Rückenwäsche mit möglichst warmem Aufguss wirkt schmerzlindernd.

Garten-Heilpflanzen: grüne Alleskönner vor der Haustür

Die hier genannten Heilpflanzen sind natürlich nur ein kleiner Auszug aus der sehr langen Liste mit nützlichen Gartengewächsen. Ebenso wertvoll sind unter anderem Thymian, Schachtelhalm, Ringelblume, Arnika, Engelwurz, Melisse und eine ganze Menge mehr.

Die einzelnen Kräuter können kombiniert werden, um den heilsamen Effekt noch zu verstärken und Beschwerden gezielt zu behandeln. Mit anderen Worten: Es ist noch gegen (fast) jedes Alltagsleiden ein Kraut gewachsen – und um das zu finden, reicht oft schon ein Ausflug in den eigenen Garten!

Autor:

Seit bereits 15 Jahren führ Dr. Walter Mair die Stadtapotheke in der südtiroler Gemeinde Sterzing. Trotz des Apotheken-Alltags ist es Dr. Mair ein Anliegen, über wichtige Gesundheitsthemen aufzuklären.

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Quellen: Bilder: Depositphotos/geniuslady, Kerdkanno, HandmadePicture, tycoon, Text: Dr. Walter Mair