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Nachhaltig Bauen mit Recycling-Beton.

© Roman Milert | Dreamstime.com

Nachhaltig bauen mit Recycling-Beton

Betonbauteile oder ganze Gebäude aus Beton entstehen tagtäglich auf Deutschlands Baustellen. Viel Sand und Kies wird hierzu verbraucht. Relativ unbekannt ist die nachhaltige Methode des Bauens mit Recycling-Beton. Die Wiederverwertung von Bauschutt ist ressourcenschonend und umweltfreundlich.

Mit der Herstellung von Betonbauteilen und Bauwerken werden nicht zuletzt soziale Nachhaltigkeits-Ziele erreicht. Dazu zählen die Erhöhung der Quote an Eigenheimen und die Schaffung von bedarfsgerechtem Wohnraum für verschiedene Altersgruppen, Haushaltsgrößen und Einkommensschichten. Und auch die Arbeitswelt profitiert nachhaltig. Denn durch die Bereitstellung zeitgemäßer Büro- und Produktionsflächen wird den sich wandelnden Anforderungen an die Arbeitsprozesse Rechnung getragen.

Beton ist hierbei stets eine wichtige Basis. Er dient für Systembauweisen und rationalisiert durch den Einsatz von vorgefertigten Betonbauteilen viele Bauabläufe. Gleichzeitig wird die bauliche Qualität der Bauwerke verbessert. Beispielhafte Projekte mit Recycling-Beton, auch RC-Beton genannt, werden in der Systembaustudie des Bundesverbands der Deutschen Zementindustrie, dem BDZ dokumentiert. Dabei zeigt sich, dass zwischen Vorfertigung und Individualität der gebauten Umwelt kein Widerspruch besteht und Recycling-Beton bestens geeignet ist und die Verwendung von Recycling-Beton ist heute schon im Straßenbau ein fester Bestandteil. Zudem reduziert das Recycling von Baumaterialien Deponieabfälle und kann den endlichen Rohstoff Kies optimal ersetzen. Die Qualität des Recycling-Betons ist dabei mit der des rein aus primären Rohstoffen produzierten Betons absolut gleichzusetzen.

Wie funktioniert das Recycling von Beton?

Beton lässt sich - sortenreine Fraktionierung vorausgesetzt - vollständig recyceln. Beim Recycling von Beton ist zwischen Frischbeton- und Festbetonrecycling zu unterscheiden. Unter Frischbeton-Recycling versteht man die sofortige Rückführung im Betonwerk. Hierbei werden Rückmengen - also Beton, der beim Reinigen von Mischern und Pumpen im Werk anfällt - sowie nicht eingebauter Beton, der von den Fahrmischern zurück ins Werk gebracht wird, getrennt und der Produktion erneut zugeführt. Diese Rückmengen machen circa 2,5 Prozent der Produktion eines Betonwerks aus. Das Wasser, Restwasser genannt, und die im Restbeton enthaltene Menge Kies und Sand ersetzen Frischwasser und eingesetzte Rohstoffe.

Beim Festbeton-Recycling wird der Beton aus Abbrucharbeiten fachgerecht aufbereitet, das heißt, er wird gebrochen und gesiebt, so dass Betonsplitt und Betonbrechsand erzeugt werden. Die sortenreine Verwendung von hochwertigem recyceltem Bauschutt als Beimischung für Beton wird durch das Bindemittel Zement ergänzt. Die Zugabe von Zement ermöglicht zudem die Verwertung anderer mineralischer Baureststoffe wie Ziegelsplitt, der unter anderem aus der Verarbeitung von Mauersteinen stammt.

Aufgrund konsequenter Anstrengungen beim Baustoff-Recycling wurden bereits im Jahr 2004 61,6 Prozent des anfallenden Bauschutts und mehr als 93 Prozent des Straßenaufbruchs verwertet. Die europäischen Zielvorgaben an die Recycling-Quote werden damit in Deutschland bereits heute erfüllt. Zur Förderung des Baustoffrecyclings wurde 1996 die Arbeitsgemeinschaft Kreislaufwirtschaftsträger Bau gegründet, in der die Zementindustrie über den Bundesverband Baustoffe, Steine und Erden mitwirkt.


Bauschutt wird zu nachhaltigem RC-Beton recycelt.

Bauschutt wird zu nachhaltigem RC-Beton recycelt.

Heute ist der Einsatz von Recycling-Beton mehr und mehr auf dem Vormarsch. Wohnungs-Bauprojekte in Baden-Württemberg, etwa durch den Bau- und WohnungsVerein Stuttgart belegen dies. Das landesweit erste Geschosswohnungs-Vorhaben mit ressourcenschonendem Recycling- oder RC-Beton nach dem Motto «Aus alt macht neu» nutzt RC-Beton aus dem Abbruch von Gebäuden. «Dieser Baustoff hilft den Abbau von Kies zu verringern, Transportwege einzusparen und gleichzeitig die Abfallberge zu verringern», so das Fazit bei der Vorstellung der Baustoff-Innovation beim Fachkongress der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, der Umweltakademie im März 2011 Damit ist nach Mitteilung der Veranstalter ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum zukunftsgerichteten, nachhaltigen Hochbau im Lande eingeleitet worden.

Große Chancen für nachhaltiges Bauen durch RC-Beton

Die zunehmende Weiterentwicklung birgt große Chancen für nachhaltiges Bauen gerade in Ballungsräumen, erklärte Rolf Wizgall vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, welches das Pilotvorhaben unterstützt. «Mit dem vermehrt anfallenden Abbruchmaterial aus dem Gebäudealtbestand haben wir eine wichtige Rohstoffquelle nunmehr auch für den Hochbau. Wenn solche wertvollen Sekundärrohstoffe vermehrt in den Stoffkreislauf kommen, reduzieren wir die Bauschuttmengen – sie machen fast 10 Prozent des Abfalls im Lande aus – und schonen wertvollen Deponieraum. Dadurch muss weniger Kies abgebaut werden, was flächenintensive Eingriffe in Natur, Landschaft und den Grundwasserhaushalt erspart. Zudem lassen sich Lkw-Transporte durch kurze Wege zwischen Gebäudeabbruch und -neubau und so Kosten und klimaschädlicher CO2-Ausstoß verringern», so der Vertreter des Ministeriums.

Die natürlichen Ressourcen können tatsächlich schonend eingesetzt werden. Das beweist jetzt ein erfolgreich verlaufenes Modellprojekt in Stuttgart-Ostheim, das vom ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg wissenschaftlich begleitet wird. Bei der ersten Hochbau-Großbaustelle Baden-Württembergs errichtet der Bau- und WohnungsVerein Stuttgart (BWV) mehrere Gebäude mit über 100 Wohnungen aus ressourcenschonendem Recycling-Beton. «Wir möchten mit diesem Bauvorhaben einen Impuls in Richtung Nachhaltigkeit geben und helfen, den neuen Baustoff bekannt zu machen», so Claus Fischer, Technischer Leiter des im Jahr 1866 gegründeten Bau- und WohnungsVereins Stuttgart. «Das Engagement für die ökonomische und ökologische Zukunftssicherung ist vom Verein ohne finanzielle Förderung selbst getragen worden».

Auf diese Weise können von den alleine in Baden-Württemberg anfallenden rund 31 Mio. Tonnen Bauabfällen im Jahr, was etwa drei Viertel des Gesamt-Abfallaufkomens im Land enspricht, erhebliche Mengen an Baumaterial in den Wirtschaftskreislauf als Recycling-Beton zurückgeführt werden, wie Rolf Wizgall feststellte. Doch ist dieser ressourcenschonende Baustoff nach Darstellung der Umweltakademie noch viel zu wenig bekannt. «Die Schweiz kann uns Vorbild sein, was Architekten, Bauherren, Bauingenieure und Kommunen erreichen können, wenn trotz der Konkurrenz im Bereich Primärmaterial der RC-Beton dort so stark eingesetzt wird», erklärten Peter Reinhardt vom Institut Fortbildung Bau der Architektenkammer und Fritz-Gerhard Link von der Umweltakademie.

Quelle: BDZ, Bundesverband der Deutschen Zementindustrie & Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg/Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Energiewirtschaft Baden-Württemberg , Text: Jürgen Rösemeier