Vom Garten in die Küche, der Küchengarten
Was ist gesunde und nachhaltige Ernährung? In unserer schnelllebigen Zeit kommt jeden Monat ein neuer Ernährungstrend auf den Markt. Das Ganze als undurchsichtigen Dschungel zu bezeichnen wäre noch milde ausgedrückt. In meinen Kochkursen spüre ich bei manchen Teilnehmern regelrechte Verzweiflung.
Das Problem ist, dass wir uns im Laufe der Zeit und durch das Überangebot zu weit von der Basis entfernt haben, aber eigentlich liegt die Lösung die ganze Zeit vor unseren Augen. Wir müssen nur wieder lernen diese zu erkennen und uns einen bewussten Zugang zum Thema Ernährung verschaffen. Um das altbewährte Wissen wieder zu erlangen, muss man sich im ersten Schritt damit auseinandersetzen, was überhaupt Ernährung bedeutet und was Lebensmittel sind. Der Markt wird zunehmend überschwemmt von immer mehr und neuen Produkten, die uns eine schmackhafte und schnelle Ernährung erleichtern sollen. Aber immer dann, wenn man die Verantwortung sich gesund und ausgewogen zu ernähren an jemand anderen abgibt, steigt das Risiko exponentiell, dass die Produkte zum einen mehr kosten und zum anderen die Qualität stark darunter leidet. Denn der Produzent kann vor allem in zwei Bereichen Kosten einsparen und zwar beim Einkauf der Rohstoffe und der Zusammenstellung der Rezeptur. Das bedeutet je günstiger die Rohstoffe sind, desto mehr Gewinn wird erzielt und je künstlicher und konservierter das Produkt hergestellt wird, desto länger ist es auch haltbar und es wird noch mehr Gewinn erzielt. Diese beiden Punkte treffen in meinen Augen leider auf den Großteil der industriell gefertigten Produkte, die auf dem Markt sind, zu. Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.
Um das altbewährte Wissen wieder zu erlangen, muss man sich damit auseinandersetzen, was überhaupt Ernährung bedeutet.
Was wenn ein Produkt stark bearbeitet wird?
Bei einem stark ver- oder bearbeiteten Produkt steigt das Risiko sehr stark, dass dieses dem Körper einfach nicht wirklich gut tut. Je natürlicher und unverarbeiteter, desto besser. Wir müssen einsehen, dass wir echte Lebensmittel nicht besser gestalten können, als es die Natur seit Jahrtausenden in Perfektion macht. Und unter diesem Aspekt landen wir dann auch ganz schnell im Gemüsegarten.
Immer mehr Menschen bauen ihr eigenes Gemüse an
Immer mehr Menschen bauen ihr Gemüse selber an.
Seit geraumer Zeit kommen immer mehr Menschen wieder auf den Geschmack ihr eigenes Gemüse anzubauen. Sei es im eigenen Garten, auf dem Balkon, in sogenannten Krautgärten, wo man sich beim Bauern einfach ein kleines Stück anmietet und bewirtschaftet, oder in Gemeinschaftsgärten. Die Alternative zum eigenen Anbau sind sogenannte Gemüsekisten wie z.B. bei der Etepetete GmbH oder Mitgliedschaften in solidarischen Landwirtschaften wie z.B. beim Kartoffelkombinat, wo man regelmäßige Lieferungen von regionalem, biologischem und saisonalen Gemüse geliefert bekommt. Ich selbst baue mittlerweile seit sechs Jahren Gemüse an und ich bin immer wieder aufs Neue von dem Prozess, der dabei abläuft, überrascht und fasziniert. So nah an dem Nahrungskreislauf zu arbeiten, tut unfassbar gut. Da ist es völlig egal, welche Trends gerade wieder aufkommen, denn mein Garten gibt mir auf ganz einfache und spielerische Weise vor, welches Gemüse oder Obst in der jeweiligen Jahreszeit benötigt wird. Seit vielen Jahren habe ich nämlich die Theorie, dass vor unserer Haustüre immer genau das wächst, was unser Körper passend zum Klima benötigt. So sind der Weiß- oder Rotkohl und der schwarze Rettich im Herbst und Winter ein wahrer Segen, wenn es um Erkältungsvorbeugung geht. Genauso wirken Brennnessel, Spinat oder die frischen Frühlingskräuter besonders entgiftend und treiben die alten Schlacken aus unserem Körper, die sich über den Winter angesetzt haben. Im Sommer sind Gurken und Zucchini wundervolle Schätze mit hohem Wasseranteil, die an heißen Tagen unseren Körper sanft abkühlen.
Ein Garten bringt die Vielfalt zurück
Der Gemüsegarten gibt uns alles was wir brauchen.
Der Gemüsegarten der Saison gibt uns genau das, was wir brauchen und dazu noch eine unendliche Vielfalt in Form, Farbe und Geschmack, die in sonst keinem anderen Bereich der Nahrung vorhanden ist. Frische duftende Kräuter und Blüten, knackiges Gemüse roh oder gekocht zubereitet, saftige Beeren etc. werden einem immer gut tun und haben eine basische Wirkung auf den Körper. Baue ich mein Essen ohne Industrieprodukte so natürlich auf, das ich mich zum Großteil in dieser bunten Vielfalt des saisonalen Gemüse etc. bediene und wie in meinem Fall bei einer pflanzlichen Ernährung das noch durch Getreide oder Pseudogetreide wie Quinoa, Hirse oder Amarant, durch Nüsse, Kerne und Samen, durch gute kaltgepresste Öle und Hülsenfrüchte ergänze, dann dankt es einem der Körper in hohem Maße. Höre ich bei dieser Auswahl der Zutaten auch noch auf mein ureigenes Körpergefühl und Bedürfnis, habe ich die Königsklasse erreicht. Denn ich habe durch viele Ernährungstrainings mit meinen Teilnehmern gesehen das jeder Mensch diese Fähigkeit hat, für sich ganz bewusst die Lebensmittel auszuwählen, die einem wirklich Kraft geben und gerade dran sind.
Und wenn die Basis stimmt, dann kann man auch Ausnahmen, die dann evtl. nicht so gesund sind mit viel Genuss und gutem Gewissen umso mehr genießen. Wenn ich höre das Gemüse nicht schmeckt dann gibt es da immer nur eine Antwort: Es liegt meistens nicht am Gemüse, sondern am Koch und der Zubereitung. Für jemanden der gerne Fleisch ist wäre hier der beste Tipp: Behandle dein Gemüse wie ein Steak in der Küche und du wirst sehen welcher Geschmack da zum Vorschein kommt.
Lebensmittel und Ernährung richtig begreifen
Das Geerntete anschließend zu verkochen ist etwas ganz besonderes.
Selbst Gemüse, Kräuter und Obst anzubauen, hat viel verändert bei mir und mich persönlich erst so richtig in Kontakt mit dem Nahrungskreislauf gebracht. Dadurch konnte ich erst lernen, was Lebensmittel sind und was Ernährung in Wirklichkeit bedeutet. Man bekommt auf einmal wieder einen tiefen Bezug zur Natur, beobachtet Wind, Wetter und Temperatur mit ganz anderen Augen und es ist fast so als würde ein Teil, der lange verloren war wieder zu einem zurückkehren. In der Erde zu buddeln macht Freude und wenn ich in meinem Kochkursen mit den Teilnehmern direkt an den Beeten von meinem Münchner Kochschulgarten stehe und wir gemeinsam ernten, aussäen und die Hände voller Erde sind, dann fangen viele Augen an zu leuchten. Das geerntete dann zu verkochen, ist etwas ganz besonderes und bringt nur durch den Garten vorgegeben Gerichte hervor, die einfach nur Freude machen. Es schließt sich hier ein Kreislauf vom Samenkorn bis hin zum fertigen Gericht und gibt einem viel mehr als nur etwas zu essen.
Empfehlungen zu Garten und veganer Küche
Wer sein eigenes Gemüse anbauen und sich dem Thema nähern möchte, dem empfehle ich dieses Buch „SEPP HOLZERS PERMAKULTUR: Praktische Anwendung in Garten, Obst- & Landwirtschaft“, das mir persönlich in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hat. Und wer lernen möchte, wie man mit Gemüse ganz wunderbare, leichte oder auch deftige Gerichte spielerisch hinbekommt, dem empfehle ich mein aktuelles Kochbuch „Die vegane Kochschule“ (Christian Verlag).
Bilder: Copyright Hansi Heckmair, Autor: Sebastian Copien