Teure Energiekosten Was bringen neue Effizienz-Label
Die Kosten für grundlegende Dinge wie Energie steigen stetig. Um Geld zu sparen, helfen Haushaltsgeräte mit einer guten Energieeffizienz. Label, welche darüber Auskunft geben, wurden letztes Jahr erneuert. So kommen sie bei Kunden an.
Wie lange können wir uns teuren Strom noch leisten?
280 von 800 regionalen Stromversorgern in Deutschland haben bereits für Januar und Februar 2022 Preiserhöhungen angekündigt. Die Erhöhungen von im Schnitt 7,6 Prozent führen für Verbraucher zu etwa 100€ mehr Ausgaben im Jahr. Das klingt vielleicht zuerst nicht nach viel aber durch die Inflation steigen auch in vielen anderen Bereichen des Alltags die Kosten immer mehr, was zu einer finanziellen Belastung führt. Wenn dann ein neues Haushaltsgerät angeschafft werden muss, sollte es natürlich idealerweise eines sein, dass möglichst wenig Energie verbraucht. Doch welches ist das Richtige für mich? Um diese Frage beantworten zu können, sollen Energieeffizienz-Label hier eine Orientierung bieten. Es gibt sie schon seit Langem, doch mit der Zeit haben sie an Aussagekraft eingebüßt.
Mehr Transparenz durch neue Energieeffizienz-Label
2021 wurden deshalb neue Label eingeführt. Seitdem gibt es keine Plus-Klassen wie „A+++“ mehr, sondern die Einstufung erfolgt auf einer Skala von A bis G. Damit sollte das Label wieder aussagekräftiger gemacht werden, da bei der alten Einstufung sehr viele Geräte wie zu Beispiel Kühlschränke, zur besten Kategorie zählten. Das neue Einstufungssystem erhöht die Anforderungen an die Geräte und die Sparsamkeit. Das führt dazu, dass Geräte, die vorher in der der besten Kategorie waren, nun schlechter abschneiden. Bei neuen Labels wird auch anders gemessen als früher und die Angaben zum Jahresstromverbrauch haben sich verändert. Insgesamt sorgt die Neuerung dafür, dass nicht mehr fast alle Modelle in der Bestklasse landen und die Prüfverfahren echten Nutzungsbedingungen im Haushalt stärker entsprechen.
Das neue Energielabel ermöglicht eine stärkere preisliche Differenzierung in verschiedenen Produktkategorien. © GfK SE
Das halten die Kunden davon
Die GfK, das größte deutsche Marktforschungsinstitut, wollte wissen, wie sich die Inflation und die neuen Energieeffizienz-Label auf das Kaufverhalten und die Entscheidungen von Käufern auswirken und hat deswegen eine Umfrage zu diesem Thema durchgeführt. Bei der repräsentativen Verbrauchertrendstudie mit 1.000 Teilnehmern konnte festgestellt werden, dass 51 Prozent der Befragten beabsichtigen, alte Elektrogeräte im Haushalt durch neue, stromsparende Alternativen auszutauschen. Besonders sticht dabei die Gruppe der 18-29-Jährigen hervor, hier sind es ganze 65 Prozent.
Vor allem Haushalte bei denen das Haushaltsnettoeinkommen bei mehr als 2.500 Euro liegt, denken über Alternativen nach. Der Grund ist vermutlich der, dass energieeffiziente Geräte beim Einkauf deutlich mehr kosten und deswegen für Menschen mit geringem Einkommen kaum erschwinglich sind.
Petra Süptitz von GfK. © GfK SE
72 Prozent der Befragten haben mitbekommen, dass sich das Energielabel geändert hat. Allerdings haben nur 37 Prozent die Änderungen auch wirklich verstanden. Die meisten Personen, die von den Änderungen gehört haben, sind Wohnungs- oder Hauseigentümer. Sie werden bei ihrer Kaufentscheidung im Vergleich zu Mietern deutlich stärker beeinflusst. Das Energie-Label scheint großes Vertrauen zu genießen, 72 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, dass das Energieeffizienz-Label den tatsächlichen Verbrauch zuverlässig widerspiegelt. Bei einer GfK Consumer Life Studie aus dem Jahr 2019 gingen dagegen lediglich 28 Prozent davon aus, dass Unternehmen grundsätzlich die Wahrheit sagen, bei umweltbezogenen Aussagen war das Misstrauen noch größer: Nur 19 Prozent glaubten daran. Petra Süptitz, GfK-Expertin für Konsumententrends, fasst das Ergebnis zusammen: „Die Verbraucher haben großes Vertrauen in die neuen Energieeffizienz-Label, die im März 2021 eingeführt wurden.“
So sehen die Auswirkungen auf den Handel aus
Im Handel werden die Auswirkungen der neuen Label-Klassifizierung deutlich. 2020 waren mit 86,4 Prozent fast alle Waschmaschinen in der höchsten A+++-Stufe vertreten, seit der neuen Einstufung 2021 waren es nur noch 18,6 Prozent mit der Einstufung A. Der Verkaufsanteil von Geschirrspülern und Kühl- und Gefrierschränken mit Stufe A liegt laut dem GfK Handelspanels nur bei unter 1 Prozent, scheinbar ist es für die Hersteller nur sehr schwer diese Stufe überhaupt zu erreichen. Mehr als 60 Prozent der Kühl- und Gefriergeräten befinden sich in den Stufen E und F.
Die Preise werden im Handel entsprechend abgestuft, so kosten Kühlgeräte und Geschirrspüler aus dem Premium Bereich schnell dreimal so viel wie ein Gerät mit der niedrigsten Stufe.
Es zeigt sich, dass das Energieeffizienz-Label im Verkauf eine gute Argumentationshilfe ist und eine Diskussion über Energieeffizienz und Energieverbrauch gestartet werden kann. Bei der Umfrage wurde nämlich festgestellt, dass für 71 Prozent der Teilnehmer der Gesamtenergieverbrauch eines Geräts pro Jahr eine wichtigere Rolle spielt als die Effizienzeinstufung. Der Gesamtenergieverbrauch ist schließlich das, was die Energiekosten verursacht.
Im Vergleich zu herkömmlichen Geräten sind bei den Premiumgeräten die Unterschiede zwischen den höchsten Klassen nur noch geringfügig. Um sie dennoch für Käufer attraktiv erscheinen zu lassen, sollten Anbieter die Geräte deshalb mit zusätzlichen Premium-Features ausstatten. So bleiben sie für die finanzstarke Zielgruppe weiterhin interessant. Aber auch ein Angebot an energieeffizienten Geräten und kleineren Geräten mit niedrigem absolutem Verbrauch in den unteren Preisklassen ist wichtig, damit auch Geringverdienende diese Geräte kaufen können.
Markus Wagenhäuser von GfK. © GfK SE
Die Umfragen der GfK geben Aufschluss darüber, wieso ein Haushaltsgerät gekauft wurde. Markus Wagenhäuser, Experte für Elektrogroßgeräte bei GfK, meint: „Für Hersteller und Händler ist es von großer Bedeutung, ob Geräte aus Preis-, Umwelt- oder ganz anderen Gründen für Konsumenten attraktiv sind. Mit datenbasierten Lösungen wie unserer Plattform gfknewron können sie ganz gezielt ermitteln, ob eine Waschmaschine wegen ihrer großen Ladekapazität oder Energiesparsamkeit gekauft wird – für die Planung ist das eine enorme Hilfe.“ Denn so können sich die Hersteller nach den Bedürfnissen der Kunden richten.
Ein Diagramm der GfK macht deutlich, dass das neue Label eine deutlich bessere preisliche Differenzierung ermöglicht und wie sich die verschiedenen Geräte nun in den Effizienzstufen verteilen.
Quelle: GfK, Verbraucherzentrale, dw.com, Titelbild: Depositphotos/AndreyPopov, Text: Fatma Cevik