Inhaltsstoffe von Bier können Krebs hemmen
Einige wissenschaftliche Erkenntnisse haben einen größeren Einfluss auf unser Leben als andere. Über die folgenden dürften sich besonders Bierliebhaber freuen. Sie betreffen bestimmte Inhaltsstoffe von Bier und werfen die Frage auf: Hilft Bier gegen Krebs?
Soviel vorneweg: Die Vorstellung, Ärzte könnten zur Krebstherapie bald einen Kasten Bier auf den Rezeptblock schreiben, ist ebenso makaber wie absurd. Doch Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich einige Inhaltsstoffe von Bier tatsächlich positiv auf die Gesundheit auswirken können.
Hopfen-Inhaltsstoffe haben krebshemmende Wirkung
Konkret geht es um Hopfen, einen Grundbestandteil von Bier, der noch viel mehr kann, als nur für den leicht bitteren Geschmack und eine verbesserte Haltbarkeit zu sorgen. Wegen seiner beruhigenden und schlaffördernden Wirkung wird er schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze geschätzt. Und in den vergangenen Jahren sind einige seiner sogenannten sekundären Pflanzenstoffe in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses gerückt.
Forscher von der Universität Tübingen haben bei Laboruntersuchungen nachgewiesen, dass spezifische sogenannte Prenylflavonoide das Immunsystem stimulieren und dabei helfen können, Krebszellen abzutöten. Die Begeisterung über diese positive Erkenntnis wird durch zwei Tatsachen relativiert. Zum einen zeigt sich die Wirkung, die unter Laborbedingungen erzielt wurde, nicht automatisch auch im menschlichen Organismus. Zum anderen lässt die Bioverfügbarkeit der untersuchten Substanzen leider zu wünschen übrig: Der Körper kann sie nur in geringem Maße aufnehmen.
Schleusersubstanzen verbessern die Bioverfügbarkeit
Doch es gibt möglicherweise Mittel und Wege, den Organismus zu überlisten. Der Ernährungswissenschaftler Jan Frank von der Universität Hohenheim hat sich des Problems angenommen und kann bei seinen Untersuchungen auf seine eigene Forschung zu Curcumin zurückgreifen. Weil diesem ebenfalls eine krebshemmende Wirkung nachgesagt wird und er eine schlechte Bioverfügbarkeit besitzt, dient er den Wissenschaftlern als Modellsubstanz.
Der Körper kann solche fettlöslichen Stoffe besser aufnehmen, wenn ihre Löslichkeit durch natürliche Transportvehikel erhöht wird. Zur Herstellung der sogenannten Mizellen schüttet der Körper Gallensäuren als Emulgatoren aus. Diese umschließen dann die Substanzen und schleusen sie in den Organismus ein. Mithilfe von künstlich hergestellten Mizellen könnte also die Bioverfügbarkeit der Hopfen-Inhaltsstoffe maßgeblich verbessert werden.
Täglicher Bierkonsum schützt nicht automatisch vor Krebs
Sollte das tatsächlich möglich sein, bleibt die Frage nach der optimalen Verabreichungsform der krebshemmenden Substanzen: Kapseln, Extrakt oder aber alkoholfreies, angereichertes Bier? Auch damit will sich Professor Frank im Zuge seiner Forschung auseinandersetzen. Klar ist jedenfalls, dass der tägliche Bierkonsum nicht automatisch vor Krebs schützt, wie der Ernährungswissenschaftler betont. Doch dass Bier durchaus auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, ist in jedem Fall eine erfreuliche Nachricht.
Die Forschungen der Projektpartner, der Wissenschaftler Sascha Venturelli und Christian Busch vom Universitätsklinikum Tübingen und des Ernährungswissenschaftlers Jan Frank, laufen seit Januar 2014 und werden durch die Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V. (Wifö) mit fast 150.000 Euro finanziert.
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Quellen: Universität Hohenheim, Bild: depositphotos/ aboikis, Text: Ronja Kieffer