Macht der Fruchtzucker im Obst wirklich dick?
Seit einiger Zeit steht Fruchtzucker in Verruf, dick zu machen. Aus Sorge übermäßig viel Fruchtzucker aufzunehmen, verzichten immer mehr Menschen sogar auf Obst. Doch was ist dran an den Gerüchten, um den „ungesunden“ Zucker? Macht Obst wirklich dick?
Immer wieder hört man, zu viel Obst sei ungesund, mache dick und Fruchtzucker verursache sogar Diabetes. Stimmen diese Vorwürfe wirklich?
Nahezu jedes Obst und Gemüse enthält neben Vitaminen, gesundheitsfördernden Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und Enzymen auch Fruktose bzw. Fruchtzucker. Fruktose gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate und zählt ebenso wie Glukose (Traubenzucker) zu den sog. Einfachzuckern (Monosaccharide). Einfachzucker bestehen aus vielen einzelnen Zuckermolekülen. Während für die Verstoffwechslung von Glukose Insulin benötigt wird, wird Fruktose einzig und allein in der Leber verstoffwechselt.
Ein stetig hoher Insulinspiegel durch den Verzehr von Glukose kann zu einer Insulinresistenz und dann zu Diabetes führen. Um das zu vermeiden, gab man Diabetikern lange Zeit Produkte, die nur Fruktose enthielten – mit fatalen Folgen. Nimmt man zu viel Fruktose zu sich, hat das ähnliche Auswirkungen, wie erhöhter Alkoholkonsum. Die Entgiftungsleistung der Leber wird beeinträchtigt und es kommt zur Fettleber. Auch hier sind Insulinresistenz und Diabetes die Folge. Eine aktuelle Studie ergab, dass mittlerweile selbst die Leber von übergewichtigen Kindern verfettet ist. Eine Tatsache, die Wissenschaftler auf den Zusammenhang zwischen der Entstehung einer Fettleber und dem steigenden Fruktosekonsum aufmerksam machte.
Fruchtzucker in zu hoher Konzentration, z.B. durch Smoothies oder Fruchtsäfte, kann die Leber überfordern
Ist Obst auch gefährlich?
Der Fruchtzucker im Obst wird so langsam verstoffwechselt, dass er nicht schadet. Im Gegenteil – er versorgt uns mit wichtiger Energie.
Doch Vorsicht! Nimmt man den Fruchtzucker aus Obst in zu hoher Konzentration auf, z.B. durch Fruchtsaft oder Smoothies, kann das die Leber überfordern. Man sagt, dass der Körper problemlos 25g Fruktose pro Tag verstoffwechseln kann. Wer aber täglich außerdem Obstsäfte und weitere, mit Fruktose gesüßte Getränke, Backwaren, Süßigkeiten oder Eis verzehrt, überschreitet die Dosis.
Bei Fruchtsäften und Smoothies scheint vor allem die Aufnahmegeschwindigkeit eine entscheidende Rolle zu spielen. Ein Glas Apfelsaft landet schneller im Magen als ein Apfel und fordert schnellere Stoffwechselleistung. Ein weiterer Grund sind die Ballaststoffe, die den Blutzuckeranstieg verzögern würden, aber im Apfelsaft komplett fehlen. Das gleiche gilt auch für Trockenfrüchte, denen für eine optimale, langsame Verstoffwechslung das Wasser fehlt.
Wilde Früchte enthalten in der Regel deutlich weniger Zucker und so auch weniger Fruktose als gezüchtete Obstsorten. Da die meisten Menschen heutzutage aber den Geschmack von süßen Früchten bevorzugen, wird Obst mit immer höherem Zuckergehalt gezüchtet.
Die chemisch hergestellte Fruktose „High Fructose Corn Syrup“ hat mit dem Fruchtzucker aus Obst nichts mehr gemeinsam
Chemische Fruktose ist überall
Normales Obst ist also keine Gefahr. Schädlich kann es aber werden, wenn chemisch hergestellte Fruktose, sogenannter „High Fructose Corn Syrup“ oder kurz „Fructose-Sirup“ ins Spiel kommt. Diese isolierte und hochkonzentrierte industriell hergestellte Form des Zuckers hat eine chemisch veränderte Struktur und mit dem normalen Fruchtzucker aus Obst nichts mehr gemeinsam. Der High-Fructose Corn Syrup besteht aus einer Mischung von Glukose und Fruktose. Er wird größtenteils aus gentechnisch veränderter Mais- oder Weizenstärke unter Zuhilfenahme von Enzymen, die ebenfalls aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen werden, hergestellt.
Fruktose-Sirup ist besonders gefährlich
Reine Fruktose ist doppelt so süß wie reine Glukose und wird von der Lebensmittelindustrie als beliebtes Süßungsmittel für zahlreiche Fertigwaren eingesetzt. Vom Schokoriegel, über Backwaren bis hin zum Zusatz für gefrorenes Obst - Fruktose ist günstig und fast überall vorhanden. Gemeinsam mit dem normalen Haushaltszucker, von dem wir sowieso schon zu viel zu uns nehmen, summiert sich der Zuckerkonsum so in den Bereich des Ungesunden. Experten sagen, dass die Hälfte aller 50-jährigen in Deutschland eine Fettleber haben.
Erhöhter Fruktosekonsum kann außerdem zu Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes, Gicht, und einer gestörten Darmflora mit einer Reihe Folgeerkrankungen, wie Pilzinfektionen, chronische Entzündungsprozesse und Depressionen führen.
Fazit: Es macht also einen großen Unterschied, ob man Früchte im Ganzen isst oder den Fruchtzucker in extrahierter, konzentrierter und sogar chemisch hergestellter Form zu sich nimmt. Obst und Gemüse liefern dem Körper die natürliche Form der Fruktose, die stets gemeinsam mit allen anderen im Lebensmittel enthaltenen Nähr- und Vitalstoffen in den Organismus gelangt. Diesen gesundheitlichen Vorteil kann weder der Haushaltszucker noch ein Zuckersirup aus Glukose und Fruktose aufweisen.
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Quellen:, Bilder: Depositphotos/Wavebreakmedia, denio109, primagefactory, Text: Meike Riebe