Myasthenia gravis und Schwangerschaft
Myasthenia gravis (MG) ist eine eher seltene Erkrankung, die vor allem Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Schwangere mit MG stehen vor besonderen Herausforderungen, die das medizinische Betreuungsteam vor komplexe Aufgaben stellen. Wenn Sie an dieser Erkrankung leiden und ein Kind bekommen möchten, sollten Sie jedoch unbedingt frühzeitig mit Ihrem behandelnden Neurologen sprechen. Eine Schwangerschaft mit Myasthenia gravis sollte im Vorfeld sorgfältig geplant werden, um mögliche Risiken zu minimieren. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im folgenden Artikel.
Myasthenia gravis - was ist das eigentlich?
Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung, die die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln stört und dadurch episodische Muskelschwäche verursacht. Oft wird Myasthenia gravis bei Patientinnen diagnostiziert, die auch andere Autoimmunkrankheiten haben, darunter rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes und Schilddrüsenüberfunktionen, die ebenfalls autoimmun bedingt sind (wie die Hashimoto-Thyreoiditis). Einige Patienten entwickeln Antikörper nicht gegen Acetylcholinrezeptoren, sondern gegen ein Enzym, das an der Entwicklung der neuromuskulären Endplatte beteiligt ist. Diese Variante der Myasthenia gravis benötigt eine spezielle Behandlung. Zu den möglichen Auslösern der Krankheit zählen:
- Infektionen
- Chirurgische Eingriffe
- Der Einsatz bestimmter Medikamente wie Nifedipin oder Verapamil zur Blutdrucksenkung, Chinin zur Malariabehandlung und Procainamid zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen.
Schwanger mit Myasthenia gravis
Das Verständnis der Myasthenia gravis im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft ist bisher begrenzt und beruht hauptsächlich auf retrospektiven Studien mit kleinen Teilnehmerzahlen. Bisher konnte kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Krankheitsaktivität vor der Schwangerschaft bzw. dem initialen Schweregrad und einer Verschlechterung während der Schwangerschaft festgestellt werden. Bei einem Drittel der betroffenen Frauen bleibt die Erkrankung während der Schwangerschaft unverändert, bei einem weiteren Drittel verschlechtert sie sich und beim letzten Drittel bessern sich die Symptome.
Der Krankheitsverlauf während der Schwangerschaft ist also sehr unterschiedlich und nicht vorhersehbar. Verschlechterungen treten meist im ersten Trimester oder in den ersten drei Wochen nach der Geburt auf. Wichtig ist, dass sowohl die gynäkologische Betreuung während der Schwangerschaft als auch die Geburt in einem Krankenhaus mit entsprechender Erfahrung, Möglichkeiten zur interdisziplinären Zusammenarbeit und einer angeschlossenen Neonatologie stattfinden.
Schwangerschaftsverlauf bei Patientinnen mit MG
Bei Kinderwunsch ist es ratsam, die bestehende Therapie unter neurologischer Kontrolle anzupassen. Es sollte darauf geachtet werden, Faktoren zu vermeiden, die die Myasthenia gravis verschlimmern könnten. Idealerweise sollten die Schilddrüsenwerte bereits vor der Empfängnis kontrolliert werden, um gegebenenfalls rechtzeitig mit einer geeigneten Therapie beginnen zu können. Wichtig ist auch die sofortige Behandlung von Infektionen. Die Erkennung und Behandlung einer asymptomatischen Bakteriurie bei schwangeren MG-Patientinnen ist entscheidend, um eine Exazerbation der Erkrankung durch Infektionen zu verhindern.
Schwangere Frauen mit Myasthenia gravis sollten sich regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterziehen: Bei symptomatischer Myasthenia gravis sind Kontrollen alle zwei Wochen erforderlich, im dritten Trimenon wöchentlich. Eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft hat keinen therapeutischen Einfluss auf die Aktivität der Myasthenia gravis. Regelmäßige fetale Ultraschalluntersuchungen sind ebenfalls wichtig. Besonderes Augenmerk ist auf indirekte Anzeichen zu richten, die auf eine neonatale Myasthenia gravis hindeuten können, wie z.B. verminderte Kindsbewegungen und verminderte Atem- oder Schluckaktivität, die zu einem Polyhydramnion führen können.
Geburt
Grundsätzlich wird Patientinnen mit MG eine Spontangeburt empfohlen. In der Eröffnungsperiode sind keine erhöhten Schwierigkeiten zu erwarten, da nur die glatte Muskulatur betroffen ist. Im Allgemeinen hat Myasthenia gravis keine schwerwiegenden Auswirkungen auf das Kind. Es besteht kein erhöhtes Risiko für niedriges Geburtsgewicht, Fehlgeburten oder Frühgeburten. Allerdings können mütterliche Antikörper, die gegen die neuromuskuläre Kontaktstelle gerichtet sind, über die Nabelschnur in den kindlichen Kreislauf gelangen. Daher zeigen etwa 15 % der Neugeborenen, deren Mütter an Myasthenia gravis leiden, in den ersten drei Tagen nach der Geburt Symptome einer neonatalen Myasthenie. Diese Symptome ähneln denen der Myasthenia gravis, treten aber in einer sehr milden Form auf. Im Gegensatz zur angeborenen Myasthenie, einer erblichen Störung der Nerven-Muskel-Signalübertragung, verschwinden die Symptome der neonatalen Myasthenie in der Regel nach wenigen Tagen vollständig.
Fazit
Frauen mit Myasthenia gravis können durchaus schwanger werden, allerdings ist eine sorgfältige Planung wichtig. Wenn Sie erwägen, ein Kind zu bekommen, ist es ratsam, dieses Vorhaben so früh wie möglich mit Ihrem Neurologen zu besprechen.
Bildquellen: nrradmin, elsavva99, (EnvatoElements), Redaktion: red
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