Wie gefährlich ist PFC und wo ist es drin
Selbst die ursprünglichsten Naturregionen unserer Erde sind durch gefährliche Chemikalien verseucht. Das haben neue Studien gezeigt. ecowoman erklärt, warum die Stoffe so gefährlich sind, wie sie sich verbreiten und was wir dagegen tun können.
Viele Abenteurer träumen von Wanderungen und Klettertouren in atemberaubender Natur und denken wohl kaum daran, dass sie Luft und Wasser dabei dauerhaft verunreinigen – und zwar durch ihre Kleidung. Um diese wasserabweisend zu machen, setzen viele Outdoor-Hersteller nach wie vor sogenannte PFC ein. Aber eins nach dem anderen. Was sind PFC überhaupt? Wie gelangen sie in die Natur? Und was können wir dagegen tun?
Was sind PFC?
Die Abkürzung PFC steht für per- und polyfluorierte Chemikalien. Insgesamt gehören zu dieser Gruppe über 800 Stoffe, die chemisch gesehen aus Kohlenstoffketten verschiedener Längen bestehen und in der Natur nicht vorkommen. Sie zerstören langfristig ganze Ökosysteme, denn früher oder später gelangen sie in die Körper von Tieren und Menschen, wo sie verheerende Schäden anrichten. Sie sind giftig, fördern die Entstehung von Tumoren und beeinflussen das Hormonsystem, wodurch sie der Fortpflanzung schaden können.
PFC sind nicht nur thermisch und chemisch stabil, sondern außerdem auch noch wasser-, fett- und schmutzabweisend. Diese besonderen Eigenschaften sind es, die sie für die Outdoor-Branche so attraktiv machen. Jacken, Hosen, Schuhe und Co. werden durch die Verarbeitung mit PFC für den Einsatz auch in den extremsten Wetterregionen der Erde tüchtig gemacht.
Wie kommen PFC in die Natur?
Und genau hier liegt das Problem. Denn über die Kleidung gelangen die Chemikalien in die Umwelt. Dafür müssen sich ihre Träger noch nicht einmal in den am weitesten abgelegenen Winkeln aufhalten. Sogenannte flüchtige PFC werden von den Klamotten an die Luft abgegeben und können in der Atmosphäre lange Strecken überwinden. Andere heften sich an Schwebstaubpartikel und werden durch Niederschläge ausgewaschen und abgelagert, wieder andere gelangen mit der Meeresströmung in entfernte Regionen.
Und dort bleiben sie für lange Zeit, denn die meisten PFC können durch natürliche Prozesse nur sehr langsam abgebaut werden. Inzwischen sind die gefährlichen Chemikalien überall auf unserem Planeten verbreitet, wie neue Untersuchungen von Greenpeace zeigen. Die Umweltorganisation hat entlegene Gebirgsregionen, zum Beispiel die Anden in Chile, das Altai-Gebirge in Russland oder die Schweizerischen Alpen, bereist und dort Proben aus Schnee und Gebirgsseen entnommen. Das Ergebnis: in allen Gebieten wurden PFC nachgewiesen. Zwar waren sie teilweise nur in geringen Konzentrationen vorhanden – am stärksten war die Kontamination in Europa –, doch die weite Verbreitung an sich ist schon problematisch genug.
Chemie in deiner Jacke:
Outdoor-Hersteller stehen in der Pflicht…
Greenpeace erneuert mit der Veröffentlichung der Studie „Chemie in unberührter Natur“ den dringenden Appell an Textilhersteller, bei der Produktion auf den Einsatz der gefährlichen Chemikalien zu verzichten. Ganz besonders die Outdoor-Branche wird in die Pflicht genommen, ihrer Verantwortung gegenüber der Natur gerecht zu werden und eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Einige Unternehmen versprechen, bis 2020 komplett auf PFC zu verzichten, manche nutzen schon jetzt alternative Stoffe, um Jacken, Hosen etc. wasserabweisend zu machen. Auch die Politik ist laut der Umweltorganisation gefragt, zum Schutz von Gesundheit und Umwelt die Nutzung von PFC durch strengere Regelungen einzuschränken.
…aber nicht nur die!
Eine Frage darf aber nicht außer Acht gelassen werden: Was können wir als Verbraucher tun? Ein Teil des PFC-Problems besteht nämlich darin, dass die Nachfrage nach Outdoor-Kleidung bei der breiten Masse der Bevölkerung unverhältnismäßig hoch ist. Das gilt besonders für Jacken. Vom Kleinkind bis zum Senior, vom Dorfbewohner bis zum Stadtmensch - wasserabweisende Outdoor-Jacken in bunten Farben stehen hoch im Kurs.
Aber ist das wirklich notwendig? ecowoman sagt: Nein! Die klimatischen Bedingungen in unseren gemäßigten Regionen rechtfertigen es in keiner Weise, top ausgestattete High-Tech-Kleidung zu tragen, die eigentlich für den Einsatz in extremen Wetterzonen gedacht ist, und damit die Umwelt gefährden. Sogar Hersteller raten ihren Kunden, vor dem Kauf abzuwägen, ob es wirklich ein Extrem-Produkt sein muss. Sie empfehlen, für den Alltag lieber auf einfachere, und übrigens auch deutlich günstigere Kleidung, zurückzugreifen. Hier gilt eindeutig das Motto „Weniger ist mehr“. Und zwar nicht nur für den Geldbeutel, sondern auch aus ökologischer Sicht!
Diese Hersteller verzichten schon (teilweise) auf PFC
Falls Sie doch einmal eine wasserabweisende Jacke brauchen, schauen Sie sich am besten bei diesen Marken um:
Fjällräven – Die schwedische Marke, die für ihre hochwertige Outdoor-Kleidung weltweit bekannt ist, kommt ganz ohne PFC aus. Seit 2015 ist das gesamte Sortiment PFC-frei. Weil die Imprägnierung mit alternativen Stoffen nicht ganz so wirkungsvoll ist, sollten Kunden zuhause regelmäßig nachimprägnieren. Aus Sicht des Herstellers ist das aber ein sinnvoller Kompromiss. Da können wir nur zustimmen: Daumen hoch!
VAUDE – Das Familienunternehmen stellt seit 40 Jahren nachhaltige Outdoor-Bekleidung und Ausrüstung für Berg- und Radsportler her. Neben Spätestens 2020 will der Hersteller ganz auf PFC verzichten. Sämtliche nicht imprägnierten Artikel sind sowieso PFC-frei und auch viele wasserabweisende Produkte kommen bereits ohne die Chemikalien aus. Zu erkennen sind sie am Eco Finish-Label.
Jack Wolfskin – Auch bei diesem bekannten und beliebten Hersteller ist die Umstellung auf eine PFC-freie Produktion in vollem Gange. Die Deadline ist auch hier 2020, doch das Ziel könnte bereits früher erreicht sein: Aktuell sind bereits mehr als 75 Prozent des Sortiments frei von PFC.
Maier Sports – Nach jahrelanger Forschung konnte das schwäbische Unternehmen 2014 die ersten PFC-freies Outdoor-Jacken ins Sortiment aufnehmen. Laut den Angaben des Herstellers ist der Wetterschutz bei diesen dauerhaft, es gibt also auch bei vielfacher Nutzung keinen Funktionsverlust. Der komplette PFC-Ausstieg soll ebenfalls 2020 erfolgen.
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Quellen: Greenpeace, Bild: depositphotos/ Blasbike, Text: Ronja Kieffer