Was ist der Unterschied zwischen veganer und tierversuchsfreier Kosmetik?
Wenn es um Kosmetikprodukte geht, werden die Begriffe „vegan“ und „tierversuchsfrei“ häufig synonym verwendet – und dass, obwohl sie ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Wo der Unterschied liegt und auf welche Produkte man am besten zurückgreifen sollte, haben wir für euch zusammengefasst.
Wenn du dir die Etiketten auf den Kosmetikprodukten anschaust, wirst du feststellen, wie unterschiedlich diese sein können. Es gibt dutzende von Siegeln, Zertifizierungen und Beschreibungen, die alle erklären, warum ein bestimmtes Produkt wunderbar ist und gekauft werden sollte.
Einer der gefragtesten Begriffe heutzutage ist "vegan", denn Kosmetikprodukte ohne tierische Inhaltsstoffe werden immer beliebter. Eine Marktumfrage hat ergeben, dass sich vor allem Frauen im Alter von 16 bis 34 Jahren Sorgen um den Tierschutz machen und gezielt auf Kosmetik aus pflanzlichen Rohstoffen zurückgreifen.
Aber was bedeutet eigentlich „vegan“ und wie unterscheidet sich vegane Kosmetik von tierversuchsfreier Kosmetik, die ebenfalls immer beliebter wird?
Vegane Kosmetik
„Vegan“ bedeutet ganz einfach, dass ein Produkt keine Tierprodukte oder tierischen Inhaltsstoffe enthalten darf. „Vegan“ beschreibt die Zutaten, nicht aber den Produktionsprozess. So können Kosmetikprodukte zwar vegan, aber dennoch an Tieren getestet worden sein.
Tierversuchsfreie Kosmetik
Von tierversuchsfreier Kosmetik spricht man, wenn die Zutaten/Komponenten, sowie das Endprodukt nicht an Tieren getestet worden, die einzelnen Inhaltsstoffe aber dennoch tierischen Ursprungs sein können. Das heißt, es können nicht-vegane Zutaten wie Honig, Bienenwachs, Lanolin, Kollagen, Eiweiß, Karminrot, Cholesterin oder Gelatine enthalten sein.
Bereits im Jahr 2003 beschloss die EU-Kommission, dass Tierversuche für Kosmetik- und Pflegeprodukte verboten werden sollen. Im Jahr 2009 wurden Tierversuche auch für die Inhaltsstoffe von Kosmetik verboten, sowie der Verkauf dergleichen.
Bis 2013 galt jedoch eine Ausnahmeregel: der Verkauf von Produkten, die zuvor auf Allergien, Krebs oder Fortpflanzungsschäden an Tieren getestet wurden, blieben weiterhin zugelassen, solange die Tests außerhalb der EU stattfanden.
Seit März 2013 gibt es glücklicherweise ein umfassendes Gesetz, das es Kosmetikunternehmen komplett verbietet, Tierversuche für ihre Produkte oder deren Inhaltsstoffe durchzuführen, in Auftrag zu geben oder in die EU zu verkaufen.
Doch noch immer gibt es Schlupflöcher:
- Das seit 2013 geltende Verkaufsverbot betrifft jedoch nur Produkte, die seit dem 11. März 2013 auf den Markt kommen. Alle Produkte und Inhaltsstoffe, die vorher an Tieren getestet wurden, dürfen weiterhin verkauft werden.
- Das Tierversuchsverbot gilt nur für Inhaltsstoffe, die ausschließlich in Kosmetik- und Pflegeprodukten verwendet werden. Das heißt, Inhaltsstoffe, die auch in anderen Produkten, wie Wachmittel, Reinigungsmittel oder Medikamente vorkommen, dürfen nach wie vor an Tieren getestet werden, da sie unter das Chemikaliengesetz fallen.
- Werden Produkte außerhalb von Europa verkauft, können Tierversuche weiterhin dafür durchgeführt werden. In einigen Ländern, wie China sind Tierversuche für Kosmetik- und Pflegeprodukte sogar vorgeschrieben.
Welches Produkt ist das beste?
Die beste Möglichkeit ist nach einem Kosmetikprodukt zu suchen, dass sowohl vegan, als auch tierversuchsfrei ist. Inzwischen hat sich der Markt den Bedürfnissen der KundInnen angepasst, so dass die Suche nach veganen und tierversuchsfreier Kosmetik kein Hexenwerk mehr ist. Vor allem Naturkosmetikmarken bieten eine Reihe solcher Produkte an. Dennoch ist es aber oft gar nicht so leicht, tierversuchsfreie Kosmetik zu erkennen und durch das Dickicht von Siegeln und Etiketten durchzusteigen.
Ist Naturkosmetik grundsätzlich vegan und tierversuchsfrei?
Genau wie alle Kosmetik-Hersteller müssen sich auch Naturkosmetik-Marken an die Gesetze halten und dürfen in der EU keine Tierversuche durchführen. Da Naturkosmetik jedoch kein geschützter Begriff ist und Etiketten viel behaupten können, sollte man auf etablierte Zertifizierungen achten. Dazu gehören z.B. BDIH, Ecocert und Natrue.
Auf den Seiten von Vegan Society, PETA, Animals Liberty oder Leaping Bunny kannst du dir vorab genau anschauen, welche Kosmetikprodukte wirklich vegan und tierversuchsfrei sind.
Hier geht es zu den Kosmetik-Listen:
Vorsicht!
„Vegan“ und „tierversuchsfrei“ bedeutet nicht unbedingt, dass die Zutatenliste sauber, sicher, grün oder ganz natürlich ist. Die einzelnen Zutaten sollten deshalb sorgfältig gelesen werden, um sicherzugehen, dass du dir keine gefährlichen Chemikalien auf die Haut schmierst.
Kosmetik der Zukunft
Zu guter Letzt sollten auch die „menschlichen Kosten“, die in vielen Kosmetikprodukten mit einfließen, berücksichtigt werden. Dazu zählen Produkte, die nicht unter fairen Arbeitsbedingungen und durch Kinderarbeit produziert wurden. So weiß man z.B., dass Glitter – eine häufige Zutat in Lidschatten – oft mit Hilfe von Kinderarbeit hergestellt wird.
Wenn möglich, sollte man also nur noch Kosmetikprodukte kaufen, deren Hersteller für transparente Arbeitsstandards und/oder FairTrade-Zertifizierungen stehen.
Es gibt also eine Menge zu bedenken, aber nur wenn wir als Verbraucher konstant „kriminelle“ Produkte boykottieren, haben wir die Möglichkeit über Herstellungsprozesse und Inhaltsstoffe mitzubestimmen.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/johan-jk, Serglllin, Text: Meike Riebe