Nachhaltige Innovationen aus der Modebranche
Die Modebranche entdeckt das Thema Nachhaltigkeit: Nachhaltige Textilien kommen zunehmend ohne klassische Rohstoffe aus, natürliche Fasern boomen und die Entwicklung von ökologischen Alternativen läuft auf Hochtouren. ecowoman stellt die innovativsten Trends vor.
Die in der Textilindustrie klassischen Rohstoffe Baumwolle und Erdöl werden immer knapper und der erfreuliche Trend geht in Richtung Nachhaltigkeit. Die Nachfrage nach umweltschonender Kleidung wächst und die Branche reagiert. Schon jetzt gibt es tolle ökologische Alternativen:
Leder aus Ananasblättern
Echtes Leder ist häufig ein Qualitätsprodukt, das aber nicht nur Veganern Unbehagen bereitet. Außerdem ist die gegerbte Tierhaut meistens ziemlich teuer. Die von der spanischen Designerin Carmen Hijosa in Zusammenarbeit mit dem Royal College of Art entwickelte Alternative ist gleichzeitig nachhaltig und kostengünstig. Es handelt sich um Fruchtleder, das aus Fasern von Ananas-Blättern hergestellt wird. Die bleiben bei der Ernte ohnehin als Nebenprodukte übrig und werden jetzt also zu nachhaltigen Taschen, Schuhen und Kleidungsstücken weiterverarbeitet - erste Produkte aus dem innovativen Ananasleder sind bereits auf dem Markt.
Viskose aus Meeresalgen
Die Technologie, mit der die neuartigen SeaCell-Textilfasern aus Meeresalgen und Zink hergestellt werden, klingt ziemlich kompliziert: Durch die Nutzung von Aminooxiden in Kombination mit Wasser wird Cellulose physikalisch aufgelöst. Fragezeichen auf der Stirn? Kein Problem, denn die Vorteile des innovativen Materials leuchten dafür umso mehr ein. Das ist nämlich nicht nur zu 100 Prozent biologisch, sondern wirkt auch noch entzündungshemmend und entgiftend. Der Grund dafür sind die in den als Rohstoffe dienenden Algen enthaltenen Nährstoffe, die bei der Verarbeitung erhalten bleiben. Kein Wunder, dass das Herstellungsverfahren für SeaCell 2010 mit dem Deutschen Innovationspreis ausgezeichnet wurde. Hersteller wie Hugo Boss oder Speidel haben die „Textilien mit Anti-Aging-Effekt“ bereits für einzelne Unterwäschekollektionen verwendet.
Nachhaltige Textilien liegen im Trend und es gibt immer neue Innovationen
Textilgarn aus Rohmilch
Hier kommen Mikrobiologie und Design zusammen: bei Kleidung, deren Fasern aus Kasein gewonnen werden. Klingt komisch, fühlt sich aber seidig-weich an, ohne die Umwelt zu belasten, und ist dabei auch noch deutlich günstiger. Zur Herstellung werden Rohmilch-Abfälle genutzt, und weil keinerlei Chemikalien genutzt werden, sind die Stofffasern gesundheitlich absolut unbedenklich. Die industrielle Produktion läuft seit 2014 und die Nachfrage nach der nachhaltigen Textilalternative ist, klar, in der Modebranche, offenbar aber auch in der Auto- und Möbelindustrie riesig.
Viskose aus Eukalyptusholz
Eukalyptus ist DER Geheimtipp, wenn es um Nachhaltigkeit geht, denn bei dessen Anbau wird nur Boden bewirtschaftet, der für den Anbau von Lebensmitteln ungeeignet ist. Mal ganz abgesehen davon, dass deutlich weniger Wasser verbraucht wird als beim Baumwollanbau – bei zehnmal höherer Ausbeute, wohlgemerkt. Kein Wunder, dass die innovativen Cellulosefasern aus Eukalyptus für Begeisterung in der nachhaltigen Modebranche sorgen und unter anderem in den Kollektionen von Hess Natur, Eddie Bauer, Tom Tailor und weiteren Marken zum Einsatz kommen. Das Herstellungsverfahren wurde von der Europäischen Union mit dem „European Award for the Environment“ ausgezeichnet, weil die dabei genutzten Lösungsmittel anschließend wieder dem Produktionskreislauf zugeführt werden können.
Regeneriertes Nylongarn
Recycling, wie es im Buche steht: Diese nachhaltige Faser wird in einem ressourcenschonenden – und mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Sonderkategorie "Ressourcen-Effizienz" ausgezeichneten – Verfahren aus Nylon aus alten Teppichen, Fischernetzen und Textilabfällen gewonnen. Sie ist in vielerlei Hinsicht nachhaltig, denn zum einen werden Abfälle verwertet, die ansonsten das Ökosystem belasten würde und zum anderen kann sie unendlich oft wiederverwendet werden. Das hat schon viele bekannte Modehersteller und junge Unternehmen überzeugt, die das Recycling-Garn für ihre Kollektionen verwenden.
Keine Frage, die Zeit ist reif für Veränderungen! Beispiele wie diese innovativen, nachhaltigen Textilien aus natürlichen Fasern und wiederverwertbaren Rohstoffen zeigen, dass viele Unternehmen, Kreative und Hersteller das bereits verstanden haben und mit gutem Beispiel vorangehen.
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Quellen: Aquafil S.p.A., Bild: Collage: Foto links: 123rf.com/profile_michey; Foto Mitte, oben: Ananas Anam; Designed and made by Smith Matthias, Camper and Carmen Hijosa(2) - Photographed by The Guardian 2014; Foto Mitte, unten: shutterstock.com/profile_Rich Carey; Foto rechts, oben: Qmilch Deutschland GmbH, Geschäftsführerin: Dipl.-Biol. Anke Domaske; Foto rechts, unten: Aquafil S.p.A., Text: Ronja Kieffer
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