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Biogasanlage in Worms: Bakterien zur Stromgewinnung
Mit beinah hundertprozentiger Verfügbarkeit hat Biogas gegenüber anderen alternativen Energien die Nase vorn, wenn es um kontinuierliches Vorhandensein geht. Der Wormser Landwirt Hermann Schäfer gibt Einblicke in seine Biogasanlage und erklärt wie Bakterien Strom für ihn erzeugen.
Da es die Aufgabe der Landwirtschaft ist, Ernährung zu sichern und sie zunächst nicht als „Stromlieferant“ betrachtet wird, spielt Biogas bei der Energiewende momentan eine untergeordnete Rolle. In fruchtbaren Regionen werden die Felder nicht für die „Energiepflanze“ Mais genutzt, sondern bevorzugt gewinnbringende Kulturen angebaut. Der Wormser „Energiewirt“ Hermann Schäfer jedoch, sieht in seiner Biogas-Anlage, die er zusammen mit seinem Kollegen Andreas Kaltenthaler seit 2005 betreibt, einen großen Gewinn, denn in Zeiten schwankender Agrarpreise ist sie eine verlässliche Einnahmequelle. Aktuell ist der Ausbau der Bioenergie jedoch ins Stocken geraten: seit knapp zwei Jahren wurden fast keine neuen Anlagen mehr errichtet. Gründe hierfür sieht Dr. Herbert von Francken-Welz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) vor allem in den höheren Auflagen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), sowie an den veränderten Vergütungssätzen, die die Anlagen-Betreiber schlechter stellen als bisher. Das war Anfang der 2000er Jahre, als sich Schäfer und Kaltenthaler für den Bau ihres liebevoll genannten „modernen Kuhstalls“ entschieden, noch anders.
Gerade Mais ist wunderbar für die Biogasanlage ©Zeljko Radojko/iStock
Biogas: Potenzial in der Landwirtschaft
Allerdings sieht der DLR-Experte auch nach mehreren Korrekturen des EEGs noch Potenzial beim Biogas. „Neuanlagen können sich noch immer rechnen, allerdings muss das immer im Einzelfall entschieden werden. Zu beachten sind natürlich die entstehenden Kosten und ob Wärmenutzung, die für die Förderung von neuen Anlagen ein Muss ist, vorhanden ist“. Die Forschung arbeitet stets daran, Substrate besser zu nutzen, um mehr Gas aus ihnen zu gewinnen. „Das kann durch Enzyme passieren, die ja auch von den Bakterien gebildet werden, oder dadurch, dass man die Substrate vorher schon aufschließt“, erklärt von Francken-Welz. Das Substrat ist die Basis jedes Biogases: Pro Tag müssen in das kleinere der in Worms-Herrnsheim aufgestellten Silos 22 bis 23 Tonnen verschiedene Pflanzenteile geschaufelt werden - das ergibt jährlich über 8000 Tonnen. Als nächster Arbeitsschritt werden diese unter bereits gärende Pflanzenteile gequirlt und somit zu „Bakterienfutter“ verarbeitet. Die Bakterien versauern die Masse und stellen dadurch das erwünschte Methangas her. Das Gas wird schließlich abgesogen und im angrenzenden Gasgenerator verbrannt, um es in Strom umzuwandeln. Die vergorenen Pflanzenreste werden in ein zweites Silo geleitet und weiter fermentiert. Bis die Bakterien die Pflanzen zu Flüssigkeit verwandelt haben, vergehen rund 90 bis 120 Tage.
Quelle: Allgemeine Zeitung; Hermann Schäfer
Text: Vera Konersmann