Chinesische Garnelen mit Antibiotika verseucht
Garnelen aus China sind mit Antibiotika verseucht. Das ist zusätzlich zu den vielen anderen sozialen und ökologischen Problemen ein weiterer guter Grund, die Meerestiere vom Speiseplan zu streichen. Es ist höchste Zeit, den Garnelen-Boom zu beenden.
Mehr als 700.000 Tonnen Garnelen werden jährlich produziert – hauptsächlich in Indien und China und für Fischesser in Europa, Japan und den USA. Die enorme Nachfrage hat schwerwiegende Konsequenzen für die Umwelt, die Menschen vor Ort und für die Konsumenten. Denn vor allem die Garnelen aus China sind meist mit Antibiotika, Wachstumshormonen und Chemikalien verseucht, die unserer Gesundheit massiv schaden.
Antibiotika in Lebensmitteln fördern multiresistente Keime
Laut einem Artikel im amerikanischen Magazin Bloomberg Businessweek werden den Garnelen auf chinesischen Zuchtfarmen verschiedene Antibiotika verabreicht, darunter Colistin, ein hochwirksames Mittel, das als Reserveantibiotikum, also sozusagen als „Mittel letzter Wahl“ beim Menschen gilt, und das weltweit in der Schweinemast eingesetzt wird. Die Fütterung von Tieren mit Colistin ist hochgefährlich, weil die Menschen, die diese Tiere oder ihre Produkte verzehren, Resistenzen gegen das Antibiotikum entwickeln und dann im Krankheitsfall nicht mehr auf dessen Wirkung zählen können.
Es entstehen sogenannte multiresistente Keime; Erreger, die eine so hohe Widerstandsfähigkeit entwickeln haben, dass fast keines der gängigen Antibiotika mehr eine Wirkung auf sie hat. Die fatale Entwicklung hat bereits begonnen: Im Jahr 2015 wurde in China ein Colistin-resistentes Gen entdeckt, das zahlreiche Bakterien zu multiresistenten Erregern machen kann und seither in mehr als 20 Ländern nachgewiesen worden ist – in Lebensmitteln und Umweltproben ebenso wie bei Patienten.
Bewusster Konsum ohne Garnelen
Die Anreicherung von Tier- und Mastfutter mit Antibiotika und Wachstumshormonen ist ein massives Problem, das weltweit gravierende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben wird. Die chinesischen Garnelenfarmen sind neben der direkten Medikamentengabe häufig noch einer weiteren Gefahrenquelle ausgesetzt: Der Bloomberg Businessweek zufolge fließt nicht selten mit Urin und Fäkalien von nahe gelegenen Schweinemastbetrieben verseuchtes Grundwasser in die Zuchtteiche, wodurch die Meerestiere zusätzlich einer gewaltigen Menge Antibiotika und Chemikalien ausgesetzt sind.
Diese enorme Menge an schädlichen oder gar lebensbedrohenden Substanzen landet irgendwann in den Tiefkühltruhen und schließlich auf den Tellern europäischer, japanischer und US-amerikanischer Fischesser. Der Garnelen-Boom der letzten Jahrzehnte hat zu einer explosiven Nachfrage geführt, der die Produzenten nur durch zweifelhafte Maßnahmen beikommen können. Umwelt- oder soziale Probleme, von denen es eine ganze Reihe gibt, sind da noch gar nicht zur Sprache gekommen. Höchste Zeit also, dem gefährlichen Treiben ein Ende zu setzen und durch bewussten Konsum Verantwortung zu übernehmen. Es muss jetzt erst einmal klar sein: Garnelen sind tabu!
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Quellen: Bloomsberg Businessweek, Bilder: Depositphotos/svariophoto, ambassador80, Text: Ronja Kieffer